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Elenium-Triologie

Elenium-Triologie

Titel: Elenium-Triologie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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ihrer Rückkehr ein wenig nach.
    »Und?« fragte Kurik. Er schaute unter dem Segeltuch hervor, das er schräg über das Feuer gespannt hatte.
    »Ein paar Meilen südwärts steigt Rauch auf«, antwortete Kalten, der sich aus dem Sattel schwang. »Aber wir haben niemanden gesehen.«
    »Trotzdem müssen wir wachsam sein«, erklärte Sperber. »Wenn Bevier weiß, daß die Thalesier in dieser Gegend kämpften, müssen wir damit rechnen, daß die Zemocher es gleichfalls wissen – und auch der Sucher, der gewiß ebenfalls Streiter in dieser Gegend haben wird.«
    Sie waren an diesem Abend ungewöhnlich still, während sie unter Kuriks Segeltuchdach saßen, das den Regen davon abhielt, ihr Feuer zu löschen. Dieser Ort war ihr Ziel, seit sie Cimmura vor Wochen verlassen hatten, und bald würde sich herausstellen, ob diese Reise wirklich einen Sinn gehabt hatte. Vor allem Sperber machte sich Sorgen. Er hätte es am liebsten sofort in Angriff genommen, aber er achtete Tynians Gefühle. »Ist sie sehr kompliziert?« fragte er den breitschultrigen Deiraner. »Die Nekromantie, meine ich.«
    »Es geht hier um keinen gewöhnlichen Zauber, wenn Ihr das meint«, erwiderte Tynian. »Der Spruch ist sehr lang, außerdem müssen Diagramme auf den Boden gezeichnet werden, die Schutz bieten. Manchmal wollen die Toten nicht geweckt werden, und sie können einem so allerlei Unangenehmes zufügen, wenn sie aufgebracht sind.«
    »Wie viele auf einmal wollt Ihr beschwören?« fragte Kalten interessiert.
    »Nur einen«, erklärte Tynian bestimmt. »Ich möchte nicht einem ganzen Trupp gleichzeitig gegenüberstehen. Es mag zwar ein bißchen länger dauern, dafür ist es bedeutend sicherer.«
    »Nun ja, der Fachmann seid Ihr.«
    Der Morgen dämmerte naß und trüb. Der Regen war im Lauf der Nacht wieder stärker geworden. Die aufgeweichte Erde hatte bereits mehr Wasser abbekommen, als sie aufzunehmen vermochte, und so hatten sich überall Lachen gebildet, auf die der Regen einprasselte.
    »Ein Tag wie geschaffen, um Tote zu wecken«, bemerkte Kalten grimmig. »Sonnenschein wäre da ja auch völlig unpassend.«
    »Nun denn.« Tynian erhob sich. »Fangen wir an.«
    »Wollen wir nicht zuvor frühstücken?« wandte Kalten ein.
    »Ihr werdet froh sein, wenn Ihr nichts im Magen habt, Kalten«, versicherte ihm Tynian. »Das dürft Ihr mir glauben.«
    »Sieht gar nicht so aus, als wäre hier viel gegraben worden«, stellte Berit fest, der sich umgesehen hatte. »Vielleicht wissen die Zemocher doch nicht, wo die Thalesier verscharrt wurden.«
    »Wir können es nur hoffen«, entgegnete Tynian. »Ich glaube, wir fangen gleich hier an.« Er hob einen dürren Ast vom Boden und machte sich daran, ein Diagramm in die aufgeweichte Erde zu zeichnen.
    »Benutzt lieber das.« Sephrenia reichte ihm eine Seilrolle. »Ein in trockenen Boden gekratztes Diagramm ist natürlich auch geeignet, aber hier sind Lachen, und da wäre es möglich, daß die Geister das Zeichen nicht in seiner Gänze sehen können.«
    »Dieses Risiko dürfen wir auf keinen Fall eingehen«, sagte Tynian erschrocken. Er legte das Seil in einem verwirrenden Muster auf den Boden. Die Kurven und Kreise und asymmetrischen Sterne wirkten seltsam bannend. »Stimmt es so?« fragte er Sephrenia.
    Sie wies mit der Hand. »Dort drüben ein bißchen mehr nach links.«
    Er korrigierte es.
    »So ist es viel besser. Sprecht die Beschwörung laut, dann kann ich eingreifen, falls etwas nicht genau stimmt.«
    »Nur reine Neugier, kleine Mutter«, warf Kalten ein, »warum macht Ihr es nicht? Ihr versteht doch zweifellos mehr davon als alle anderen.«
    »Ich bin nicht stark genug«, gestand sie. »Dieses Ritual ist im Grunde genommen ein Kampf mit den Toten, um sie zu zwingen, sich zu erheben. Für so etwas bin ich ein bißchen zu klein.«
    Tynian begann in styrischer Sprache mit klangvoller, eigenartig auf- und abschwellender Stimme zu reden, und die Gesten, mit denen er die Worte begleitete, waren langsam und feierlich. Dann wurde seine Stimme lauter, befehlender. Schließlich hob er die Hände und schlug sie einmal fest zusammen.
    Zunächst tat sich scheinbar nichts. Dann schien es, als würde der Boden innerhalb des Diagramms leicht erbeben. Langsam, qualvoll, erhob sich etwas aus der Erde.
    »Großer Gott!« keuchte Kalten, als er entsetzt auf die gräßlich verstümmelte Gestalt starrte.
    »Redet mit ihm, Ulath«, preßte Tynian zwischen den zusammengebissenen Zähnen hervor. »Ich kann ihn nicht sehr lange

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