Elenium-Triologie
eine Rippe in die Lunge sticht.«
»Da kann ich dir nur beipflichten.« Kalten zuckte zusammen. »Mir tut alles weh, da brauche ich keine zusätzlichen Probleme. Wie geht es Bevier?«
»Das wissen wir noch nicht. Sephrenia sieht gerade nach ihm.«
Beviers Verletzungen waren offenbar ernster als die Kaltens. Nachdem Sperber einen breiten Leinenstreifen fest um die Brust seines Freundes gewunden hatte, untersuchte er ihn nach weiteren Verletzungen und hüllte ihn schließlich fürsorglich in seinen Umhang. Dann ging er, um sich nach dem Arzier zu erkundigen. »Wie geht es ihm?« fragte er Sephrenia.
»Nicht sehr gut, Sperber«, erwiderte sie ernst. »Er hat zwar keine offenen Wunden, aber ich befürchte innere Blutungen.«
»Kurik! Berit!« rief Sperber. »Stellt die Zelte auf. Wir müssen sie aus dem Regen schaffen.« Er schaute sich um und sah Talen davongaloppieren . »Was hat er vor?« fragte er scharf.
»Ich habe ihn fortgeschickt, damit er einen Wagen besorgt«, erklärte Kurik. »Die Verwundeten müssen so rasch wie möglich zu einem Arzt, und ihr Zustand erlaubt nicht, daß sie im Sattel sitzen.«
Ulath blickte Sperber stirnrunzelnd an. »Wie habt Ihr es geschafft, dieser Kreatur den Speer in die Brust zu stoßen?« fragte er. »Meine Streitaxt ist einfach abgeprallt.«
»Ich bin mir nicht sicher«, antwortete Sperber nachdenklich.
»Es war den Ringen zu verdanken«, erklärte Sephrenia, ohne von dem bewußtlosen Bevier aufzublicken.
»Ich hatte das Gefühl, daß irgend etwas vor sich ging, als ich nach dem Ungeheuer stach«, gestand Sperber. »Aber wieso hatten die Ringe nie zuvor diese Kraft?«
»Weil sie getrennt waren«, erwiderte Sephrenia. »Nun aber habt Ihr den einen an Eurer Hand und den anderen im Aufsatz des Speers. Wenn sie solcherart zusammenkommen, verfügen sie über gewaltige Kraft. Sie sind Teil des Bhelliom.«
»Das erklärt es«, sagte Ulath. »Aber was ist schiefgegangen? Tynian hat versucht, thalesische Geister zu beschwören. Wieso hat er dieses Ungeheuer geweckt?«
»Offenbar hat er es am falschen Grab versucht«, antwortete Sephrenia. »Nekromantie ist keine sehr exakte Wissenschaft, fürchte ich. Als die Zemocher ihren Feldzug begannen, hat Azash ihnen einige seiner Kreaturen mit auf den Weg gegeben. Versehentlich hat Tynian leider eine von ihnen beschworen.«
»Was fehlt ihm?«
»Die geistige Berührung mit diesem Ungeheuer hätte ihn beinahe den Verstand gekostet.«
»Wird er wieder gesund?«
»Ich weiß es nicht, Ulath. Ich weiß es wirklich nicht.«
Berit und Kurik hatten die Zelte aufgestellt, so daß Sperber und Ulath nun ihre verletzten Freunde hineintragen konnten.
»Wir brauchen ein Feuer«, sagte Kurik. »Doch heute eines am Brennen zu halten wird nicht leicht sein. Ich habe nur noch ganz wenig trockenes Holz. Aber die Verwundeten sind naß und kalt, und wir müssen sie unbedingt trocken und warm kriegen!«
»Und weißt du schon wie?«
»Ich muß mir erst noch was einfallen lassen.«
Es war schon früher Nachmittag, als Talen mit einem wackligen Wagen zurückkam, der kaum mehr als ein Karren war.
»Das Beste, was ich auftreiben konnte«, entschuldigte er sich.
»Hast du ihn stehlen müssen?« fragte Kurik.
»Nein. Ich wollte nicht, daß die Bauern hinter mir herjagen.
Ich habe ihn gekauft.«
»Womit?«
Talen blickte verschmitzt auf den Geldbeutel, der vom Gürtel seines Vaters hing. »Fühlst du dich auf der Seite nicht ein wenig leichter, Kurik?«
Kurik fluchte und schaute sich den Beutel genauer an. Er war unten ein Stück aufgeschlitzt.
»Ich habe nicht alles gebraucht. Da ist der Rest.« Talen streckte Kurik eine Handvoll Münzen entgegen.
»Du hast mir Geld gestohlen?«
»Sei vernünftig, Kurik. Sperber und die anderen tragen Rüstungen, und ihre Beutel sind darunter. Deiner war der einzige, an den ich herankonnte.«
»Was ist unter dem Segeltuch?« fragte Sperber, der auf den Wagen blickte.
»Trockenes Brennholz«, antwortete der Junge. »Der Bauer hatte die halbe Scheune voll. Ich habe auch ein paar Hühner mitgenommen. Den Wagen habe ich zwar nicht gestohlen, wohl aber das Holz und die Hühner – irgendwie muß ich ja in Übung bleiben. Übrigens, der Bauer heißt Wat, er schielt und kratzt sich die ganze Zeit. Als ich gestern abend an der Schankstube vorbeigekommen bin, habe ich jemand sagen hören, daß er vielleicht was weiß.«
ZWEITER TEIL GHASEK
10
Der Regen ließ ein wenig nach, und ein unsteter Wind blies vom See
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