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Elenium-Triologie

Elenium-Triologie

Titel: Elenium-Triologie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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seine Zweifel. Die beiden schienen überhaupt nicht zu bemerken, daß Sperber sie hören konnte.
    »Du mußt mit ihm reden, Kurik«, sagte Kalten zu Sperbers Knappen. »Du hast mehr Einfluß auf ihn.«
    »Sag du es ihm!« knurrte Kurik. »Ich bin ein Diener. Es steht mir nicht an, meinem Herrn zu sagen, daß er ein selbstmörderischer Wahnsinniger ist.«
    »Ich glaube, wir sollten uns von hinten an ihn heranschleichen und ihn in Ketten legen. Du mußt verstehen, Kurik, es geht nicht nur darum, daß ich mein eigenes Leben retten will, ich will auch seines retten.«
    »Mir geht es ebenso, Kalten.«
    »Sie kommen!« brüllte Berit. Er deutete auf eine nahe Wolke wirbelnden Staubes. »Zu den Waffen!«
    Die warnenden Schreie von Sperbers Freunden klangen schrill, am Rande der Panik. Sie griffen an, als ginge es in dieletzte Schlacht. Mit Schwertern und Äxten hieben sie in den wirbelnden Staub.
    »Helft ihnen, Sperber!« Talens Stimme überschlug sich. »Die Ungeheuer werden sie alle töten!«
    »Das bezweifle ich sehr, Talen«, entgegnete Sperber kühl. Er beobachtete, wie seine Freunde auf die Staubwolke einschlugen. »Sie sind dem, was sie vor ihren Klingen haben, weit überlegen.«
    Talen funkelte ihn an, dann ritt er fluchend ein Stück fort.
    »Ich nehme an, daß auch Ihr in diesem Staub nichts seht«, sagte Sephrenia ruhig.
    »Es ist ja auch nichts weiter als Staub, kleine Mutter.«
    »Dann wollen wir sofort etwas unternehmen.« Sie sprach ein paar styrische Worte und bewegte die Finger.
    Die dichte, wogende Staubwolke schien zu erschaudern und zusammenzuzucken, dann stieß sie ein langes hörbares Seufzen aus und fiel in sich zusammen.
    »Wo sind sie hin?« brüllte Ulath. Er blickte sich um und schwang seine Streitaxt.
    Die anderen schauten nicht weniger verwirrt drein und die Blicke, mit denen sie Sperber bedachten, zeugten von tiefem Argwohn.
    Danach mieden sie ihn. Sie ritten mit finsteren Gesichtern, flüsterten miteinander und warfen immer wieder verstohlene Blicke auf Sperber, Blicke voll Feindseligkeit. Ihr Lager schlugen sie an diesem Abend an der windgeschützten Seite eines von Sand blank gescheuerten hohen Felsens auf, der sich aus dem fahlen, löchrigen Lehmboden hob. Sperber bereitete ihr Abendessen, doch nachdem sie gegessen hatten, blieben seine Gefährten nicht, wie bisher immer, am Lagerfeuer bei ihm sitzen. Er schüttelte verärgert den Kopf und kroch in seine Dekken.
    »Habt die Güte aufzuwachen, Herr Ritter.« Die Stimme klang sanft und unendlich zärtlich. Sperber öffnete die Augen. Er stellte fest, daß er sich in einem farbenfrohen Zelt befand, durch dessen offene Tür er eine weite, blühende Wiese sah. Auch mächtige alte Bäume mit weitausladenden, blütenübersäten Ästen wuchsen hier. Jenseits der Bäume glitzerte tiefblaues Wasser, in dem sich Sonnenschein spiegelte. Ein Firmament wie hier hatte er noch nie gesehen. Es war ein Regenbogen, der das ganze Himmelsgewölbe bedeckte und der Welt darunter Segen spendete.
    Die Sprecherin, die ihn geweckt hatte, stupste ihn mit der Nase und scharrte ungeduldig mit einem Vorderhuf auf dem teppichbedeckten Boden des Zeltes. Sie war klein für eine Rikke, und ihr Fell war von so blendendem Weiß, daß es fast leuchtete. Die sanften großen Rehaugen schimmerten in warmem Braun und verrieten ein Vertrauen und ein liebevolles Wesen, das an Sperbers Herz rührte. Aber sie war sehr hartnäckig. Sie ließ keinen Zweifel daran – sie wollte, daß er aufstand.
    »Habe ich mich verschlafen?« fragte er mit leichter Besorgnis, daß er sie gekränkt haben könnte.
    »Ihr wart sehr müde, Herr Ritter«, antwortete sie und verteidigte ihn damit gleich vor seinen Schuldgefühlen. »Gewandet Euch mit Sorgfalt, denn ich soll Euch zu meiner Gebieterin bringen, die über dieses Reich herrscht und von allen Untertanen verehrt wird.«
    Sperber streichelte ihren schneeweißen Hals, und ihre Augen schienen vor Liebe zu schmelzen. Er stand auf und schaute nach seiner Panzerrüstung. Sie war, wie sie sein sollte, rabenschwarz und mit Silber verziert. Er freute sich, als er sie anzog und bemerkte, daß sie nicht mehr wog denn hauchfeine Seide. Allerdings war sie nicht aus Stahl. Und obwohl sein Schwert beeindruckend wirkte, wußte er, daß es keine Waffe, sondern ein Kleinod war in diesem Feenreich, das von einem wie Edelsteine glitzerndem Meer umgeben, in glücklicher Zufriedenheit unter einem Regenbogenhimmel lag. Hier gab es keine Gefahren, keinen Haß, keinen

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