Elenium-Triologie
gestutzten Hecke und einem Eisenzaun umgeben.
»Wir anderen reiten zum Ordenshaus weiter, Eminenz«, sagte Sperber, als sie vor dem Gartentor anhielten.
Der Patriarch nickte. »Wir sehen uns dann morgen.«
Sperber salutierte und ritt den anderen voraus.
»Er ist ein guter Mann, nicht wahr?« meinte Kalten.
»Einer der besten«, bestätigte Sperber. »Die Kirche kann froh sein, daß sie ihn hat.«
Das Ordenshaus der Pandioner in Chyrellos war ein düsteres Steingebäude an einer Seitenstraße mit wenig Verkehr. Zwar war es nicht von einem schützenden Graben umgeben, wohl aber von einer hohen Mauer, und ein mächtiges Tor verwehrte Unbefugten den Eintritt. Sperber spulte das Ritual herunter, das ihnen Zutritt gewährte, und saß mit seinen Begleitern auf dem Innenhof ab. Der Leiter des hiesigen Ordenshauses, ein wohlbeleibter Mann namens Nashan, kam die Treppe hinuntergeeilt, um sie zu begrüßen.
»Es ist eine Ehre für unser Haus, Ritter Sperber.« Er nahm die Hand des großen Ritters fest in die seine. »Wie ist die Sache in Cimmura ausgegangen?«
»Es ist uns gelungen, Annias die Zähne zu ziehen«, erwiderte Sperber.
»Wie hat er es aufgenommen?«
»Nun, er war ein wenig grün im Gesicht.«
»Gut!« Nashan drehte sich zu Sephrenia um. »Willkommen, kleine Mutter.« Er küßte ihre beiden Handteller.
»Nashan«, sagte sie ernst. »Ich sehe, daß Ihr kaum eine Mahlzeit auslaßt.«
Er lachte und klatschte sich auf den Bauch. »Jeder braucht ein Laster oder auch zwei. Tretet ein, ihr alle. Ich habe einen Ziegenbeutel arzischen Rotwein eingeschmuggelt – als Magenmittel natürlich. Er reicht bestimmt für zwei Becher für jeden.«
»Siehst du, wie man es macht, Sperber?« sagte Kalten. »Regeln lassen sich beugen, wenn man die richtigen Leute kennt.«
Rote Vorhänge und ein roter Teppich gaben Nashans Studierzimmer eine eigene Note, ebenso wie der kunstvoll geschnitzte und mit Gold und Perlmutt eingelegte Tisch, der ihm als Schreibtisch diente. »Reine Schau«, entschuldigte er sich, als sie sich in dem Gemach umsahen. »In Chyrellos müssen wir diese kleinen Zugeständnisse von Prunk machen, wenn wir ernstgenommen werden wollen.«
»Ist schon gut, Nashan«, beruhigte ihn Sephrenia. »Ihr wurdet ja nicht wegen Eurer Bescheidenheit zum Leiter dieses Hauses ernannt.«
»Man muß eben einen gewissen Schein wahren, Sephrenia.« Er seufzte. »Ich war nie ein besonders guter Ritter«, gestand er. »Mit der Lanze bin ich bestenfalls mittelmäßig, und meine Zauber lassen mich gewöhnlich mitten drin im Stich.« Er atmete tief ein und schaute sich um. »Aber ich bin ein guter Verwalter. Ich kenne die Kirche und ihre Politik, und ich kann dem Orden und Hochmeister Vanion auf diesem Gebiet wahrscheinlich von viel größerem Nutzen sein als auf dem Schlachtfeld.«
»Wir tun alle, was wir können«, versicherte ihm Sperber. »Man sagt, daß Gott unseren guten Willen zählt.«
»Manchmal habe ich das Gefühl, daß ich ihn enttäuschte«, gestand Nashan. »Ganz tief im Innern glaube ich, daß ich es hätte besser machen können.«
»Quält Euch nicht selbst, Nashan«, riet ihm Sephrenia. »Der elenische Gott ist sehr nachsichtig, wie man sagt. Ihr habt getan, was Ihr konntet.«
Sie setzten sich um den prächtigen Tisch, und der Leiter des Ordenshauses rief einen Akolythen, der ihnen Kelche und den Beutel mit rubinrotem arzischem Wein brachte. Auf Sephrenias Bitte schickte Nashan ihn auch nach Tee für sie selbst und Milch für Flöte und Talen.
»Wir müssen das doch nicht unbedingt Hochmeister Vanion gegenüber erwähnen, oder?« wandte Nashan sich an Sperber, als er den Weinbeutel hob.
»Nicht einmal Folter könnte es mir entlocken«, beruhigte ihn Sperber und streckte seinen Kelch aus.
»Was tut sich in Chyrellos?« erkundigte sich Kalten.
»Es ist eine sorgenvolle Zeit, Kalten«, antwortete Nashan.
»Eine sorgenvolle Zeit. Der Erzprälat altert, und die ganze Stadt hält in Erwartung seines Ablebens den Atem an.«
»Wer wird der neue Erzprälat?« fragte Sperber.
»Das ist momentan schwer zu sagen. Cluvonus ist nicht in der Verfassung, einen Nachfolger zu bestimmen, und Annias von Cimmura wirft mit Geld um sich, um auf den Thron zu kommen.«
»Was ist mit Dolmant?« wollte Kalten wissen.
»Ich fürchte, er ist zu zurückhaltend«, antwortete Nashan. »Er widmet sich so sehr der Kirche, daß ihm das Selbstwertgefühl fehlt, das man braucht, um auf den goldenen Thron in der Basilika zu kommen. Und
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