Elenium-Triologie
viele Männer hörte. Ich spähte durch einen Türspalt, um zu sehen, was vorging. Der Hof war voll von pandionischen Rittern.«
»Seid Ihr sicher, daß es Pandioner waren?« unterbrach ihn der Primas.
»Jawohl, Exzellenz. Sie trugen schwarze Rüstungen und hielten pandionische Banner. Es ist weitum bekannt, daß der Graf ein großer Freund der Kirche und ihrer Ritter ist; er hatte sie ohne Zögern eingelassen. Kaum befanden sie sich innerhalb der Burgmauern, zogen sie ihre Schwerter und begannen zu morden!«
»Mein Oheim!« rief König Dregos erschrocken.
»Der Graf versuchte natürlich, gegen sie zu kämpfen, doch bei ihrer Überzahl war er rasch entwaffnet. Sie banden ihn an einen Pflock in der Mitte des Burghofs. Sie töteten alle Männer in der Burg und dann…«
» Alle Männer?« unterbrach ihn Annias mit plötzlich finsterem Gesicht.
»Sie töteten alle Männer in der Burg und dann…« Tessera zögerte. »Oh, das hätte ich fast vergessen. Sie töteten alle Männer in der Burg – außer den Kirchenherren –, und dann zerrten sie des Grafen Gemahlin und Töchter auf den Hof. Sie rissen ihnen die Kleider vom Leib und taten ihnen vor den Augen des Grafen Gewalt an.«
Ein Schluchzen entrang sich den Lippen des arzischen Königs. »Meine Muhme und meine Basen!« rief er.
»Ruhig, Dregos«, murmelte König Wargun und legte die Hand auf die Schulter des anderen Königs.
»Dann«, fuhr Tessera fort, »nachdem die Frauen mehrmals geschändet worden waren, zerrte man sie vor den gefesselten Grafen und schnitt ihnen, einer nach der anderen, die Kehle durch. Der Graf weinte und versuchte sich loszureißen, aber seine Stricke waren zu fest gebunden. Er flehte die Pandioner an aufzuhören, doch die lachten nur und setzten das Gemetzel fort. Schließlich, als seine Gemahlin und seine Töchter alle tot in ihrem Blut lagen, fragte er die Meuchler, warum sie das taten. Einer, ich glaube, es war ihr Anführer, antwortete, es geschähe auf Anordnung Herrn Vanions, des Hochmeisters der Pandioner.«
König Dregos sprang auf. Er weinte herzzerreißend und wollte sein Schwert ziehen. Annias trat vor ihn. »Ich teile Eure Empörung, Majestät, doch ein rascher Tod für dieses Ungeheuer Vanion wäre viel zu gnädig. Hören wir uns doch an, was dieser gute, ehrliche Mann noch zu berichten hat. Fahrt fort, Tessera.«
»Es gibt nicht mehr viel zu erzählen, Exzellenz«, erwiderte der Kaufmann. »Nachdem die Pandioner alle Frauen getötet hatten, marterten sie den Grafen, bis er dem Tod nahe war, dann enthaupteten sie ihn. Danach trieben sie die Kirchenherren aus dem Tor und plünderten die Burg.«
»Danke, Tessera.« Annias winkte einem anderen Soldaten zu, der durch dieselbe Seitentür ging, um einen Mann in bäuerlichem Kittel hereinzubringen. Der Mann hatte einen unsteten Blick und zitterte.
»Nenn deinen Namen, Bursche«, befahl Annias.
»Ich bin Verl, Euer Exzellenz, ein ehrlicher Leibeigener auf dem Graf Radun sein Land.«
»Und was machst du hier in Cimmura? Ein Leibeigener darf den Besitz seines Herrn nicht ohne dessen Erlaubnis verlassen!«
»Ich bin davongelaufen, Euer Exzellenz, wie der Graf und seine Familie umgebracht war.«
»Kannst du uns sagen, was passiert ist? Warst du Zeuge dieser Greuel?«
»Nicht direkt, Euer Exzellenz. Ich hab' auf einem Feld bei der Burg gearbeitet, da sind viele Männer in schwarzer Rüstung und mit dem Banner der Pandioner aus dem Burgtor geritten. Einer hat dem Graf sein Kopf auf seiner Lanze aufgespießt gehabt. Ich hab' mich versteckt, aber ich hab' sie reden und lachen hören, wie sie vorbeigeritten sind.«
»Was haben sie gesagt?«
»Der mit dem Kopf vom Graf hat gesagt, daß sie diese Tro … Trophäe nach Demos bringen müssen, damit Herr Vanion weiß, daß sie seinen Befehl ausgeführt haben. Wie sie vorbei waren, bin ich in die Burg gerannt, aber da waren alle tot. Und weil ich Angst gehabt hab', daß die Pandioner vielleicht zurückkommen, bin ich davongelaufen.«
»Warum bist du nach Cimmura gekommen?«
»Um Euch die Schandtat zu melden, Euer Exzellenz, und damit Ihr mich beschützt. Ich hab' Angst gehabt, daß mich die Pandioner suchen und umbringen täten, wenn ich in Arzium geblieben wär'.«
»Warum habt Ihr das getan?« schrie Dregos Vanion an. »Mein Oheim war immer ein Freund Eures Ordens!«
Auch die anderen Könige funkelten den pandionischen Hochmeister zornig an.
Dregos wirbelte zu Prinz Lycheas herum. »Ich verlange, daß dieser Mörder in Ketten
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