Elenium-Triologie
müssen wir uns auf unsere Kirchenmänner besinnen. Wir müssen unbedingt etwas finden, das die Gläubigen von dieser weltweiten Verzweiflung ablenkt – irgend etwas, das ihnen einen Lebensinhalt gibt, wenn Frohsinn schon nicht möglich ist. Was könnten wir tun?«
»Wir könnten uns der Bekehrung der Zemocher zuwenden, Sarathi«, antwortete Bevier schlicht. »Jahrtausendelang haben sie zu einem finsteren Gott gebetet. Jetzt haben sie keinen Gott mehr. Könnte es eine schönere Aufgabe für die Kirche geben?«
»Bevier«, sagte Emban mit gequälter Miene, »strebt Ihr vielleicht an, ein Heiliger zu werden?« Er wandte sich an Dolmant. »Aber es ist eine gute Idee, Sarathi. Es würde die Gläubigen von Grübelei und Trübsinn abhalten. Daran besteht kein Zweifel.«
»Dann haltet Wargun aber schnell auf, Eminenz!« riet Ulath. »Er wartet sprungbereit in Kadum. Sobald der Boden trocken genug ist, daß die Pferde nicht bis zu den Fesseln im Schlamm versinken, wird er in Zemoch einmarschieren und alles niedermachen, was sich regt.«
»Ich kümmere mich darum«, versprach Emban, »und wenn ich persönlich nach Kadum reiten und ihn Gehorsam lehren muß.«
»Azash ist – war – ein styrischer Gott«, sagte Dolmant, »und elenische Priester hatten nie viel Erfolg, Styriker zu bekehren. Sephrenia, wärt Ihr bereit, uns zu helfen? Ich bin sicher, ich werde eine Möglichkeit finden, Euch Befugnis und ein Amt zu geben.«
»Nein, Dolmant«, antwortete sie entschieden.
»Warum sagt heute jeder nein zu mir?« klagte er. »Weshalb wollt Ihr nicht, kleine Mutter?«
»Ich werde Euch nicht helfen, Styriker zu einer heidnischen Religion zu bekehren, Dolmant!«
» Heidnisch? « würgte Ortzel.
»Das ist ein Wort, das jemanden beschreibt, der nicht dem wahren Glauben angehört, Eminenz.«
»Aber die elenische Religion ist der wahre Glaube!«
»Nicht für mich, o nein! Ich finde eure Religion abstoßend. Sie ist grausam, unerbittlich, kennt kein Vergeben und ist unerträglich selbstgerecht. Sie ist ohne jede Menschlichkeit. Ich lehne sie ab. Ich will nichts mit Eurem Ökumenismus zu tun haben, Dolmant. Wenn ich euch helfen würde, die Zemocher zu bekehren, würdet ihr euch als nächstes Weststyrikum zuwenden, und dort würde ich dagegen kämpfen.« Plötzlich lächelte sie. Es war ein sanftes, unerwartetes Lächeln nach dem grimmigen Ausbruch. »Sobald Aphrael sich ein bißchen besser fühlt, werde ich mich mit ihr unterhalten. Vielleicht hat sie eigene Pläne mit den Zemochern.« Das Lächeln, das sie nun Dolmant schenkte, war beinahe strahlend. »Dann stünden wir auf verschiedenen Seiten, nicht wahr, Sarathi? Ich wünsche Euch trotzdem das Beste, alter Freund. Doch wie es so schön heißt: Möge der Bessere gewinnen.«
Das Wetter änderte sich nur wenig, während sie westwärts ritten. Es regnete zwar kaum noch, doch der Himmel blieb bewölkt, und der manchmal stürmische Wind war immer noch eisig. Ihr nächstes Ziel war Demos. Sie brachten Kurik heim. Sperber hatte Angst davor, Aslade gestehen zu müssen, daß er ihren Mann schließlich doch in den Tod geführt hatte. Die Trübsal, die sich nach Azashs Tod über die Erde gebreitet hatte, wurde für Aslade durch diese traurige Nachricht noch vertieft.
Die Waffenschmiede des pandionischen Ordenshauses in Chyrellos hatten die Dellen in den Rüstungen der Freunde ausgehämmert und sogar den größten Teil des Rostes wegfeilen können. Ein schwarzer geschmückter Wagen transportierte Kuriks Leiche.
In einem Wäldchen unweit der Straße, etwa fünfzehn Meilen vor Demos, schlugen sie ihr Lager auf. Sperber und die übrigen Ritter überprüften und polierten noch einmal ihre Plattenpanzer. Sie hatten wortlos beschlossen, am nächsten Tag ihre Paraderüstungen zu tragen. Als Sperber mit dem Aussehen der seinen zufrieden war, schritt er durch das Lager zu dem schwarzen Wagen, der ein Stück vom Feuer entfernt stand. Talen erhob sich und begleitete ihn.
»Sperber«, sagte er.
»Ja?«
»Ihr habt das doch nicht ernst gemeint, oder?«
»Wovon sprichst du?«
»Daß Ihr mich als Pandioner ausbilden lassen wollt.«
»Natürlich meine ich das ernst. Ich habe deinem Vater einiges versprechen müssen.«
»Ich laufe weg!«
»Ich erwische dich schon – oder ich lasse dich von Berit zurückholen.«
»Das ist nicht recht!«
»Du hast doch nicht erwartet, daß alles im Leben recht ist, oder?«
»Sperber, ich will nicht auf eine Ritterschule gehen.«
»Es läuft nicht immer alles
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