Elenium-Triologie
Kaiserlichen Garde!« schnaubte er.
»Kaiserliche Garde!« höhnte Sephrenia. »Weder du noch einer deiner Männer würde auch nur eine Warze auf irgendeinem Körperteil eines Kaiserlichen Gardisten abgeben. Sprecht den Namen unseres Gottes, damit ich erkenne, daß ihr vom wahren Glauben seid! Nenne ihn, Kedjek, wenn du nicht sterben willst!«
»Azash«, murmelte der Mann unsicher.
»Sein Name wird besudelt durch die Zunge, die ihn ausspricht«, sagte Sephrenia scharf. »Aber Azash liebt bisweilen Verdorbenes.«
Der Zemocher straffte die Schultern. »Ich habe den Befehl, Männer zu sammeln«, erklärte er. »Denn der Tag steht bevor, da der Heilige Otha seine Faust ausstrecken wird, um die Ungläubigen des Westens zu zermalmen.«
»Dann gehorch. Führ deinen Auftrag aus. Sei fleißig, denn Azash bestraft Faulheit mit Folterqualen.«
»Mich braucht keine Frau zu belehren«, entgegnete er kalt. »Gehorcht und stellt Eure Diener für das Feld der Ehre bereit!«
»Deine Befehlsgewalt endet hier.« Sie hob die Rechte mit der Handfläche zu ihm. Das Muster um ihren Unterarm schien sich zu winden und das Abbild des Schlangenkopfes zischte und züngelte. »Du hast meine Erlaubnis, mich zu grüßen«, sagte sie.
Die Augen des Zemochers weiteten sich vor Entsetzen. Da der rituelle styrische Gruß das Küssen des Handtellers einschloß, war Sephrenias ›Erlaubnis‹ die offene Aufforderung zum Selbstmord. »Verzeiht mir, Hohepriesterin«, flehte er mit einem Zittern in seiner Stimme.
»Das ist nicht möglich«, antwortete sie tonlos. Sie blickte die anderen Zemocher an, deren Augen vor Angst aus den Höhlen zu quellen drohten. »Dieses Stück Unrat hat mich beleidigt«, erklärte sie. »Tut, was üblich ist.«
Die Zemocher sprangen aus ihren Sätteln, zerrten ihren sich wehrenden Führer vom Pferd und schlugen ihm auf der Stelle den Kopf ab. Sephrenia, die sich normalerweise bei einer solchen Barbarei voll Abscheu abgewandt hätte, schaute mit unbewegtem Gesicht zu. »Sehr gut«, sagte sie ausdruckslos. »Stellt seine Überreste auf die übliche Art zur Schau und nehmt unverzüglich die Ausführung eures Auftrags wieder auf.«
»Ah – äh – Erhabene Priesterin«, sagte einer von ihnen stokkend, »wir haben jetzt keinen Offizier mehr.«
»Du hast gesprochen. Deshalb wirst du sie führen. Wenn du deine Sache nicht gut machst, wird deine Strafe schrecklich sein! Und nun räumt mir dieses Aas aus dem Weg!« Sie tupfte mit den Fersen auf Ch'iels Flanken, und die schlanke Schimmelstute schritt weiter, wobei sie geschickt den Blutpfützen auf dem Boden auswich.
»Führerschaft scheint bei den Zemochern gewisse Gefahren zu bergen«, bemerkte Ulath zu Tynian.
»In der Tat«, pflichtete Tynian ihm bei.
»Mußtet Ihr das mit ihm tun, erhabene Sephrenia?« würgte Bevier hervor.
»Ja. Ein Zemocher, der einen Angehörigen der Priesterschaft beleidigt, wird immer bestraft, und in Zemoch gibt es nur eine Art von Bestrafung.«
»Wie habt Ihr das Bild der Schlange bewegt?« fragte Talen mit einer Spur Angst in den Augen.
»Gar nicht«, antwortete sie. »Es bewegte sich nicht wirklich, es sah nur so aus.«
»Dann hätte es ihn gar nicht gebissen?«
»Nein, aber er hätte es geglaubt , und die Folgen wären dieselben gewesen. – Was hat Kring gesagt, Sperber? Wie tief müssen wir in diesen Wald hinein?«
»Einen Tagesritt ungefähr. Am Ostrand des Waldes biegen wir nach Süden ab – kurz bevor wir die Berge erreichen.«
»Reiten wir weiter.«
Alle waren ein wenig bestürzt über die offensichtliche Veränderung, die mit Sephrenia vorgegangen war. Die herzlose Arroganz, die sie während der Begegnung mit den Zemochern zur Schau getragen hatte, unterschied sich so völlig von ihrem normalen Benehmen, daß es selbst sie ein wenig ängstigte. In dumpfem Schweigen ritten sie durch den dämmrigen Wald und warfen immer wieder verstohlene Blicke auf sie.
Schließlich zügelte sie ihren Zelter. »Würdet ihr damit aufhören!« rügte sie scharf. »Oder ist mir plötzlich ein zweiter Kopf gewachsen? Ich trete als zemochische Priesterin auf und benehme mich so, wie eine Azashpriesterin es tun würde! Wenn man ein Ungeheuer spielt, muß man manchmal auch Ungeheuerliches tun. Und nun reitet munterer weiter. Erzählt uns eine Geschichte, Tynian. Lenkt uns von diesem häßlichen Zwischenfall ab.«
»Ja, kleine Mutter«, stimmte der rundgesichtige Deiraner zu. Sperber fiel auf, daß sich alle, wahrscheinlich ganz unbewußt, diese
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