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Elenium-Triologie

Elenium-Triologie

Titel: Elenium-Triologie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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aufgeregt. »Ist unsere Armee dann in Zemoch eingezogen?«
    »Sie war zu erschöpft«, erklärte Berit. »Die Schlacht hatte sie zwar gewonnen, doch mit schlimmen Verlusten. Die Hälfte der Ordensritter lag gefallen auf dem Feld, und die elenischen Könige zählten ihre Toten zu Tausenden.«
    »Etwas hätten sie doch tun können, oder nicht?«
    Berit nickte traurig. »Sie versorgten ihre Verwundeten und begruben ihre Gefallenen. Dann schleppten sie sich nach Hause zurück.«
    »Das war alles?« fragte Talen enttäuscht. »Das ist aber keine großartige Geschichte, wenn das alles ist, was sie taten!«
    »Sie hatten gar keine Wahl. Alle kampffähigen Männer waren von den vier Königreichen abgezogen worden, und die Frauen waren mit der Landwirtschaft überfordert. Es gab kaum Vorräte für den Winter. Zwar gelang es ihnen, diesen Winter zu überstehen, aber es waren so viele Kämpfer gefallen oder verstümmelt worden, daß es im Frühjahr nicht genug Männer gab – sowohl im Westen wie in Zemoch –, die Felder zu bestellen. Das führte zur Hungersnot. Ein Jahrhundert lang gab es in Eosien nur den einen Kampf – den Kampf um Nahrungsmittel. Schwerter und Lanzen wurden weggelegt und die Streitrosse an die Pflüge gespannt.«
    »Davon ist in den anderen Geschichten, die ich gehört habe, nie die Rede gewesen.« Talen rümpfte die Nase.
    »Das kommt daher, weil es eben nur Geschichten sind. Was ich erzähle, hat sich wirklich zugetragen. Jedenfalls«, setzte Berit fort, »führten der Krieg und die ihm folgende Hungersnot zu großen Veränderungen. Die Ordensritter sahen sich gezwungen, mit den einfachen Leuten auf den Feldern zu arbeiten, und distanzierten sich allmählich von der Kirche. Verzeiht, Eminenz«, wandte er sich an Dolmant, »doch zu jener Zeit hatte sich die Hierokratie zu sehr von den gemeinen Menschen abgesondert, als daß sie verstanden hätte, wie sehr sie litten.«
    »Ihr braucht Euch nicht zu entschuldigen, Berit«, entgegnete Dolmant traurig. »Die Kirche hat ihre Fehler während jener Zeit offen zugegeben.«
    Berit nickte. »Die Ordensritter wurden zusehends weltlicher. Die Kirche hatte sich diese Ritter ursprünglich als gerüstete Mönche vorgestellt, die in ihren Ordenshäusern lebten, wenn sie nicht im Einsatz waren. Doch es kam anders. Die schrecklichen Verluste in ihren Reihen machten es erforderlich, eine neue Quelle für Nachwuchs zu suchen. Die Hochmeister der Orden reisten nach Chyrellos und trugen der Hierokratie dieses Problem mit fester Entschlossenheit vor. Dank der Unnachgiebigkeit der Hochmeister entband die Hierokratie die Ordensritter vom Zölibat, und sie durften demnach heiraten und Kinder zeugen.«
    »Seid Ihr verheiratet, Sperber?« fragte Talen plötzlich.
    »Nein«, antwortete der Ritter.
    »Warum nicht?«
    »Weil er keine Frau gefunden hat, die so dumm gewesen wäre, sich an ihn zu binden«, warf Kalten lachend ein. »Er ist weder eine Schönheit noch leicht zu ertragen.«
    Talen blickte Berit an. »Das ist also das Ende der Geschichte?« fragte er unzufrieden. »Eine gute Geschichte braucht ein gutes Ende, wißt Ihr? Etwas wie: ›… und alle waren glücklich und zufrieden‹. Eure hört einfach auf, sie hat keinen Schluß.«
    »Die Historie geht weiter, Talen. Da gibt es keinen Schluß. Heute befassen sich die Ritterorden ebenso mit politischen wie mit kirchlichen Angelegenheiten, und niemand vermöchte zu sagen, wie ihre Zukunft aussieht.«
    Dolmant seufzte. »Wie wahr. Ich wollte, es wäre anders gekommen, aber vielleicht hatte Gott seine Gründe, es so zu fügen.«
    »Einen Moment!« protestierte Talen. »Ihr habt mit dieser Geschichte angefangen, als ihr mir von Otha und Zemoch erzählen wolltet. Davon seid Ihr weit abgekommen. Weshalb macht Ihr Euch jetzt Othas wegen solche Sorgen?«
    »Otha stellt zur Zeit wieder eine Armee zusammen«, erklärte ihm Sperber.
    »Tun wir etwas dagegen?«
    »Wir beobachten ihn. Wenn er wieder gegen uns vorrückt, stellen wir uns ihm entgegen wie das letzte Mal.« Sperber schaute auf das gelbliche Gras, das in der Morgensonne schimmerte. »Falls wir Chyrellos noch vor Ende dieses Monats erreichen wollen, müssen wir uns schon ein wenig beeilen«, meinte er und gab Faran ganz sanft die Sporen.
    Drei Tage ritten sie ostwärts und übernachteten in Herbergen an der Straße. Sperber verbarg seine Belustigung, wenn Talen, angespornt durch Berits kriegerische Geschichte, mit einem Stock die Disteln am Straßenrand köpfte. Am Nachmittag des

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