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Elenium-Triologie

Elenium-Triologie

Titel: Elenium-Triologie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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»Das nenn' ich kurz und bündig.« Er lachte und blickte sich mit roten Augen um. »He, du!« brüllte er einem Leibgardisten an der Tür zu. »Lauf zu Hochmeister Vanion. Sag ihm, daß seine Leute angekommen sind. Habt Ihr Eure Gefangenen sicher eingesperrt, Sperber?«
    »Wir haben keine Gefangenen gemacht, Majestät.«
    »Ho! Das ist Kriegführung nach meinem Geschmack! Aber Sarathi wird sehr verärgert sein. Er wollte Annias vor Gericht stellen!«
    »Wir hätten ihn mitgebracht, Wargun«, warf Ulath ein, »doch er bot keinen sehr erfreulichen Anblick.«
    »Wer von euch hat ihn getötet?«
    »Es war Azash, Majestät«, erklärte Tynian. »Der Gott der Zemocher war von Otha und Annias bitter enttäuscht. Da hat er getan, was er für angemessen hielt.«
    »Was ist mit Martel – und Prinzessin Arissa – und dem Bastard Lycheas?«
    »Sperber hat Martel im Zweikampf getötet«, erklärte Kalten. »Ulath hat Lycheas den Kopf abgeschlagen, und Arissa hat Gift geschluckt.«
    »Ist sie gestorben?«
    »Das ist anzunehmen. Sie war gerade dabei, als wir sie verließen.«
    Da trat Vanion ein und eilte sogleich zu Sephrenia. Ihr Geheimnis, das im Grunde längst keines mehr war, da jeder, der nicht blind war, sehen konnte, was sie füreinander empfanden, ward nun endgültig gelüftet, als sie einander mit einer für sie beide uncharakteristischen Heftigkeit umarmten. Vanion küßte die zierliche Frau, die er seit Jahrzehnten liebte, auf die Wange. »Ich hatte schon befürchtet, ich hätte dich verloren«, gestand er.
    »Du weißt, daß ich dich nie verlassen werde, Lieber«, entgegnete sie.
    Sperber lächelte. Es war ein bedeutender Unterschied, wie sie dieses ›Lieber‹ zu Vanion, und wie sie es zu ihm und den Gefährten sagte.
    Ihr Bericht über alle Geschehnisse, seit sie Chyrellos verlassen hatten, war verhältnismäßig vollständig, abgesehen von einigen bedeutsamen theologischen Aspekten, die sie für sich behielten.
    Dann erzählte Wargun, etwas unzusammenhängend und mit bierschwerer Zunge, was sich während ihrer Abwesenheit in Lamorkand und Ostpelosien getan hatte. Die Armeen des Westens waren der vor dem Feldzug in Chyrellos ausgearbeiteten Strategie gefolgt, die sich als recht wirkungsvoll erwiesen hatte.
    »Und dann«, fuhr der betrunkene Monarch fort, »gerade, als wir ernsthaft kämpfen wollten, rannten diese Feiglinge davon. Warum will sich mir denn niemand zum Kampf stellen?« klagte er. »Jetzt werde ich sie über alle Berge von Zemoch jagen müssen, um sie zu erwischen.«
    »Warum wollt Ihr Euch die Mühe machen?« fragte Sephrenia.
    »Mühe?« rief er. »Um ihnen die Lust zu nehmen, uns je wieder anzugreifen. Darum!« Wargun schwankte auf seinem Stuhl und zapfte sich aus dem Bierfaß neben ihm einen weiteren Krug voll.
    »Warum wollt Ihr Eure guten Männer opfern?« fragte sie nun. »Azash ist tot. Otha ist tot. Die Zemocher werden den Westen nie wieder angreifen.«
    Wargun funkelte sie an. Dann hieb er die Faust auf den Tisch. »Ich will jemand ausrotten!« brüllte er. »Ihr habt mich davon abgehalten, die Rendorer zu vernichten! Ihr habt mich nach Chyrellos gerufen, bevor ich ihnen den Garaus machen konnte! Aber ich will ein schielender Troll sein, wenn ich mir von Euch auch noch die Zemocher wegnehmen lasse!« Dann wurden seine Augen glasig; er rutschte unter den Tisch und fing zu schnarchen an.
    »Euer König ist von unbeirrbarer Zielstrebigkeit, mein Freund«, wandte Tynian sich an Ulath.
    »Wargun ist ein einfacher Mann.« Der Genidianer zuckte die Schultern. »In seinem Kopf ist nicht Platz für mehr als eine Idee auf einmal.«
    »Ich komme mit Euch nach Chyrellos, Sperber«, sagte Vanion. »Vielleicht kann ich Euch helfen, Dolmant zu überzeugen, daß er Wargun zügeln muß.« Das war natürlich nicht der wahre Grund, weshalb Vanion sie begleiten wollte, doch Sperber dachte nicht daran, seinen Freund in Verlegenheit zu bringen.
    Sie verließen Kadum früh am nächsten Morgen. Die Ritter hatten ihre Plattenpanzer abgelegt und reisten in Kettenhemden, Waffenröcken und dicken Umhängen. Dadurch kamen sie zwar nicht merklich schneller voran, aber es war doch viel bequemer. Der Regen begleitete sie tagelang als trostloses, nebeliges Nieseln, das jegliche Farbe zu schlucken schien. So ritten sie durch den Spätwinter, häufig frierend und durchnäßt. Sie kamen durch Moterra und trabten weiter nach Kadach, wo sie, nachdem sie den Fluß überquert hatten, südwärts nach Chyrellos kanterten. An einem

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