Elenium-Triologie
ich Euch zu vergeben hätte, Majestät«, versicherte ihm Vanion. »Unter den Umständen hätte ich genau das gleiche getan.«
Der arzische König nahm des Hochmeisters Hand und drückte sie fest.
»Sagt, Ritter Sperber, wärt Ihr imstande, die Verschwörer zu identifizieren?« fragte nun König Obler.
»Ich konnte ihre Gesichter nicht sehen, Majestät.«
»Wie bedauerlich.« Der greise König seufzte. »Es hat ganz den Anschein, als hätte es sich um ein weitreichendes Komplott gehandelt. Die beiden Männer, die hier vor uns aussagten, gehörten offenbar dazu und hatten den Auftrag, auf ein bestimmtes Zeichen hin vorzutreten und ihre zweifellos gut einstudierten Lügen vorzutragen.«
»Genau das war auch mein Gedankengang, Majestät«, bestätigte Sperber.
»Aber wer ist der Drahtzieher? Und gegen wen war das Komplott wirklich gerichtet? Gegen Graf Radun, etwa? Oder König Dregos? Oder gar Hochmeister Vanion?«
»Das mit Sicherheit festzustellen, könnte sich als unmöglich erweisen – es sei denn, die sogenannten Zeugen lassen sich überreden, die Namen ihrer Mitverschwörer zu nennen.«
»Ihr habt es genau erkannt, Ritter Sperber.« König Obler blickte Primas Annias streng an. »Es liegt nun an Euch, Exzellenz, dafür zu sorgen, daß der Kaufmann Tessera und der Leibeigene Verl zum Verhör zur Verfügung stehen. Wir alle wären sehr ungehalten, sollte einem oder gar beiden etwas zustoßen, das dies unmöglich macht!«
Annias Gesicht wirkte starr, als er dem König von Deira versicherte: »Ich werde beide gut bewachen lassen.« Er winkte einem seiner Soldaten zu, murmelte Anweisungen, woraufhin der Soldat erbleichte und aus der Ratskammer eilte.
»Ritter Sperber«, polterte Lycheas, »Ihr hattet den Befehl, in Demos zu bleiben, bis Ihr anderslautende Anweisungen bekommen würdet. Wie konntet Ihr Euch da anmaßen…«
»Seid still, Lycheas!« zischte Annias.
Das pickelige Gesicht des jungen Mannes färbte sich rot.
»Ich meine, Ihr solltet Euch bei Hochmeister Vanion entschuldigen, Annias«, sagte Dolmant betont.
Annias erbleichte und wandte sich steif an den Führer der Pandioner. »Bitte nehmt meine Entschuldigung an, ehrenwerter Vanion«, sagte er knapp. »Ich wurde von Lügnern irregeführt.«
»Selbstverständlich, mein teurer Primas«, entgegnete Vanion. »Wir alle begehen dann und wann einen Fehler, nicht wahr?«
»Ich glaube, damit wäre die Sache mehr oder weniger erledigt«, sagte Dolmant. Er warf einen Seitenblick auf Annias, der sich offensichtlich größte Mühe gab, seiner Gefühle Herr zu werden. »Seid versichert, Annias«, fuhr der Patriarch von Demos fort, »ich werde der Hierokratie diese Angelegenheit in einem so wohlwollenden Licht wie nur möglich vortragen und mein Bestes tun, daß Ihr nicht als völliger Idiot dasteht.«
Annias biß sich auf die Lippe.
»Sagt, Ritter Sperber«, fragte nun wieder König Obler, »konntet Ihr die Männer, die sich der Burg des Grafen näherten, auf irgendeine Weise identifizieren?«
»Der Mann, der sie führte, heißt Adus, Eure Hoheit«, antwortete Sperber. »Er ist dümmlich und das Werkzeug des abtrünnigen Pandioners Martel. Viele Männer seines Trupps waren einfache Söldner, der Rest Rendorer.«
»Rendorer?« König Dregos kniff die Augen zusammen. »Es ist in letzter Zeit zu Spannungen zwischen meinem Reich und Rendor gekommen, aber dieses Komplott erscheint mir doch ein wenig zu verschlungen, als daß Rendorer dafür verantwortlich gemacht werden könnten.«
»Wir könnten Stunden mit Mutmaßungen vergeuden«, warf König Wargun ein, der seinen leeren Kelch zum Nachfüllen ausstreckte. »Eine Stunde auf der Streckbank im Verlies dürfte genügen, daß uns sowohl der Kaufmann wie der Leibeigene die Namen ihrer Mitverschwörer nur zu gern verraten.«
»Die Kirche ist gegen solche Methoden, Majestät«, sagte Dolmant.
Wargun schnaufte abfällig. »Walten nicht die geschicktesten Inquisitoren der Welt in den Verliesen unter der Basilika von Chyrellos?«
»Die Inquisition wurde abgeschafft.«
»Möglich«, brummte Wargun. »Aber hier handelt es sich um eine weltliche Angelegenheit, und unsere Hände sind nicht durch die Skrupel der Kirche gebunden. Ich jedenfalls habe nicht vor zu warten, bis Ihr eine Antwort aus diesen beiden herausbeten könnt!«
Lycheas, der sich immer noch über die Zurechtweisung durch Annias kränkte, richtete sich in seinem Sessel auf.
»Wir sind beglückt, daß sich diese Angelegenheit auf so erfreuliche
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