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Elenium-Triologie

Elenium-Triologie

Titel: Elenium-Triologie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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Es gibt unter euch jene, die im Kirchengesetz bewandert sind, und jene, die Meister der Kirchenpolitik sind. Es gibt solche, die stark sind, und solche die tapfer sind. Es gibt solche, die sanft sind, und solche, die mitfühlend sind. Könnten wir nur die gesamte Hierokratie als solche wählen, uns zu führen, wären wir unbezwingbar, und nicht einmal das Höllentor könnte uns widerstehen!« Ehlana schwankte und hob zitternd die Hand zur Stirn. »Verzeiht, meine Herren«, bat sie schwach. »Die Nachwirkungen des Giftes, mit dem die Schlange Annias mir das Leben zu rauben versuchte, halten noch an.«
    Sperber war schon halb aufgesprungen, als Stragen ihn zurückhielt. »Setzt Euch, um Himmels willen! Ihr würdet nur ihren Auftritt verderben, wenn Ihr waffenklirrend zu ihr schreitet. Ihr dürft mir glauben, es geht ihr gut.«
    »Unsere Heilige Mutter Kirche braucht einen Streiter, meine Herren«, fuhr Ehlana mit müder Stimme fort. »Einen Mann, der die Essenz der gesamten Hierokratie ist. Und ich glaube, tief in euren Herzen wißt ihr alle, wer dieser Mann ist. Möge Gott euch die Weisheit geben, die Erleuchtung, euch diesem einen zuzuwenden, der sich in eurer Mitte befindet, von wahrer Demut verschleiert doch sanft die Hand ausstreckt, um euch zu leiten, vielleicht ohne selbst zu wissen, daß er es tut, denn diesem so bescheidenen Mann ist vielleicht gar nicht bewußt, daß er mit der Stimme Gottes spricht. Sucht ihn in euren Herzen, meine Herren der Kirche, und legt diese Bürde ihm auf, denn nur er kann unser Streiter sein!« Wieder schwankte sie, und ihre Knie gaben nach. Dann sank sie zusammen. König Wargun, in dessen Augen Tränen glänzten, sprang auf und fing sie noch im Fallen.
    »Souverän gemacht!« lobte Stragen. Er grinste. »Armer, armer Sperber, Ihr habt keine Chance, wißt Ihr?«
    »Stragen, würdet Ihr den Mund halten!«
    »Worum ging es da eigentlich?« fragte Kalten verwirrt.
    »Sie hat soeben einen Erzprälaten aufgestellt, Ritter Kalten«, erwiderte Stragen.
    »Wen? Sie hat keinen einzigen Namen genannt.«
    »Habt Ihr es denn nicht begriffen? Sie hat sorgfältig jeden anderen Kandidaten ausgeschlossen. Es gibt nur noch eine einzige Möglichkeit. Die Patriarchen wissen allesamt, wer er ist, und sie werden ihn wählen – sobald einer von ihnen den Mut findet, seinen Namen auszusprechen. Ich würde ihn Euch ja selbst nennen, aber ich möchte Euch den Spaß nicht verderben.«
    König Wargun hatte die scheinbar ohnmächtige Ehlana auf die Arme gehoben und trug sie zur Bronzetür an der Saalseite.
    »Geht zu ihr«, wandte Sephrenia sich an Mirtai. »Seht zu, daß sie sich beruhigt. Sie ist ziemlich überreizt – und laßt König Wargun nicht wieder herein. Er könnte sich verplappern und alles zunichte machen.«
    Mirtai nickte. Sie rannte die Tribüne hinunter und folgte ihrer Herrin.
    Im Saal fanden aufgeregte Gespräche statt. Ehlanas Feuer und Leidenschaftlichkeit hatte alle angesteckt. Patriarch Emban hatte die Augen weit aufgerissen und war noch starr vor Staunen. Dann aber verzogen seine Lippen sich zu einem breiten Grinsen, und er hielt rasch die Hand vor den Mund, um sein Lachen zu verbergen.
    »… offenbar von der Hand Gottes selbst gelenkt«, sagte ein Mönch in der Nähe aufgeregt zu einem Klosterbruder. »Aber eine Frau ? Warum sollte Gott mit der Stimme einer Frau zu uns reden?«
    »Seine Wege sind unergründlich«, erwiderte der andere Mönch ehrfurchtsvoll.
    Mit einiger Mühe konnte Patriarch Dolmant die Ordnung wiederherstellen. »Meine Brüder und Freunde«, sagte er. »Wir müssen der Königin von Elenien ihren Gefühlsausbruch natürlich verzeihen. Ich kenne sie seit ihrer Kindheit und versichere euch, daß sie normalerweise eine vollkommen selbstbeherrschte junge Frau ist. Zweifellos liegt es daran, wie sie selbst vermutete, daß das Gift noch nachwirkt und sie manchmal unvernünftig reagiert.«
    »Oh, das ist zu viel«, sagte Stragen lachend zu Sephrenia.
    »Nicht einmal er weiß es.«
    »Stragen, seid still!« tadelte sie scharf.
    »Ja, kleine Mutter.«
    Patriarch Bergsten in Kettenrüstung, furchteinflößend in seinem Helm mit den gewaltigen Ogerhörnern, erhob sich und stieß mit seiner Streitaxt auf den Marmorboden. »Erbitte das Wort.« Aber es klang nicht wie eine Bitte.
    »Natürlich, Bergsten«, sagte Dolmant.
    »Wir sind nicht hier, um uns über die leichte Unpäßlichkeit der Königin von Elenien zu unterhalten«, sagte der riesenhafte Patriarch von Emsat. »Wir sind

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