Elenium-Triologie
vorzulegen – und alle Fragen zu beantworten und Einwände zu widerlegen, die Annias' Anhänger wahrscheinlich vorbringen werden.«
»Sehr gut, Eminenz.« Sperber erhob sich.
»Seid morgen vorsichtig, Sperber. Man wird versuchen, Euch Fallstricke zu legen. Und um Gottes willen, verliert die Beherrschung nicht!«
»Ich werde es versuchen.«
Am nächsten Morgen kleidete sich Sperber sorgfältig. Seine schwarze Rüstung glänzte, sein Mantel und der silberne Wappenrock waren frisch geplättet. Faran war gestriegelt, bis sein rotes Fell schimmerte, und seine Hufe waren eingeölt, daß sie glänzten.
»Laß dich nicht in die Enge treiben, Sperber«, mahnte Kalten, als er und Kurik dem breitschultrigen Mann in den Sattel halfen. »Kirchenmänner können sehr gerissen sein!«
»Ich passe schon auf.« Sperber griff nach den Zügeln und stupste Faran mit den Fersen. Der mächtige Fuchs tänzelte durch das Tor des Ordenshauses hinaus auf die belebten Straßen der heiligen Stadt. Der Kuppelbau der Basilika beherrschte das Stadtbild. Sie stand auf einem Hügel und streckte sich in der Wintersonne schimmernd dem Himmel entgegen. Die Wachen am Bronzetor ließen Sperber voll Respekt ein, und er saß vor der marmornen Freitreppe ab. Farans Zügel händigte er einem Mönch aus, ehe er den Gurt seines Schildes straffte. Dann stieg er die Stufen hinauf, und seine Sporen klirrten auf dem Marmor.
Am Kopfende der Treppe versperrte ihm ein wichtigtuerischer Kirchenmann in schwarzer Soutane den Weg. »Herr Ritter«, erklärte ihm der junge Mann, »Ihr dürft nicht bewaffnet eintreten.«
»Ihr täuscht Euch, Hochwürden«, entgegnete Sperber. »Diese Vorschrift gilt nicht für Ordensritter.«
»Von einer solchen Ausnahme habe ich nie gehört!«
»Dann habt Ihr es jetzt. Ich will Euch keine Schwierigkeiten machen, Freund, aber ich wurde von Patriarch Dolmant hierherbestellt und werde hineingehen.«
»Aber…«
»Es gibt hier eine sehr umfangreiche Bibliothek, guter Mann. Wie wär's, wenn Ihr dort die Bestimmungen noch einmal durchgeht? Ich bin sicher, Ihr werdet feststellen, daß Ihr einige übersehen habt. Und jetzt geht zur Seite.« Er drängte sich an dem Mann in der schwarzen Soutane vorbei und betrat die kalte Kathedrale, in der es nach Weihrauch roch. Er verbeugte sich in Richtung des edelsteinbesetzten Altars, ehe er im farbigen Licht, das durch die hohen bemalten Fenster fiel, den breiten Mittelgang entlangschritt. Ein Kirchendiener stand am Altar und polierte gedankenverloren einen silbernen Kelch.
»Guten Morgen, Freund«, grüßte ihn Sperber.
Der Mann ließ beinah den Kelch fallen. »Ihr habt mich erschreckt, Herr Ritter.« Er lachte verlegen. »Ich hörte Euch nicht kommen.«
»Das liegt an dem dicken Läufer«, meinte Sperber. »Er dämpft die Schritte. Die Mitglieder der Hierokratie halten eine Sitzung ab, nicht wahr?«
Der Kirchendiener nickte.
»Patriarch Dolmant befahl mich hierher, um in einer Angelegenheit auszusagen, die er heute vorbringt. Könnt Ihr mir sagen, wo die Sitzung stattfindet?«
»In der Audienzkammer des Erzprälaten, glaube ich. Möchtet Ihr, daß ich Euch den Weg weise, Herr Ritter?«
»Ich weiß, wo sie ist. Danke, guter Mann.« Sperber ging am Altar vorbei durch eine Seitentür und gelangte auf einen marmornen Korridor. Er nahm den Helm ab, klemmte ihn sich unter den Arm und ging mit hallenden Schritten den Korridor hinunter, bis er zu einem größeren Gemach kam, wo ein Dutzend Kirchenmänner an Tischen saßen und Stöße von Schriftstücken ordneten.
Einer der Schwarzgewandeten blickte auf, sah Sperber an der Tür und erhob sich. »Darf ich Euch helfen, Herr Ritter?« fragte er höflich. Sein Kopf war kahl, von dünnen Haarbüscheln abgesehen, die wie Flügel über die Ohren ragten.
»Mein Name ist Sperber, Hochwürden. Patriarch Dolmant hat mich hierherbestellt.«
»Ach, ja«, sagte der kahlköpfige Kirchenmann. »Seine Eminenz wies mich darauf hin, daß er Euch erwartet. Ich werde ihm ausrichten, daß Ihr hier seid. Möchtet Ihr nicht einstweilen Platz nehmen?«
»Nein, danke, Hochwürden, ich stehe lieber. Es ist ein wenig schwierig, mit Rüstung und Schwert zu sitzen.«
Der Kirchenmann lächelte fast ein wenig wehmütig. »Ich trug noch nie ein Schwert. Welch ein Gefühl ist es?«
»Es wird überbewertet«, versicherte ihm Sperber. »Hättet Ihr die Güte, dem Patriarchen Bescheid zu geben?«
»Sofort, Ritter Sperber.« Der Kirchenmann drehte sich um; seine Sandalen
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