Elenium-Triologie
gelegt wird!«
Lycheas bemühte sich vergeblich, majestätisch zu wirken. »Euer Verlangen ist nur recht und billig, Majestät«, näselte er. Er warf rasch einen Zustimmung heischenden Blick auf Annias. »Wir befehlen deshalb, daß dieser Missetäter Vanion…«
»Verzeiht, Königliche Hoheiten«, unterbrach ihn der Graf von Lenda, »aber dem Gesetz nach hat Hochmeister Vanion das Recht, sich zu verteidigen.«
»Was könnte er schon zu seiner Verteidigung vorbringen?« fragte Dregos mit gequälter Stimme.
Sperber und seine Gruppe waren an der hinteren Wand der Ratskammer stehengeblieben. Sephrenia machte eine unmerkliche Geste, und Sperber beugte sich über sie. »Jemand setzt hier Magie ein«, wisperte sie. »Deshalb glauben die Könige diese lächerlichen Beschuldigungen auch so widerspruchslos. Der Zauber erzeugt Leichtgläubigkeit.«
»Könnt Ihr ihm entgegenwirken?«
»Nur, wenn ich weiß, von wem er ausgeht.«
»Von Annias. Er versuchte einen Zauber an mir, als ich nach meiner Rückkehr hierherkam.«
»Ein Kirchenmann?« fragte sie überrascht. »Na gut. Ich kümmere mich darum.« Sie bewegte die Lippen und schob die Hände in die Ärmel, um zu vermeiden, daß jemand bemerkte, wie sie gestikulierte.
»Nun, Vanion«, höhnte Annias, »was habt Ihr zu Eurer Verteidigung zu sagen?«
»Diese Männer sind zweifellos Lügner«, erwiderte Vanion verächtlich.
»Warum sollten sie lügen?« Annias wandte sich an die Könige, die in der Nähe des Eingangs saßen. »Sobald ich diese Zeugen gehört hatte, sandte ich einen Trupp Kirchensoldaten zur Burg des Grafen, um festzustellen, inwieweit diese Aussagen der Wahrheit entsprechen. Ich erwarte sie in etwa einer Woche zurück. Um es gar nicht erst zu weiteren Greueltaten kommen zu lassen, würde ich empfehlen, daß die pandionischen Ritter ihre Waffen abzugeben haben und das Ordenshaus nicht verlassen dürfen.«
König Obler strich durch seinen langen grauen Bart. »Unter den gegebenen Umständen halte auch ich das für angebracht«, sagte er weise. Er wandte sich an Darellon, den Hochmeister der alzionischen Ritter. »Werter Darellon, schickt einen Bevollmächtigten nach Deira. Beauftragt ihn, Eure Ritter nach Elenien zu bringen. Sie sollen die hiesigen zivilen Ordnungshüter unterstützen, die Pandioner zu entwaffnen und zu bewachen.«
»Ich werde Euren Befehl sofort ausführen, Majestät.« Darellon starrte finster auf Vanion.
Der greise König von Deira blickte König Wargun und König Dregos an.
»Ich kann nur raten, daß auch die Cyriniker und Genidianer Truppen hierherschicken. Wir sollten diese Pandioner völlig absondern, bis wir die Unschuldigen von den Schuldigen trennen können.«
»Kümmert Euch darum, Komier«, befahl König Wargun.
»Laßt auch Ihr Eure Ritter hierherkommen, Abriel«, wies König Dregos den Hochmeister der Cyriniker an. Voll Haß funkelte er Vanion an. »Ich hoffe sehr, Eure Männer versuchen Widerstand zu leisten!«
»Eine vorzügliche Idee, Königliche Hoheiten«, sagte Annias und verbeugte sich. »Gestattet, daß ich noch etwas vorschlage. Würden Eure Majestäten, sobald meine Leute zurückkommen und die Meucheltaten bestätigt haben, mit mir und diesen beiden rechtschaffenen Zeugen nach Chyrellos reisen? Wir können dort diese ganze Angelegenheit der Hierokratie und dem Erzprälaten persönlich mit unserer Empfehlung vorlegen, daß der pandionische Orden aufgelöst wird. Dieser Orden untersteht der Kirche, und nur sie kann die endgültige Entscheidung treffen.«
»Ja«, knirschte Dregos, »entledigen wir uns dieses pandionischen Abschaums ein für allemal.«
Ein dünnes Lächeln huschte über des Primas Lippen. Doch plötzlich zuckte er zusammen und wurde kreidebleich, als Sephrenias Gegenzauber zu wirken begann.
In diesem Augenblick trat Dolmant vor und schob die Kapuze seines Mönchskittels zurück, um sein Gesicht zu zeigen. »Gestattet ihr, daß ich spreche, Königliche Hoheiten?« fragte er.
»Eh … Eminenz«, stammelte Annias erschrocken. »Ich wußte nicht, daß Ihr in Cimmura seid.«
»Ich nahm auch nicht an, daß Ihr das wußtet. Wie Ihr selbst festgestellt habt, unterstehen die Pandioner dem Gesetz der Kirche. Als ranghöchster anwesender Kirchenmann halte ich es für meine Pflicht, den Vorsitz dieser Anhörung zu übernehmen. Es sei jedoch gewürdigt, wie Ihr die Angelegenheit bisher durchgeführt habt.«
»Aber…«
»Das genügt, Annias«, verwies Dolmant ihn. Er wandte sich nunmehr an die Könige
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