Elenium-Triologie
erwachte im Morgengrauen. Als er aufstand, um die anderen zu wecken, stellte er fest, daß Tynian, Berit und Talen fehlten. Tynians Abwesenheit war erklärlich, er hielt Wache am Waldrand. Der Novize und der Junge dagegen hätten eigentlich noch schlafen müssen.
Sperber fluchte und weckte Sephrenia auf. »Berit und Talen sind irgendwohin verschwunden«, sagte er.
Sie blickte sich in der Dunkelheit rings um ihr gut verborgenes Lager um. »Wir werden warten müssen, bis es hell wird. Wenn sie bis dahin noch nicht zurück sind, bleibt uns nichts übrig, als nach ihnen zu suchen. Schürt einstweilen das Feuer, Sperber, und setzt meinen Teekessel auf.«
Der Himmel im Osten verriet bereits den Morgen, als Berit und Talen ins Lager zurückkehrten. Beider Augen glänzten aufgeregt.
»Wo seid ihr gewesen?« fragte Sperber heftig.
»Wir haben unsere Neugier befriedigt«, antwortete Talen, »und unseren Nachbarn einen Besuch abgestattet.«
»Könnt Ihr das für mich übersetzen, Berit?«
»Wir sind über die Felder geschlichen und haben ausgekundschaftet, wer dort lagert, Ritter Sperber.«
»Ohne mir zuvor Bescheid zu geben?«
»Ihr habt geschlafen«, warf Talen rasch ein. »Wir wollten Euch nicht wecken.«
»Es sind Styriker«, berichtete Berit ernst, »zumindest ein Teil. Die übrigen sind lamorkische Bauern. Die Männer am anderen Feuer sind ausschließlich Kirchensoldaten.«
»Konntet Ihr erkennen, ob es westliche Styriker waren oder Zemocher?«
»Ich kann einen Styriker nicht vom andern unterscheiden, aber die dort draußen haben Schwerter und Speere.« Berit runzelte die Stirn. »Vielleicht habe ich es mir nur eingebildet, aber ich fand, daß allesamt leblos wirkten. Erinnert Ihr Euch, wie stumpf die Gesichter des Trupps waren, der uns in Elenien angegriffen hat?«
»Ja.«
»Die Leute da draußen scheinen nicht viel anders zu sein. Sie unterhalten sich nicht, sie schlafen nicht einmal und sie haben keine Posten aufgestellt.«
»Nun, Sephrenia, was meint Ihr?« fragte Sperber. »Könnte der Sucher sich rascher erholt haben, als wir annahmen?«
»Nein«, versicherte sie ihm stirnrunzelnd. »Er könnte sie jedoch bereits auf uns angesetzt haben, bevor er nach Cimmura weiterzog. Sie würden alle Anweisungen befolgen, die er ihnen erteilt hat, aber sie könnten ohne ihn auf keine neue Situation reagieren.«
»Sie würden uns aber erkennen, nicht wahr?«
»Ja. Dafür hat der Sucher zweifellos gesorgt.«
»Und sie würden uns angreifen, sobald sie uns entdecken?«
»Ganz gewiß.«
»Ich glaube, dann sollten wir zusehen, daß wir möglichst rasch weiterkommen. Diese Leute sind uns für meinen Geschmack ein bißchen zu nahe. Ich reite zwar nicht gern durch unbekanntes Terrain, ehe es hell genug ist, aber unter diesen Umständen…« Dann wandte er sich wieder Berit zu und sagte streng: »Ich weiß die Information zu würdigen, die Ihr ausgekundschaftet habt, Berit, aber Ihr hättet das Lager nicht verlassen sollen, ohne mir zuvor Bescheid zu geben. Und erst recht hättet Ihr Talen nicht mitnehmen dürfen. Ihr werdet zwar bezahlt, genau wie ich, gewisse Risiken einzugehen, aber Ihr hattet ganz und gar kein Recht, den Jungen in Gefahr zu bringen.«
»Er hat ja gar nicht gewußt, daß ich ihm nachgeschlichen bin, Sperber«, warf Talen ein. »Ich habe gesehen, wie er aufgestanden ist, und war neugierig, was er vorhatte, also bin ich hinter ihm her. Er hat gar nicht bemerkt, daß ich ganz in seiner Nähe war, bis uns die Lagerfeuer fast ins Gesicht schienen.«
»Das entspricht nicht ganz der Wahrheit, Ritter Sperber«, berichtigte Berit peinlich berührt. »Talen hat mich aufgeweckt und vorgeschlagen, daß wir uns die Männer dort draußen ansehen. Ich hielt das für eine gute Idee. Tut mir leid. Ich kam gar nicht auf den Gedanken, daß ich ihn in Gefahr bringen könnte.«
Talen blickte den Novizen verärgert an. »Warum habt Ihr das getan? Ich habe Ritter Sperber eine so schön glaubhafte Lüge erzählt, die Euch Schwierigkeiten erspart hätte!«
»Ich habe einen Eid geschworen, die Wahrheit zu sagen.«
»Aber ich nicht. Ihr hättet nur den Mund halten müssen. Sperber wird mich nicht hauen, weil ich zu klein bin. Bei Euch ist das eine andere Sache.«
»Ich kann mir nichts Erbaulicheres vorstellen als ein Streitgespräch über Moralvorstellungen vor dem Frühstück«, warf Kalten ein. »Wo wir gerade vom Frühstück reden…« Er blickte vielsagend zum Feuer.
»Die Reihe ist an Euch«, erinnerte Ulath
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