Elenium-Triologie
hatte sie als Knaben gemeinsam ausgebildet; so konnte keiner der beiden durch eine List oder Finte einen Vorteil gewinnen. Sie waren einander im Kampf so ebenbürtig, daß niemand vorhersagen konnte, wer aus diesem Zweikampf, der seit über einem Jahrzehnt unausbleiblich war, als Sieger hervorgehen würde.
Mit den ersten Hieben schätzten sie einander ab, ihre Technik, ihre Stärke. Ein kampfunerfahrener Beobachter hätte es vielleicht für wütendes und planloses Aufeinandereindreschen halten können, aber das war es nicht. Keiner der beiden war so in Wut, daß er zuviel gewagt und sich eine Blöße gegeben hätte. Sie hieben große Dellen in die Schilde, und jedesmal, wenn ihre Schwertklingen aufeinandertrafen, sprühten Funken.
Hin und her ging der Kampf, wobei die Gegner sich langsam von dem Platz entfernten, wo Othas edelsteinbesetzte Sänfte abgestellt war, und wo Annias, Arissa und Lycheas mit weit aufgerissenen Augen und angehaltenem Atem standen und zuschauten. Auch das war Teil von Sperbers Strategie. Er mußte Martel weit genug von Otha weglocken, daß Kalten und die anderen an den aufgedunsenen Kaiser herankamen. Um das zu erreichen, wich er dann und wann ein wenig zurück und vergrößerte auf diese Weise unauffällig die Entfernung zwischen Martel und seinen Freunden.
»Du wirst offenbar alt, Sperber«, keuchte Martel und hämmerte auf den Schild seines einstigen Freundes ein.
»Nicht mehr als du, Martel.« Sperbers heftiger Hieb brachte seinen Gegner zum Stolpern.
Kalten, Ulath und Tynian, gefolgt von Berit, der Ritter Beviers furchtbare Lochaber schwang, fächerten aus und näherten sich Otha und Annias. Der aufgeschwemmte Otha bewegte einen Arm, und eine schimmernde Barriere bildete sich um seine Sänfte und Martels Gefährten.
Sperber spürte ein leichtes Prickeln im Nacken und wußte, daß Sephrenia nun dabei war, mit ihrem Zauber die Treppe zu blockieren. Er stürmte auf Martel ein und schwang sein Schwert, so flink er konnte, um seinem weißhaarigen Gegner keine Chance zu geben, dieses schwache, vertraute Gefühl zu spüren, das immer den Zauber eines Freundes begleitete. Sephrenia hatte Martel ausgebildet, er würde sofort die richtigen Schlüsse ziehen.
Der Kampf tobte weiter. Sperber keuchte und schwitzte, und sein Schwertarm begann zu erlahmen. Er machte einen Schritt rückwärts und senkte sein Schwert ein wenig, um auf traditionelle, wortlose Weise vorzuschlagen, eine kurze Verschnaufpause einzulegen. Ein solcher Vorschlag wurde nie als Zeichen der Schwäche erachtet.
Martel zeigte, ebenfalls durch leichtes Senken seines Schwertes, sein Einverständnis an. »Fast wie in alten Zeiten, Sperber«, keuchte er und schob sein Visier hoch.
»Fast«, bestätigte Sperber. »Du hast ein paar neue Tricks gelernt.« Auch er öffnete sein Visier.
»Ich war zu lange in Lamorkand. Die lamorkische Fechtkunst ist ziemlich plump. Deine Technik kommt mir ein wenig rendorisch vor.«
»Zehn Jahre Exil in Rendor.« Sperber zuckte die Schultern und atmete tief ein und aus.
»Vanion würde uns beiden das Fell abziehen, wenn er uns so aufeinander eindreschen sähe.«
»Schon möglich. Vanion ist Perfektionist.«
»Ganz und gar!«
Keuchend standen sie da und starrten einander fest ins Gesicht, und jeder wartete auf das fast unmerkliche Verengen der Augen des anderen, das einem Überraschungsangriff vorhergehen würde. Sperber spürte, wie der Schmerz sich aus seiner rechten Schulter löste. »Bist du bereit?« fragte er schließlich.
»Wann immer du es bist.«
Sie schlossen klirrend ihre Visiere und nahmen den Kampf wieder auf.
Martel eröffnete mit einer komplexen, längeren Serie von Schwerthieben. Diese Serie war wohlbekannt, denn es war eine der ältesten, und der Ausgang war unvermeidbar. Sperber führte Schwert und Schild in der erlernten Abwehr, aber er wußte seit Martels erstem Hieb, daß er einem betäubenden Schlag auf den Kopf nicht entrinnen konnte. Kurik hatte jedoch nicht lange nach Martels Ausschluß aus dem Orden eine Verbesserung am pandionischen Helm vorgenommen, und als der Renegat nun seinen mächtigen Schlußhieb gegen Sperbers Kopf führte, senkte Sperber sein Kinn, um den Schlag voll mit dem Kamm des Helmes aufzufangen, den Kurik wesentlich verstärkt hatte. Dennoch klangen ihm die Ohren, und seine Knie gaben ein wenig nach. Er war jedoch in der Lage, den nachfolgenden Hieb zu parieren, der vielleicht sein Ende bedeutet hätte.
Martels Reaktionen schienen irgendwie
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