Elenium-Triologie
seine Königin über ihn kam, wandte er sich rasch anderen Dingen und anderen Erinnerungen zu.
Der Regen war kalt und mehr als ungemütlich, und so ließ Sperber seine Gedanken nach Rendor wandern, wo die sengende Sonne jeden Hauch von Feuchtigkeit in der Luft verbrannte. Wie gut er sich an die schwarzverschleierten Frauen erinnerte, die sich im Morgengrauen anmutig zum Brunnen begaben, noch ehe die Sonne die Straßen von Jiroch in einen Backofen verwandelten. Mit schiefem Lächeln besann er sich auf Lillias und fragte sich, ob ihr die melodramatische Szene in der hafennahen Straße die Art von Respekt verschafft hatte, auf die sie so versessen gewesen war.
Und dann fiel ihm wieder Martel ein und die Nacht in Arashams Zelt in Dabur. Er erinnerte sich gern daran, denn seinen Erzfeind so wütend und hilflos zu sehen war beinahe so befriedigend, wie ihn zum Todesstoß vor der Klinge zu haben. »Aber eines Tages ist es soweit, Martel«, murmelte er. »Dann wirst du für alles bezahlen!« Diesem erfreulichen Gedanken hing Sperber nach, während der Regen um ihn herum niederprasselte. Er malte sich alle Einzelheiten dieser letzten Auseinandersetzung mit Martel aus, bis es Zeit war, Ulath für die Ablösung aufzuwecken.
Bei Tagesanbruch ritten sie weiter den regengepeitschten Strand entlang.
Irgendwann am Vormittag hielt Sephrenia abrupt ihren Schimmelzelter an. »Zemocher!« zischte sie warnend.
»Wo?« fragte Sperber.
»Das weiß ich nicht, aber ganz in der Nähe, und ihre Absichten sind nicht freundlich.«
»Wie viele?«
»Das ist schwer zu sagen, Sperber. Mindestens ein Dutzend, aber wahrscheinlich keine zwanzig.«
»Nehmt die Kinder, und reitet mit ihnen bis ans Wasser hinunter.« Sperber wandte sich an seine Kameraden. »Wollen doch mal sehen, ob wir die Kerle nicht aufscheuchen können. Ich möchte sie nicht im Rücken haben.«
Die Ritter legten ihre Lanzen ein und ließen die Pferde im Schritt durch den Schlamm waten. Berit und Kurik deckten die Flanken.
Die Zemocher hatten sich keine hundert Meter vom Strand entfernt in einem Graben versteckt. Als sie die sieben Elenier auf sich zustürmen sahen, erhoben sie sich mit den Waffen in den Fäusten. Es waren fünfzehn, doch sie hatten den Nachteil, daß sie unberitten waren. Sie stießen keinen Schlachtruf aus, ja, sie gaben keinen Laut von sich, und ihre Augen waren leer.
»Es sind Leute des Suchers!« warnte Sperber. »Seid vorsichtig!«
Als die Ritter sie fast erreicht hatten, rückten die Zemocher voran, ohne der Lanzen zu achten oder ihnen auszuweichen.
»Lanzen fallen lassen!« befahl Sperber. »Sie sind zu nah!«
Er warf seine Lanze zur Seite und langte nach dem Schwert. Wieder griffen die vom Sucher beherrschten Männer in gespenstischem Schweigen an, ohne sich um das Schicksal ihrer gefallenen Kameraden zu kümmern. Obwohl in der Überzahl, waren sie keine ernstzunehmenden Gegner für die berittenen Elenier, und ihr Schicksal war besiegelt, als Kurik und Berit sie umgingen und von hinten angriffen.
Der Kampf dauerte keine zehn Minuten.
»Jemand verwundet?« Sperber schaute in die Runde.
»Einige, würde ich sagen«, entgegnete Kalten und blickte auf die Leichen im Schlamm. »Das kommt mir allmählich ein wenig zu leicht vor, Sperber. Sie greifen an, als suchten sie den Tod.«
»Da bin ich jederzeit gern gefällig«, brummte Tynian und wischte sein Schwert am Kittel eines toten Zemochers ab.
»Schaffen wir sie in den Graben zurück, in dem sie uns aufgelauert haben«, bestimmte Sperber. »Kurik, hol deinen Spaten. Wir schaufeln sie zu.«
»Das nennt man Beweisstücke beseitigen«, stellte Kalten verschmitzt fest.
»Es könnten noch weitere in der Nähe sein«, erklärte Sperber. »Es müssen ja nicht gleich alle wissen, daß wir hier waren.«
»Gut, aber ich möchte erst sichergehen, daß sie tot sind, ehe ich sie zum Graben schleife. Würde mir gar nicht gefallen, wenn einer aufwacht, während meine Hände mit seinen Fußgelenken beschäftigt sind.«
Kalten saß ab und machte sich daran, »sicherzugehen«. Dann legten sie alle mit Hand an. Der glitschige Schlamm erleichterte es ihnen, die Leichen zum Graben zu ziehen. Kurik schaufelte Schlamm über die Toten.
»Bevier«, fragte Tynian, »hängt Ihr wirklich so sehr an Eurer Lochaber?«
»Ich habe mich für diese Waffe entschieden«, antwortete Bevier. »Warum fragt Ihr?«
»Weil das Aufräumen länger dauert, wenn Ihr die Schädel derart abhackt. Dann haben wir mit jedem doppelte
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