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Elenium-Triologie

Elenium-Triologie

Titel: Elenium-Triologie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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auslaufen lasse? Es könnte die Verwirrung erhöhen, wenn ihr euch inmitten anderer Schiffe befindet.«
    »Ist das nicht etwas übertrieben?« meinte Sperber.
    »Ich weiß ja, wie bescheiden du bist, Sperber, aber gegenwärtig dürftest du der wichtigste Mann der Welt sein – jedenfalls bis du in Cimmura zurück bist und Vanion Bericht erstattet hast. Ich habe nicht vor, irgendwelche Risiken einzugehen, wenn ich sie vermeiden kann.« Er trat an die Gartenmauer und blinzelte in die untergehende Sonne. »Wir müssen uns beeilen«, sagte er. »Die Ebbe beginnt heute abend kurz nach Einbruch der Dunkelheit, und ich möchte euch bereits in dem Keller haben, wenn die Reling des Schiffs bis unter den Rand des Anlegestegs gesunken ist. Ich komme mit zum Hafen, um mich zu vergewissern, daß ihr auch sicher an Bord gelangt.«
    Gemeinsam ritten sie in die Hafengegend. Ihr Weg führte sie durch das Viertel, in dem Sperber während der Jahre, die er sich hier verborgen hielt, seinen Laden gehabt hatte. Die Häuser zu beiden Straßenseiten erschienen ihm fast wie alte Freunde, und er vermeinte ein paar der Leute zu kennen, die durch die schmalen Straßen heimwärts eilten, als die Sonne allmählich unterging.
    »Schuft!« Die Stimme hinter ihnen war vermutlich über die halbe Meerenge zu hören – und sie war schmerzhaft vertraut. »Meuchler!«
    »O nein!« stöhnte Sperber und zügelte Faran. »Dabei waren wir schon so nah.« Sehnsüchtig blickte er zu dem nur noch eine Straße entfernten Hafengasthof, zu dem Voren sie führte.
    »Ungeheuer!« fuhr die Stimme schrill fort.
    »Äh – Sperber«, sagte Kurik sanft, »täusche ich mich, oder versucht die Dame, deine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken?«
    »Hör nicht hin, Kurik.«
    »Wie Ihr meint, Meister!«
    »Meuchler! Schuft! Ungeheuer! Betrüger!«
    Nach kurzer Pause fügte die Frau hinzu: »Mörder!«
    »Sie übertreibt«, murmelte Sperber. Dann drehte er Faran seufzend herum. »Hallo, Lillias«, sagte er zu der Frau im langen Gewand und Schleier. Er hielt seine Stimme so sanft und friedfertig, wie er nur konnte.
    »Hallo, Lillias?« kreischte sie. » Hallo, Lillias! Ist das alles, was du zu sagen hast, Räuber?«
    Sperber mußte sich sehr anstrengen, nicht zu lachen. Auf gewisse Weise liebte er Lillias und freute sich, daß sie diesen Augenblick so sehr genoß. »Du siehst gut aus, Lillias«, sagte er im Plauderton, weil er wußte, daß eine solche Bemerkung sie erst richtig beflügeln würde.
    »Gut? Gut? Wenn du mich gemordet hast? Wenn du mir das Herz aus der Brust gerissen hast? Wenn du mich in den Sumpf tiefster Verzweiflung gestoßen hast?« Sie lehnte sich in tragischer Haltung zurück, den Kopf erhoben, die Arme weit ausgebreitet. »Kaum einen Bissen habe ich über meine Lippen gebracht, seit jenem schrecklichen Tag, als du mich ohne auch nur ein Kupferstück in der Gosse ausgesetzt hast!«
    »Ich habe dir den Laden überschrieben, Lillias!« wehrte er sich. »Er ernährte uns beide, ehe ich wegging. Gewiß bringt er mehr als genug ein, dich, eine einzelne Person, zu ernähren!«
    »Laden! Was schert mich der Laden, wenn du mein Herz gebrochen hast, Mahkra!« Sie warf ihre Kapuze zurück und riß den Schleier vom Gesicht. »Meuchler!« gellte sie. »Sieh dir an, was du getan hast!« Sie fing an, sich ihr langes, glänzendes schwarzes Haar zu raufen und die Fingernägel in ihr dunkles, vollippiges Gesicht zu krallen.
    »Lillias!« donnerte Sperber in dem Ton, den er während ihrer gemeinsamen Jahre nur ein paarmal hatte anwenden müssen. »Hör damit auf! Du wirst dich verletzen!«
    Aber Lillias war nun in vollem Schwung, und nichts konnte sie aufhalten.
    »Verletzen?« rief sie mit tragischer Stimme. »Was schert mich das? Eine Tote kann man nicht mehr verletzen! Möchtest du sehen, was verletzt ist, Mahkra? Mein Herz, Mahkra!« Sie riß ihr Gewand vorn auf, doch was sie entblößte, war nicht gerade ihr Herz.
    »O du meine Güte!« hauchte Kurik ehrfürchtig und starrte auf den plötzlich unbedeckten Busen. Voren wandte das Gesicht ab, um sein Lächeln zu verbergen. Sephrenia dagegen blickte Sperber mit leicht veränderter Miene an.
    »O Gott!« stöhnte Sperber. Er schwang sich aus dem Sattel. »Lillias«, sagte er scharf, »verhülle dich! Denk an die Nachbarn – und die Kinder, die zusehen!«
    »Was scheren mich die Nachbarn? Sollen sie doch gaffen!« Sie schob ihren vollen Busen noch weiter hinaus. »Was bedeutet einer Frau Scham, wenn ihr Herz tot

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