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Elenium-Triologie

Elenium-Triologie

Titel: Elenium-Triologie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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Zeltes, wo er in hilfloser Wut an seinen Handknöcheln kaute.
    Arasham klammerte sich immer noch an Sperbers Hals. »Mein geliebter Sohn und Erlöser«, rief er, während sich seine altersschwachen Augen mit Tränen füllten. »Gewiß hat Gott Euch mir gesandt. Nun muß uns alles gelingen! Gott ist auf unserer Seite! Mögen die Bösen vor uns erzittern!«
    »Wahrlich«, bestätigte Sperber und löste sanft die Hände des Greises von seinem Hals.
    Martels Gesicht war noch weiß vor Wut, als er verschlagen einwarf: »Da ist allerdings noch etwas, Heiliger, was Ihr nicht übersehen dürft. Sperber ist nur ein Mensch und deshalb sterblich, und die Welt steckt voll Gefahren. Wäre es nicht klüger…«
    »Wo bleibt dein Glaube, Martel?« unterbrach ihn Sperber rasch. »Es ist Gottes Plan, nicht meiner. Gott wird nicht zulassen, daß ich sterbe, ehe ich diese Mission für ihn zu Ende geführt habe. Verlaß dich auf ihn, teurer Bruder. Gott wird mir beistehen und mich gegen alle Gefahren beschützen. Diese Aufgabe ist meine Bestimmung, und Gott wird dafür sorgen, daß ich nicht versage.«
    In diesem Moment brachte der rehäugige Knabe die Melonen, und sie wandten sich allgemeineren Themen zu. Arasham hielt eine neuerliche Schmährede gegen die Kirche, während Martel Sperber stumm anfunkelte.
    Sperber beschäftigte sich mit seiner Melone, die überraschend gut schmeckte. Es war alles zu einfach gewesen, und das beunruhigte ihn ein wenig. Er kannte Martel und wußte, wie gerissen er war, und es sah ihm gar nicht ähnlich, daß er sich so leicht hatte überlisten lassen. Er blickte nachdenklich auf den Weißhaarigen, den er schon so lange haßte. Martel wirkte verwirrt, frustriert – und auch das paßte absolut nicht zu ihm. Der Martel, den er in seiner Jugend gekannt hatte, hätte sich so etwas nie anmerken lassen. Sperber wurde nun selbst ein wenig unsicher.
    »Mir ist noch ein Gedanke gekommen, Eure Heiligkeit«, sagte er. »Die Zeit ist in dieser Angelegenheit von entscheidender Bedeutung, deshalb ist es wichtig, daß meine Schwester und ich umgehend nach Deira zurückkehren, um Seiner Majestät zu berichten, daß Rendor bereit ist, und daß ich ihm dieses Wort nenne, das nur für seine Ohren bestimmt und in Eurem und meinem Herzen verschlossen ist. Wir haben selbstverständlich gute Pferde, doch ein schnelles Schiff könnte uns flußab Tage früher nach Jiroch bringen. Vielleicht kennt Ihr – oder einer Eurer Jünger – hier in Dabur einen verläßlichen Eigner, von dem ich ein Schiff heuern könnte.«
    Arasham blinzelte ihn kurzsichtig an. »Ein Schiff?« murmelte er.
    Aus dem Augenwinkel bemerkte Sperber, daß Sephrenia den Arm bewegte, als wolle sie nur den Ärmel zurückschütteln. Sofort wurde ihm bewußt, was sie die ganze Zeit getan hatte.
    »Heuern, mein Sohn?« Arasham strahlte ihn an. »Wir wollen doch nicht von Heuern reden. Ich selbst habe ein prächtiges Schiff! Nehmt es mit meinem Segen. Ich werde Euch zum Schutz einen Trupp meiner gutbewaffneten Männer mitgeben – und ich schicke ein Regiment, nein, eine Legion an den Ufern entlang, um sicherzugehen, daß Ihr Jiroch unbeschadet erreicht.«
    »Wie Ihr es für richtig haltet, Eure Heiligkeit«, bedankte sich Sperber, dann blickte er mit glücklichem Lächeln durch das Zelt zu Martel. »Ist es nicht wundersam, teuerer Bruder? Wahrlich, solche Weisheit und Großzügigkeit kann nur von Gott kommen.«
    »Ja«, antwortete Martel finster. »Ganz bestimmt.«
    »Ich muß mich beeilen, heiliger Arasham.« Sperber stand auf. »Wir ließen unsere Pferde und unser Gepäck in der Obhut eines Dieners zurück, in einem Haus am Stadtrand. Meine Schwester und ich werden sie sofort holen und spätestens in einer Stunde zurück sein.«
    »Gut, mein Sohn. Und ich werde meine Jünger anweisen, Schiff und Soldaten für Eure Flußfahrt bereitstellen zu lassen.«
    »Erlaub mir, dich bis zum Tor zu begleiten, teurer Bruder«, quetschte Martel zwischen den Zähnen hervor.
    »Mit Freuden, teurer Bruder«, entgegnete Sperber. »Deine Gesellschaft erfreut mein Herz wie immer.«
    »Kommt aber gleich zurück, Martel«, wies Arasham ihn an. »Wir müssen uns über diese wundersame und glückliche Fügung unterhalten und Gott dafür danken.«
    »Jawohl, Eure Heiligkeit.« Martel verbeugte sich. »Ich komme sofort wieder.«
    »Also in einer Stunde, Sperber«, sagte Arasham.
    »In einer Stunde, Eure Heiligkeit«, bestätigte Sperber mit einer tiefen Verbeugung. »Also, komm, Martel.«

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