Elenium-Triologie
hatten, was vorgefallen war, begruben sie ihre Landsleute und errichteten den Hügel über ihren Gräbern. Dieser zweite Trupp erreichte den Randerasee jedoch nicht. Sämtliche Streiter kamen zwei Tage später in einem Hinterhalt ums Leben.‹«
»Das erklärt, weshalb niemand wußte, wo Sarak begraben wurde.« Ulath nickte düster. »Niemand hatte überlebt, der davon hätte berichten können.«
Bevier sagte nachdenklich: »Könnte es des Königs Krone gewesen sein, die dieser Gefolgsmann an sich nahm?«
»Möglich«, antwortete Ulath. »Wahrscheinlich aber sein Schwert. Thalesiern bedeuten edle Schwerter alles.«
»Es dürfte nicht so schwer herauszufinden sein, was Saraks Gefolgsmann an sich nahm«, meinte Sperber. »Wir können den Riesengrabhügel aufsuchen, und Tynian kann des Königs Geist beschwören. Er wird uns sagen können, was aus seinem Schwert und seiner Krone geworden ist.«
»Da ist noch etwas Merkwürdiges«, sagte der Graf. »Ich kann mich entsinnen, daß ich es beinahe nicht niedergeschrieben hätte, weil es in die Zeit nach der Schlacht fällt. Die Leibeigenen in der Gegend um den Riesengrabhügel berichten seit Jahrhunderten immer wieder von einer gräßlich mißgestalteten Kreatur in den Sümpfen um den Vennesee.«
»Ein Sumpfwesen?« fragte Bevier. »Vielleicht ein Bär?«
»Ich glaube, daß Leibeigene einen Bären erkennen würden.«
»Es könnte auch ein Elch sein«, meinte Ulath. »Als ich das erstemal einen Elch sah, wollte ich kaum glauben, daß es ein so großes Geschöpf geben kann, und ein Elch hat ein Gesicht, das auch den tapfersten Krieger zu erschrecken vermag.«
»Könnte es ein Troll sein?« fragte Sperber. »Der, den wir in unserem Lager am See gehört haben?«
»Haben die Leibeigenen das Wesen als zottelig und sehr groß beschrieben?« fragte Ulath.
»Als zottelig wohl, aber nicht als groß, sondern als gedrungen und mit entsetzlich krummen Armen und Beinen.«
Ulath runzelte die Stirn. »Von solchen Trollen habe ich noch nie gehört – außer vielleicht…« Plötzlich weiteten sich seine Augen. »Ghwerig!« brüllte er und schnippte mit den Fingern. »Dann besteht kein Zweifel mehr, Sperber. Ghwerig sucht den Bhelliom, und er weiß, wo er danach suchen muß!«
»Wir kehren am besten zum Vennesee zurück«, sagte Sperber, »und zwar so schnell wie möglich. Ich möchte nicht, daß Ghwerig den Bhelliom vor mir findet! Und noch weniger möchte ich mit ihm darum kämpfen müssen!«
17
»Ich stehe tief in Eurer Schuld, meine Freunde«, sagte Graf Ghasek im Burghof zu den Gefährten, als sie sich am nächsten Morgen verabschiedeten.
»Und wir in der Euren, Graf«, versicherte Sperber ihm. »Ohne Eure Hilfe hätten wir gewiß keinen Erfolg bei unserer Suche gehabt.«
»Möge Gott Euch dabei helfen, Ritter Sperber.« Der Graf schüttelte dem großen Pandioner herzlich die Hand.
Sperber ritt an der Spitze ihres kleinen Trupps aus dem Burghof und den schmalen Pfad hinunter zum Fuß des Felsens.
»Was den Grafen wohl erwartet?« Talens Stimme klang bei dieser Frage fast traurig.
»Er hat keine Wahl«, antwortete Sephrenia. »Er muß in der Burg bleiben, bis seine Schwester tot ist. Sie stellt zwar keine Gefahr mehr dar, aber sie muß bewacht und versorgt werden.«
»Ich fürchte, der Graf wird für den Rest seines Lebens ein sehr einsamer Mann sein.« Kalten seufzte.
Sperber widersprach. »Er hat seine Bücher und Chroniken. Mehr braucht ein Gelehrter zu seiner Erbauung nicht.«
Ulath brummelte etwas vor sich hin.
»Worüber ärgert Ihr Euch?« fragte ihn Tynian.
»Ich hätte es wissen müssen! Dieser Troll am Vennesee – er hatte einen bestimmten Grund, sich dort herumzutreiben«, antwortete Ulath. »Ich hätte uns Zeit sparen können, wäre ich der Sache nachgegangen.«
»Hättet Ihr Ghwerig denn erkannt, wenn Ihr ihn gesehen hättet?«
Ulath nickte. »Er ist ein Trollzwerg, und es gibt nicht viele zwergenwüchsige Trolle. Für gewöhnlich fressen Trollinnen mißgestalte Junge gleich nach der Geburt.«
»Das ist ja abscheulich!«
»Trolle sind nicht gerade für ihr sanftes Wesen bekannt. Meist kommen sie nicht einmal mit ihresgleichen aus.«
Die Sonne schien an diesem Morgen, und die Vögel sangen in den Büschen nahe dem verlassenen Dorf auf der Ebene unterhalb Graf Ghaseks Burg. Talen bog ab, um in den Ort zu reiten.
»Es gibt dort nichts zum Stehlen!« rief Kurik ihm nach.
»Reine Neugier!« rief Talen zurück. »Ich hole euch bald wieder
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