Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Elenium-Triologie

Elenium-Triologie

Titel: Elenium-Triologie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
Vom Netzwerk:
Hader, nur immerwährenden Frieden und nie endende Liebe.
    »Wir müssen uns beeilen«, drängte die weiße Ricke. »Unser Boot wartet am Strand, wo die Wellen fröhlich im immerzu wechselnden Licht unseres verzauberten Himmels spielen.« Sie führte ihn mit zierlichen Schritten auf die mit Blumen übersäte Wiese, die so lieblich duftete, daß sie die Sinne betörte.
    Eine weiße Tigerin lag auf dem Rücken ausgestreckt im warmen Morgensonnenschein, und ihre tolpatschigen Jungen mit den tapsigen großen Pfoten balgten sich in gespielter Wildheit im Gras. Die weiße Ricke blieb kurz stehen, um zärtlich ihre Nase am Gesicht der Tigerin zu reiben. Diese bedankte sich, indem sie ihr liebevoll mit der großen rosa Zunge übers schneeweiße Fell leckte, vom Kinn bis zur Ohrenspitze.
    Die Blumen und Grashalme neigten sich in einem milden Lüftchen, als Sperber dem weißen Reh über die Wiese zu dem blaugetönten Schatten unter den alten Bäumen folgte. Hinter den Bäumen fiel ein alabasterner Kieselstrand sanft zum blauen Meer ab, und dort erwartete sie ein Wasserfahrzeug, das mehr einem Vogel glich denn einem gewöhnlichen Schiff. Der Bug war schlank und anmutig wie ein Schwanenhals. Zwei schwingengleiche schneeweiße Segel hoben sich über das eichene Deck. Das Schiff zerrte an seiner Vertäuung.
    Sperber blickte das weiße Reh nachdenklich an, dann legte er einen Arm unter die Brust der Ricke und den anderen unter ihre Hinterläufe. So hob er sie mühelos auf die Arme. Sie wehrte sich nicht, aber ihre großen Augen verrieten flüchtig Schrekken.
    »Sei ganz ruhig«, bat er. »Ich trage dich nur auf das wartende Schiff, um dich vor den kalten Fluten zu bewahren, die wir durchschreiten müssen.«
    »Ihr seid sehr zuvorkommend, edler Ritter«, bedankte sie sich und schmiegte vertrauensvoll das Kinn auf seine Schulter, während er mit festen Schritten hinaus in die verspielten Wellen watete.
    Sie waren kaum an Bord, als ihr Schiff vorwärtsschoß und kühn die Wellen durchschnitt. Schon bald sahen sie ihr Ziel vor sich. Es war ein winziges Eiland mit einem unvorstellbar alten Heiligen Hain, und Sperber konnte durch die weit ausladenden Äste deutlich die schimmernden Marmorsäulen eines Tempels sehen.
    Auch andere Wasserfahrzeuge glitten nicht minder anmutig und unberührt vom Wechselspiel des Windes über die saphire-ne See zu dem Eiland, das sie rief. Und als sie auf den goldenen Strand hinaustraten, erkannte Sperber die vertrauten lieben Gesichter seiner Gefährten. Ritter Kalten, standhaft und treu; Ritter Ulath, stark wie ein Stier und tapfer wie ein Löwe; Ritter… Sperber erwachte halb und schüttelte den Kopf um das Gespinst süßer Bilder und überwältigender Gefühle zu vertreiben.
    Irgendwo stapfte verärgert ein kleiner Fuß. »Das erzürnt mich wirklich, Sperber!« schalt ihn eine vertraute Stimme. »Schlaf jetzt sofort weiter!«
    Langsam stiegen die kühnen Ritter den schrägen Hang empor, der zur haingekrönten Kuppe des Eilands führte. Dabei erzählten sie einander die Abenteuer, die sie an diesem Morgen erlebt hatten. Ritter Kalten wurde von einem weißen Dachs geführt, Ritter Tynian von einem weißen Löwen, Ritter Ulath von einem mächtigen reinweißen Eisbären, und Ritter Bevier von einer weißen Taube. Ein weißes Lamm geleitete Berit, ein treuer weißer Jagdhund Kurik, und ein Hermelin im weißen Winterpelz Talen.
    Sephrenia in weißem Gewand, mit einem Blumenkranz um die Stirn, erwartete sie auf der marmornen Freitreppe des Tempels. Und auf dem Ast einer Eiche, die älter war als alle anderen Geschöpfe, saß ruhig die Königin dieses Feenreichs: die Kindgöttin Aphrael. Statt Flötes einfachem Kittel trug sie ein Gewand, und Licht krönte ihr Haupt. Sie bediente sich hier nicht des Spieles ihrer Hirtenflöte, um sich auszudrücken, sondern hob die Stimme in einem klaren, reinen Grußgesang. Dann erhob sie sich und schritt durch die Luft so ruhig herunter, als wäre sie eine Treppe, und als sie das kühle saftige Gras des Heiligen Haines erreichte, tanzte sie lachend und sich drehend zwischen ihnen, und ihr Kirschmündchen bedachte sie mit Dutzenden von Küssen. Ihre zierlichen Füßchen drückten das weiche Gras kaum nieder, doch Sperber erkannte nun, woher die grünen Flecken kamen, die ihn immer so verwundert hatten. Sie küßte auch die schneeweißen Geschöpfe, welche die Helden zu ihr geführt hatten, in ihr erhabenes Reich. Diese blumigen Ausdrücke kamen Sperber in den Sinn, so sehr er

Weitere Kostenlose Bücher