Elenium-Triologie
Sperber und seine Gefährten trieben die restlichen Gegner zusammen und machten sie nieder.
Kalten schwang sich aus dem Sattel und schritt zu jedem der in ihrem Blut liegenden Gefallenen. Sperber wandte sich ab, als sein Freund sein Schwert in jeden Körper stieß. »Wollte nur sichergehen«, erklärte Kalten, als er sein Schwert in die Scheide zurückschob und wieder aufsaß. »Von denen wird keiner mehr eine Nachricht weitergeben können.«
»Berit«, bat Sperber, »holt Sephrenia und die beiden Kinder. Wir halten hier Wache. Und noch etwas. Schneidet uns neue Lanzenschäfte. Unsere alten haben ihren Dienst getan.«
»Jawohl, Ritter Sperber.« Der Novize ritt zum Wald zurück. Sperber schaute sich um und sah einen mit Röhricht fast zugewachsenen Tümpel. »Verstecken wir sie dort«, sagte er mit einem Blick auf die Leichen. »Unsere Gegner sollen nicht zu früh herausfinden, daß wir hiergewesen sind.«
»Sind alle ihre Pferde davongelaufen?« fragte Kalten.
»Ja«, antwortete Ulath. »Das tun Pferde immer, wenn gekämpft wird.«
Sie zerrten die Leichen zu dem Tümpel und warfen sie ins Schilf. Bis sie fertig waren, kehrte Berit bereits mit Sephrenia, Talen und Flöte zurück. Die neuen Lanzenschäfte lagen quer vor seinem Sattel. Sephrenia hielt die Augen vom blutgetränkten Gras abgewandt.
Er dauerte nur wenige Minuten, die Stahlspitzen an den neuen Lanzenschäften zu befestigen, dann ritt die Gruppe weiter.
»Jetzt habe ich aber richtigen Hunger«, erklärte Kalten, als sie zum Galopp ansetzten.
»Wie könnt Ihr nur!« Abscheu klang in Sephrenias Stimme mit.
»Was habe ich denn gesagt?« fragte Kalten, an Sperber gewandt.
»Laß nur.«
Die nächsten Tage vergingen ohne unliebsame Zwischenfälle. Sperber und die anderen blickten immer wieder über die Schulter, während sie dahingaloppierten. Jede Nacht suchten sie sich ein Versteck für ihr Lager und entfachten nur kleine, gut abgeschirmte Feuer. Und dann machte der Himmel schließlich seine Drohung der letzten Tage wahr. Es begann nieselnd zu regnen, während sie weiter nordostwärts ritten.
»Wundervoll!« sagte Kalten sarkastisch, als er den grauen Himmel betrachtete.
»Ihr solltet beten, daß es stärker regnet«, riet Sephrenia ihm. »Der Sucher wird inzwischen wieder unterwegs sein, aber wenn unsere Spur vom Regen ausgewaschen ist, kann er sie nicht wittern.«
»Daran hatte ich nicht gedacht«, gestand Kalten.
In regelmäßigen Abständen saß Sperber ab und legte einen Stecken, den er von einer bestimmten niedrigen Strauchart schnitt, sorgfältig so auf den Boden, daß er in die Richtung wies, die sie eingeschlagen hatten.
»Warum macht Ihr das?« fragte Tynian ihn schließlich und zog sich seinen tropfnassen blauen Umhang enger um die Schultern.
»Damit Kurik sehen kann, welchen Weg wir genommen haben«, erklärte Sperber, während er wieder aufsaß.
»Sehr schlau, aber wie soll er wissen, hinter welchen Strauch er schauen soll?«
»Weil es immer die gleiche Art von Strauch ist. Kurik und ich machen das schon seit langer Zeit so.«
Der Regen fiel ohne Unterlaß. Die Nässe war überall. Lagerfeuer konnten kaum angezündet und am Brennen gehalten werden. Dann und wann kamen sie an lamorkischen Ortschaften vorbei, und hin und wieder an Einödhöfen. Die Leute blieben meist unter ihren Dächern, und die Rinder auf den Weiden waren naß und unzufrieden.
Die Gefährten waren dem See nicht mehr fern, als Bevier und Kurik sie schließlich an einem stürmischen Nachmittag einholten, an dem der Wind den unaufhörlichen Regen fast waagerecht vor sich her peitschte.
»Wir haben Ortzel in der Basilika abgesetzt«, berichtete Bevier und wischte sich über das triefnasse Gesicht. »Dann haben wir Dolmant aufgesucht und ihm berichtet, was sich hier in Lamorkand tut. Er teilt unsere Meinung, daß der Aufruhr dazu dienen soll, die Ordensritter aus Chyrellos zu locken. Er wird tun, was er kann, um das zu verhindern.«
»Gut.« Sperber nickte. »Mir gefällt der Gedanke, daß Martel sich vergeblich so viel Mühe gemacht hat. Gab es unterwegs irgendwelche Schwierigkeiten?«
»Keine ernstlichen. Die Straßen werden jedoch allesamt patrouilliert, und in Chyrellos wimmelt es von Soldaten.«
»Und ich nehme an, daß alle Soldaten Annias treu ergeben sind?« brummte Kalten.
»Es gibt auch noch andere Kandidaten für die Erzprälatur, Kalten«, erinnerte Tynian. »Wenn Annias seine Truppen nach Chyrellos bringt, ist anzunehmen, daß andere Bewerber die
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