Elenium-Triologie
regnerischen Nachmittag erreichten sie endlich eine Hügelkuppe, die einen Blick hinunter auf die vom Krieg verwüstete Heilige Stadt gewährte.
»Ich glaube, als erstes sollten wir uns zu Dolmant begeben«, beschloß Vanion. »Es wird einige Zeit ins Land gehen, bis ein Kurier Kadum mit einem Schreiben erreicht, das Wargun umstimmt. Ein Wetterumschwung könnte die Straßen und Wiesen in Zemoch rasch wieder passierbar machen.« Vanion hustete trocken und schmerzhaft.
»Fühlt Ihr Euch nicht gut?« erkundigte Sperber sich besorgt.
»Ich glaube, ich habe mich erkältet, weiter nichts.«
Sie ritten nicht als Helden in Chyrellos ein. Es gab keine Paraden, kein Fanfarenschmettern, keine jubelnde Menge, die Blumen warf. Tatsächlich schien niemand sie überhaupt zu erkennen, und das einzige, was geworfen wurde, als sie vorüberitten, war Müll aus den Fenstern oberer Stockwerke. Sehr wenig war instand gesetzt oder neu aufgebaut worden, seit Martels Armeen vor die Tore gejagt worden waren, und die Bürger von Chyrellos hausten in Unrat und Armut in den Ruinen.
Sie betraten die Basilika, müde vom langen Ritt und begaben sich geradewegs zur Verwaltung im ersten Stock. »Wir haben wichtige Neuigkeiten für den Erzprälaten«, wandte Vanion sich an den Kirchenmann in schwarzer Robe, der an einem mit Schnitzwerk reich verzierten Schreibtisch saß, scheinbar Papiere ordnete und sich bemühte, wichtig zu tun.
»Ich fürchte, das ist völlig unmöglich.« Der Kirchenmann blickte abfällig auf Vanions schlammbesudelte Kleidung. »Sarathi befindet sich in einer Konferenz mit einer Abordnung cammorischer Primasse. Es ist eine sehr wichtige Konferenz. Sie darf nicht durch irgendwelche unbedeutenden militärischen Nachrichten gestört werden. Versucht es morgen noch einmal.«
Vanions Nasenflügel wurden weiß, und er schlug den Umhang zurück, um seinen Schwertarm freizukriegen. Doch ehe es zu Unerfreulichem kommen konnte, näherte Emban sich auf dem Korridor. »Vanion?« rief er. »Und Sperber ? Wann seid ihr zurückgekehrt?«
»Eben erst, Eminenz«, antwortete Vanion. »Offenbar gibt es hier einige Zweifel an unseren Befugnissen.«
»Nicht, soweit es mich betrifft. Kommt gleich mit herein.«
»Aber Eminenz!« protestierte der Kirchenmann. »Sarathi ist in einer Konferenz mit den cammorischen Patriarchen. Es warten auch noch andere Abordnungen, die viel…« Er verschluckte den Rest, als Emban sich ihm finster zuwandte.
»Wer ist dieser Mann nur?« Emban schien die Frage der Decke zu stellen. Dann blickte er auf den Geistlichen hinter dem Schreibtisch. »Packt Eure Sachen«, wies er ihn an. »Ihr werdet Chyrellos früh am Morgen verlassen. Und nehmt genügend warme Kleidung mit. Das Kloster von Husdal liegt in Nordthalesien, und zu dieser Jahreszeit ist es dort sehr kalt.«
Die cammorischen Primasse wurden sogleich verabschiedet, und Emban führte Sperber und die anderen in die Ratskammer, wo Dolmant und Ortzel warteten.
»Warum habt ihr uns nicht benachrichtigt?« fragte Dolmant.
»Wir dachten, das würde Wargun tun«, antwortete Vanion.
»Ihr habt euch bei einer wichtigen Nachricht auf Wargun verlassen? Also, was ist geschehen?«
Sperber berichtete von ihrem Ritt nach Zemoch und den Ereignissen dort.
»Kurik?« rief Dolmant bestürzt, als Sperber vom Tod seines Knappen erzählte.
Sperber nickte.
Dolmant seufzte und senkte den Kopf. »Ich nehme an, daß es nicht ungesühnt geblieben ist!« Seine Stimme bebte vor Zorn.
»Nein, sein Sohn hat ihn gerächt, Sarathi«, versicherte ihm Sperber.
Dolmant wußte von Talens Abstammung. Er blickte den Jungen überrascht an. »Wie ist es dir gelungen, einen Krieger in voller Rüstung zu töten, Talen?« fragte er.
»Ich stach ihn in den Rücken, Sarathi«, antwortete Talen tonlos, »direkt in die Nieren. Aber Sperber mußte mir dann helfen, das Schwert in seinen Leib zu stoßen. Ich habe es allein nicht geschafft.«
»Und was soll nun aus dir werden, mein Junge?« fragte Dolmant ihn traurig.
»Wir geben ihm noch ein paar Jahre, Sarathi«, erklärte Vanion, »dann nehmen wir ihn als Ritteranwärter im pandionischen Orden auf – und Kuriks andere Söhne ebenfalls. Sperber hat Kurik sein Wort gegeben.«
»Hält es niemand für nötig, auch mich zu fragen?« rief Talen zornig.
»Nein«, antwortete Vanion. »Du wirst nicht gefragt.«
»Ein Ritter?« protestierte Talen. »Ich? Habt ihr den Verstand verloren?«
»So schlimm ist es gar nicht, Talen.« Berit grinste. »Wenn
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