Elenium-Triologie
draußen.«
Sperber seufzte. »Ich sagte, komm her, Talen. Sträub dich nicht jedesmal erst, wenn ich dir was auftrage!«
Brummelnd kam der Junge aus dem Zelt und näherte sich Sperber mißtrauisch. »Hab' ich mich wieder mal unbeliebt gemacht?«
»Nicht, daß ich wüßte. Du hast gesagt, daß der Bauer, von dem du den Wagen gekauft hast, Wat heißt?«
»Ja.«
»Wie weit ist sein Hof von hier?«
»Ungefähr zwei Meilen.«
»Wie sieht er aus?«
»Seine Augen schauen in zwei verschiedene Richtungen gleichzeitig, und er kratzt sich viel. Ist das nicht der Mann, von dem der Alte in der Schankstube Euch erzählt hat?«
»Woher weißt du davon?«
»Ich war vor der Tür und hab's mitgekriegt.«
»Du hast gelauscht?«
»Ich weiß nicht, ob ich es so nennen würde. Ich bin ein Kind, Sperber – zumindest denken die Leute das. Erwachsene meinen, daß sie Kindern nichts zu sagen brauchen. Ich hab' festgestellt, daß mir gar nichts anderes übrigbleibt, als es selber herauszufinden, wenn ich etwas unbedingt wissen muß.«
»Ganz so unrecht hat er da nicht, Sperber«, sagte Ulath.
»Hol dir deinen Umhang«, riet Sperber dem Jungen. »Wir werden diesen kratzenden Bauern besuchen, du und ich.«
Talen blickte in den trostlosen Regen und seufzte.
Im Zelt verstummte Flötes Melodie, und auch Sephrenia sprach nicht mehr.
»Ich frage mich, ob das ein gutes oder ein schlechtes Zeichen ist«, murmelte Ulath.
Sie warteten angespannt. Nach ein paar Augenblicken schaute Sephrenia aus dem Zelt. »Ich glaube, er wird jetzt genesen. Kommt herein und redet mit ihm. Ich werde es genauer wissen, wenn ich höre, wie er antwortet.«
Tynian lehnte halb sitzend an einem Kissen. Sein Gesicht war noch aschgrau und seine Hände zitterten. Sein Blick war zwar verstört, doch er wirkte wach und bei Sinnen.
»Wie fühlt Ihr Euch?« Sperber bemühte sich, gleichmütig zu klingen.
Tynian lachte schwach. »Wenn Ihr wirklich die Wahrheit wissen wollt: ich fühle mich, als wäre ich von innen nach außen gewendet und dann verkehrt wieder umgedreht worden. Ist es Euch gelungen, diese Monstrosität zu töten?«
»Sperber hat sie mit seinem Speer vertrieben«, erwiderte Ulath.
Angst sprach aus Tynians Augen. »Dann kann sie also wiederkommen?«
»Das ist sehr unwahrscheinlich«, antwortete Ulath. »Sie ist in den Grabhügel zurückgesprungen und hat ihn hinter sich geschlossen.«
»Gott sei Dank!« seufzte Tynian.
»Ihr müßt jetzt schlafen«, bestimmte Sephrenia. »Wir können uns später weiter unterhalten.«
Tynian nickte und legte sich zurück.
Sephrenia zog ihm die Decke wieder bis zum Hals hoch und begleitete Sperber und Ulath aus dem Zelt. »Ja, er wird genesen. Ich habe mich gleich viel zuversichtlicher gefühlt, als ich ihn lachen hörte. Er wird noch geraume Zeit brauchen, aber er befindet sich auf dem Weg der Besserung.«
»Ich reite mit Talen zu dem Bauern und unterhalte mich mit ihm«, sagte Sperber. »Er ist offenbar der Mann, auf den der Greis in der Schenke uns aufmerksam gemacht hat. Vielleicht bekommen wir sogar einen Hinweis von ihm, wohin wir uns als nächstes wenden müssen.«
»Der Versuch kann nicht schaden«, sagte Ulath, doch seine Miene verriet, daß er sich nicht viel davon versprach. »Kurik und ich sehen derweil hier nach dem Rechten.«
Sperber nickte und verschwand in dem Zelt, das er üblicherweise mit Kalten teilte. Er legte seinen Panzer ab und schlüpfte statt dessen in sein einfaches Kettenhemd und in dicke wollene Überhosen. Dann gürtete er sein Schwert um, legte sich den grauen Reiseumhang um die Schultern und trat hinaus ans Feuer. »Komm jetzt, Talen!« rief er.
Der Junge trat mit Duldermiene aus dem Zelt. Seinen noch feuchten Umhang hatte er fest um sich gewickelt. »Ich kann es Euch wohl nicht doch noch ausreden, oder?«
»Nein.«
»Dann kann ich nur hoffen, daß der Bauer sich noch nicht in seiner Scheune umgesehen hat. Könnte sein, daß ihm nicht gefällt, wie arg sein Brennholzvorrat geschrumpft ist.«
»Ich werde es bezahlen, wenn es sein muß.«
Talen zuckte zusammen. »Nachdem ich mir soviel Mühe gegeben habe, das Holz zu stehlen? Sperber, das wäre entwürdigend! Ja, vielleicht sogar ehrlos!«
Sperber blickte ihn mit hochgezogener Braue an. »Eines Tages wirst du mir den Ehrenkodex eines Diebes erklären müssen.«
»Der ist ganz einfach, Sperber. Die erste Regel lautet: Bezahle für nichts.«
»So etwas Ähnliches habe ich mir schon gedacht.«
Im Westen lichtete sich der
Weitere Kostenlose Bücher