Elenium-Triologie
in Bewegung, auf die Onyxfläche zu, wo die Nackten zuckend und erschöpft, mit leeren Gesichtern, noch immer ihr abstoßendes Ritual vollzogen. Annias, Arissa und Lycheas begleiteten ihn. Ihre Augen verrieten nackte Angst, während sie sich so dicht wie möglich an die Sänfte hielten, um nur ja innerhalb der zweifelhaften Sicherheit des glühenden Schutzschildes zu bleiben. Auf dem Onyxboden angelangt, brüllte Otha den grüngewandeten Priestern irgend etwas zu. In geistloser Ergebenheit rannten sie herbei und zogen Waffen aus ihrer Gewandung hervor.
Sperber hörte plötzlich verärgerte Aufschreie hinter ihnen. Die Soldaten, die ihrem Kaiser zur Hilfe kommen wollten, waren gegen Sephrenias Barriere geprallt. »Wird sie halten?« fragte er die Styrikerin.
»Ja. Es sei denn, einer der Soldaten ist stärker als ich.«
»Das ist nicht sehr wahrscheinlich. Dann haben wir es nur mit den Priestern zu tun.« Er blickte seine Freunde an. »Meine Herren«, forderte er sie auf, »nehmen wir Sephrenia in die Mitte und bahnen uns einen Weg!«
Die Azashpriester trugen keine Rüstung, und die Art, wie sie ihre Waffen führten, bewies wenig Gewandtheit. Sie waren zum größten Teil Styriker, und das plötzliche Erscheinen der feindlichen Ordensritter inmitten ihres höchsten Heiligtums hatte sie verwirrt und erfüllte sie mit Entsetzen.
Sperber erinnerte sich daran, daß Sephrenia einmal gesagt hatte, Styriker würden nur langsam und nicht immer richtig reagieren, wenn sie überrascht werden. Er spürte ein schwaches Prickeln, während er und seine Freunde die Treppe zwischen den Tribünenreihen hinunterschritten. Es verriet ihm, daß einige Priester versuchten, einen Zauber zu wirken. Er stieß einen elenischen Schlachtruf aus, ein rauhes Brüllen voll Kampfeslust und Blutdurst. Das Prickeln schwand.
»Macht soviel Lärm, wie ihr könnt!« rief er seinen Freunden zu. »Verwirrt sie so sehr, daß sie keine Magie wirken können!«
Die Ordensritter stürmten waffenschwingend und mit kriegerischen Schreien die schwarzen Stufen hinunter. Die rischen Schreien die schwarzen Stufen hinunter. Die Priester wichen verstört zurück, als die Ritter grimmig vor ihnen standen.
Berit drängte sich, Ritter Beviers Lochaber schlagbereit in den Fäusten, an Sperber vorbei. Seine Augen blitzten verwegen. »Spart Eure Kraft, Sperber«, sagte er rauh, denn er bemühte sich, tiefer und männlicher zu sprechen. Dann trat er entschlossen vor den verblüfften Sperber und schritt hinein in die grüngewandeten Reihen. Dabei schwang er die Streitaxt wie eine Sense.
Sperber streckte den Arm aus, ihn zurückzuzerren, doch Sephrenia legte ihm die Hand auf die Schulter. »Nein, Sperber! Das ist wichtig für ihn, und er befindet sich in keiner großen Gefahr.«
Otha hatte den spiegelblank glänzenden Altar vor dem Idol erreicht und starrte mit vor Angst offenem Mund auf den blutigen Kampf hinab. Dann richtete er sich auf. »So kommt denn, Sperber!« rief er bombastisch. »Mein Gott wird ungeduldig.«
»Das bezweifle ich, Otha«, rief Sperber zurück. »Azash will Bhelliom, aber er will nicht, daß ich ihn bringe, weil er nicht weiß, was ich damit tun werde.«
»Sehr gut, Sperber«, murmelte Sephrenia. »Nutzt Euren Vorteil. Azash wird Othas Unsicherheit spüren, und dieses Gefühl wird auch ihn ergreifen.«
Der Tempel hallte vom Lärm der Hiebe und Schreie, von Ächzen und Stöhnen wider, als Sperbers Freunde die grüngewandeten Priester niederstreckten und sich einen Weg durch ihre dichten Reihen zum Fuß der ersten Tribüne unterhalb des Altars bahnten.
Trotz Kuriks Tod, verspürte Sperber ein Hochgefühl. Er hatte nicht damit gerechnet, so weit vorzudringen, und daß er – unerwarteterweise – noch lebte, verlieh ihm ein euphorisches Gefühl der Unbesiegbarkeit. »Nun, Otha«, er blickte die Stufen zwischen den Tribünen zu dem aufgedunsenen Kaiser hinauf,»warum erweckt Ihr Azash nicht? Laßt uns sehen, ob die Älteren Götter ebensogut zu sterben verstehen wie die Menschen!«
Otha starrte ihn offenen Mundes an; dann plagte er sich aus seiner Sänfte und sank zu Boden, da seine schwächlichen Beine ihn nicht zu tragen vermochten. »Kniet!« schrie er Annias an. »Kniet und betet zu unserem Gott um Errettung!« Die Furcht, daß seine Soldaten nicht in den Tempel gelangen konnten, ließ Othas unförmigen Körper zittern.
»Kalten«, rief Sperber seinem Freund zu, »macht die Priester nieder und sorgt dafür, daß die Soldaten uns nicht in
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