Elenium-Triologie
es war kindisch, das wußte er selbst, aber so war er manchmal eben.
Er gab dem Krämer eine Münze fürs Pferdehüten, schwang sich in Farans Sattel und ritt im Nieselregen über den Platz – ein breitschultriger Mann in grobem wollenem Umhang auf einem gefährlich dreinblickenden Fuchs.
Die Straßen außerhalb des Platzes waren menschenleer und dunkel, nur an den Kreuzungen zischelten rußige Fackeln im Regen und warfen ihren schwachen orangeroten Schein aufs Pflaster. Farans Hufe klapperten laut auf den verlassenen Straßen. Unmerklich ruckte Sperber im Sattel. Das Gefühl, das sich in ihm regte, war nur ganz schwach, kaum mehr als ein Prikkeln der Haut um Schultern und Nacken, doch er vermochte es sogleich zu deuten. Jemand beobachtete ihn, jemand, der keine guten Absichten hegte. Wieder rutschte Sperber leicht im Sattel und bemühte sich, diese Bewegung als normales Unbehagen eines sattelmüden Reiters erscheinen zu lassen. Seine Rechte war nun jedoch unter dem Umhang verborgen und legte sich um den Schwertgriff. Das drückende Gefühl von Bösem verstärkte sich, und schließlich sah er im flackernden Fackelschein an der nächsten Kreuzung eine dunkelgrau vermummte Gestalt, die so sehr mit den Schatten und dem Nieselregen verschmolz, daß sie kaum zu erkennen war.
Der Fuchs spannte die Muskeln und zuckte mit den Ohren.
»Ich sehe ihn, Faran«, versicherte Sperber ihm ruhig.
Weiter klapperten die Hufe über das Kopfsteinpflaster der Straße. Sie ritten durch den Fackelschein an der Kreuzung. Sperbers Augen paßten sich wieder der Dunkelheit an, doch der Vermummte war bereits in einem Durchgang oder hinter einer der schmalen Türen in der Häuserfront verschwunden und mit ihm Sperbers Gefühl, beobachtet zu werden. Die Straße barg momentan keine Gefahr mehr. Faran trottete weiter mit klappernden Hufen über die nassen Kopfsteine.
Sperbers Ziel, die Herberge, befand sich in einer abgelegenen Gasse hinter einem Hof mit festem Eichentor und erstaunlich dicken und hohen Mauern. Eine schwach glimmende Laterne hing neben einem verwitterten Holzschild, das bedrohlich knarrte, während es im regenschweren Wind hin und her schwang. Sperber lenkte Faran dicht an das Tor, lehnte sich im Sattel zurück und trat mit einem bespornten Fuß mehrmals kräftig auf die von Nässe dunklen Planken. Seine Tritte erfolgten in einem ganz bestimmten Takt.
Er wartete.
Alsbald öffnete das Tor sich krächzend nach innen, und die schattenhafte Gestalt des schwarzgewandeten Pförtners blickte hinaus. Der Mann, ebenfalls Ordensritter, nickte kurz und riß das Tor weiter auf, um Sperber einzulassen.
Der große Pandioner ritt in den naßglänzenden Hof und saß ab. Der Pförtner schloß und verriegelte das Tor hinter ihm, dann schlug er die Kapuze über dem stählernen Helm zurück und verbeugte sich. »Willkommen, Herr Ritter«, begrüßte er Sperber förmlich.
»Für Förmlichkeiten ist die Nacht zu weit vorangeschritten, Kamerad«, entgegnete Sperber mit einer knappen Verneigung.
»Förmlichkeit ist die Seele der Höflichkeit, Herr Sperber«, erwiderte der Pförtner ironisch. »Ich übe mich darin, wann immer sich die Gelegenheit ergibt.«
»Wie Ihr meint.« Sperber zuckte die Schultern. »Kümmert Ihr Euch um mein Pferd?«
»Selbstverständlich. Euer Knappe, Kurik, ist hier.«
Sperber nickte und löste die zwei schweren ledernen Satteltaschen.
»Ich bringe sie Euch hinauf, Kamerad«, erbot sich der Pförtner.
»Nicht nötig. Wo ist Kurik?«
»Im Obergeschoß, erste Tür, gleich neben der Treppe. Möchtet Ihr noch etwas zu essen?«
Sperber schüttelte den Kopf. »Nur ein Bad und ein warmes Bett.« Er wandte sich seinem Pferd zu, das eingenickt war, wobei es ein Hinterbein leicht angezogen hatte, so daß der Huf auf der Spitze ruhte. »Wach auf, Faran!« sagte er.
Der Fuchs öffnete die Augen und starrte ihn unfreundlich an.
»Geh mit diesem Ritter«, wies ihn Sperber an. »Und laß dich nicht hinreißen, ihn zu beißen oder zu treten oder an die Wand des Stalles zu drücken – und steig ihm auch nicht auf die Füße!« sagte er streng.
Der große Fuchs legte für einen Moment die Ohren zurück, dann seufzte er wie ein Mensch.
Sperber lachte. »Gebt ihm ein paar Möhren«, bat er den Pförtner.
»Wie haltet Ihr es mit diesem übellaunigen Biest nur aus, Sperber?«
»Wir passen gut zusammen«, entgegnete Sperber. »Es war ein feiner Ritt, Faran«, wandte er sich wieder an das Tier. »Danke, und angenehmen
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