Elenium-Triologie
Arbeit.« Tynian hob zwei abgetrennte Köpfe an den Haaren hoch, um seine Worte zu verdeutlichen.
»Sehr komisch«, sagte Bevier trocken.
Nachdem sie alle Teile der toten, zerhackten Zemocher und deren Waffen im Graben zugeschaufelt hatten, ritten sie zum Strand zurück, wo Sephrenia auf ihrem Schimmel saß und Flötes Gesicht hinter dem Saum ihres Umhangs verbarg, während sie selbst die Augen abwandte. »Seid Ihr fertig?« fragte sie, als Sperber und die anderen bei ihr anlangten.
»Es ist vorbei«, versicherte er ihr. »Ihr könnt Euch wieder umdrehen.« Stirnrunzelnd fuhr er fort: »Kalten hat mich da auf etwas aufmerksam gemacht. Er meinte, daß es fast zu leicht sei. Diese Leute greifen blindlings an, als wollten sie den Tod suchen.«
»So ist es aber nicht, Sperber«, entgegnete sie. »Der Sucher hat mehr als genug Männer zur Verfügung. Er ist bereit, Hunderte zu opfern, um auch nur einen einzigen von uns zu töten – und Hunderte mehr für den nächsten.«
»Das sind aber keine erfreulichen Aussichten. Wenn er so viele Streiter hat, warum schickt er sie dann in so kleinen Gruppen aus?«
»Das sind Spähtrupps. Ameisen und Bienen machen es genauso. Sie senden kleine Gruppen aus, die aufspüren sollen, was der Ameisenstaat oder das Bienenvolk sucht. Der Sucher ist zuallererst ein Insekt, und er denkt wie ein solches – trotz Azash.«
»Wenigstens können seine Krieger keine Meldungen weiterleiten«, sagte Kalten und wies auf den zugeschütteten Graben. »Diese da jedenfalls schaffen es nicht mehr.«
»Sie haben es bereits«, widersprach Sephrenia. »Der Sucher weiß, wann er Krieger verliert. Er kann vermutlich nicht genau feststellen, wo wir uns befinden, aber er weiß, daß wir seine Streiter töten. Wir sollten lieber von hier verschwinden. Wenn ein Trupp da draußen war, gibt es vermutlich noch weitere. Wir wollen vermeiden, daß sie von allen Seiten auf uns einstürmen.«
Ulath redete ernst auf Berit ein, während sie weiterritten. »Ihr müßt Eure Axt jederzeit vollkommen beherrschen. Schwingt sie nie so weit, daß Ihr nicht sofort erneut zuschlagen könnt.«
»Ich verstehe, was Ihr meint«, antwortete Berit ebenso ernst.
»Eine Streitaxt ist eine Waffe, die man genauso geschickt handhaben kann wie ein Schwert – wenn man sie richtig zu führen versteht. Merkt Euch das, Junge«, riet Ulath. »Euer Leben mag davon abhängen.«
»Ich dachte, die Hauptsache ist, man schlägt damit so fest zu, wie man kann.«
»Die Schlagkraft ist nicht das Entscheidende«, erwiderte Ulath, »jedenfalls nicht, solange Ihr dafür sorgt, daß die Axt immer scharf ist. Wenn Ihr eine Walnuß mit dem Hammer knackt, schlagt Ihr ja auch nur so fest darauf, wie nötig ist, um die Schale zu brechen. Ihr wollt ja nicht die ganze Nuß zerschmettern. Falls Ihr einen Feind zu hart trefft, kann es geschehen, daß die Klinge in ihm steckenbleibt, und dann seid Ihr arg im Nachteil, wenn Ihr Euch dem nächsten Gegner stellen müßt.«
»Ich wußte nicht, daß eine Streitaxt eine so komplizierte Waffe ist«, sagte Kalten leise zu Sperber.
»Ich glaube, der Umgang mit der Axt ist in Thalesien beinahe eine Art Kult«, antwortete Sperber. Er blickte auf Berit, der Ulath hingebungsvoll lauschte.
»Ich sage es nicht gern, aber wir haben vermutlich einen guten Schwertkämpfer verloren. Berit hängt an dieser Axt, und Ulath ermutigt ihn auch noch.«
Gegen Ende ihres Tagesritts machte das Seeufer eine Biegung nach Nordosten. Bevier ließ den Blick schweifen, um sich zu orientieren. »Ich glaube, wir halten am besten hier an, Sperber«, riet er. »Soweit ich es abschätzen kann, dürften die Thalesier in dieser Gegend auf die Zemocher gestoßen sein.«
»Gut.« Sperber nickte. »Alles Weitere ist wohl Eure Sache, Tynian.«
»Ich gehe es gleich morgen früh an«, antwortete der Alzioner.
»Warum nicht jetzt sofort?« fragte Kalten ihn.
»Es wird bald dunkel sein«, antwortete Tynian mit düsterer Miene. »Ich beschwöre des Nachts keine Geister.«
»Ach?«
»Nur, weil ich weiß, wie man es macht, heißt das noch lange nicht, daß ich es gern tue. Ich will Tageslicht um mich haben, wenn die Geister erscheinen. Diese Männer fielen im Kampf, also werden sie keinen erfreulichen Anblick bieten. Deshalb möchte ich nicht unbedingt, daß sie mir im Finstern entgegentreten.«
Sperber und die anderen Ritter machten sich daran, das Umfeld auszukundschaften, während Kurik, Berit und Talen das Lager aufschlugen. Der Regen ließ bei
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