Elenium-Triologie
hier, um einen Erzprälaten zu wählen, und ich schlage vor, daß wir damit weitermachen. Um das zu beschleunigen, nominiere ich Dolmant, den Patriarchen von Demos. Wer schließt sich mir bei dieser Nominierung an?«
»Nein!« rief Dolmant bestürzt.
»Der Patriarch von Demos hat nicht das Wort«, erklärte Ortzel und erhob sich. »Nach Brauch und Recht darf der Nominierte erst wieder das Wort ergreifen, wenn diese Frage geklärt ist. Mit dem Einverständnis meiner Brüder würde ich den geschätzten Patriarchen von Uzera bitten, den Vorsitz zu übernehmen.« Er schaute sich um. Niemand erhob Einwände.
Emban, der breit grinste, watschelte zum Rednerpult und entließ Dolmant mit einem Wink, welcher keinen Widerspruch duldete. »Hat der Patriarch von Kadach seine Bemerkungen beendet?« fragte er.
»Nein«, erwiderte Ortzel, »noch nicht.« Sein Gesicht war streng und düster wie meistens. Dann sagte er fest, ohne daß seine Miene verraten hätte, welche Enttäuschung es für ihn sein mußte: »Ich schließe mich meinem Bruder aus Emsat an. Patriarch Dolmant ist die einzig mögliche Wahl für das Amt des Erzprälaten.«
Da stand Makova auf. Sein Gesicht war leichenblaß, und sein Kiefer verkrampft. »Gott wird euch für diese Ungeheuerlichkeit bestrafen!« knirschte er. »Ich will mit dieser Absurdität nichts zu tun haben!« Er wirbelte auf dem Absatz herum und stürmte aus dem Saal.
»Zumindest ist er ehrlich«, bemerkte Talen.
»Ehrlich?« rief Berit. »Makova?«
»Natürlich, verehrter Lehrer.« Der Junge grinste. »Wenn jemand Makova kauft, bleibt er gekauft – egal, welche Wendung die Dinge nehmen.«
Patriarch um Patriarch erhob sich, um sich mit Dolmants Nominierung einverstanden zu erklären. Embans Gesicht nahm einen verschmitzten Ausdruck an, als dem letzten Patriarchen, einem gebrechlichen Greis aus Cammorien, auf die Füße geholfen wurde und er den Namen »Dolmant« krächzte.
»Nun, Dolmant«, sagte Emban mit gespieltem Staunen, »sieht ganz so aus, als blieben nur noch Ihr und ich übrig. Gibt es hier jemanden, den Ihr aufstellen möchtet, mein Freund?«
»Ich bitte euch, meine Brüder«, flehte Dolmant, »tut das nicht!« Er weinte offen.
»Der Patriarch von Demos hat nicht das Wort«, sagte Ortzel sanft. »Er muß jemanden nominieren oder schweigen.«
»Tut mir leid, Dolmant.« Emban grinste. »Aber Ihr habt gehört, was er sagte. Oh, übrigens, ich schließe mich den anderen bei Eurer Nominierung an. Seid Ihr sicher , daß Ihr niemanden aufstellen wollt?« Er wartete. »Nun gut. Dann verkünde ich, daß einhundertundsechsundzwanzig Patriarchen für die Nominierung des Patriarchen von Demos sind, einer hat den Saal verlassen und einer sich der Stimme enthalten. Ist das nicht erstaunlich? Sollen wir nun wählen, meine Brüder, oder etwas Zeit sparen, indem wir den Patriarchen Dolmant zum Erzprälaten durch Akklamation ernennen? Ich erwarte eure Antwort.«
Sie begann mit einer einzelnen, tiefen Stimme irgendwo weit vorne. »Dolmant!« donnerte die Stimme. »Dolmant!«
Weitere fielen ein. »Dolmant!« riefen sie. »Dolmant!« Das ging eine geraume Weile so weiter.
Dann hob Emban Schweigen gebietend die Hand. »Tut mir leid, daß ich es sein muß, der es Euch sagt, alter Junge«, wandte er sich an Dolmant, »aber Ihr seid jetzt kein Patriarch mehr. Zieht Euch doch kurz in die Sakristei zurück und nehmt ein paar Brüder mit, die Euch helfen können, in Eure neuen Roben zu schlüpfen.«
18
Im Ratssaal unterhielt man sich immer noch aufgeregt und zum Teil recht lautstark. Patriarchen standen mit verklärten Gesichtern herum, und immer wieder hörte Sperber die Phrase, »von Gott inspiriert«, in ehrfürchtigem Ton, während er sich einen Weg durch die Menge bahnte. Kirchenmänner sind schon aus Tradition sehr konservativ, und allein der Hauch der Vorstellung, daß eine Frau die Hierarchie in ihrer Entscheidung geleitet haben könnte, war undenkbar. Göttliche Inspiration erwies sich da als willkommener Ausweg. Demnach war es nicht Ehlana gewesen, die gesprochen hatte, sondern Gott mit ihrem Mund. In diesem Moment interessierte Sperber jedoch nicht die Theologie, – er machte sich Sorgen um den Zustand seiner Königin. Stragens Erklärung war natürlich plausibel, doch Stragen hatte von Sperbers Königin gesprochen – und seiner Verlobten. Sperber mußte sich selbst vergewissern, daß es ihr gut ging.
Es schien ihr nicht nur gut zu gehen, sie strotzte offenbar nur so vor
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