Elenium-Triologie
sehr gefährlich sein.«
»Es ist seit einiger Zeit auf der ganzen Welt gefährlich, Dolmant. Ich werde Euch auf dem laufenden halten.« Sperber drehte sich um, und seine Sporen klirrten, als er über den Mamorboden von dannen schritt.
13
Als das Mittagsläuten erklang, kehrte Sperber ins Ordenshaus zurück. Er war nachdenklich durch die belebten Straßen der Heiligen Stadt geritten, ohne viel auf die Menschenmassen um ihn herum zu achten. Der Verfall des Erzprälaten Cluvonus betrübte ihn. Trotz der Gerüchte, die er in letzter Zeit gehört hatte, war es doch ein schwerer Schock gewesen, den hochwürdigen alten Herrn persönlich in diesem Zustand zu erleben.
Sperber hielt am Tor an und ließ das Einlaßritual über sich ergehen. Kalten erwartete ihn auf dem Hof. »Nun?« Der Blonde blickte ihm entgegen. »Wie war es?«
Sperber saß schwerfällig ab und hob den Helm vom Kopf. »Ich weiß nicht, ob sich durch unsere Aussage etwas geändert hat. Die Patriarchen, die Annias unterstützen, werden es auch weiterhin tun; jene, die gegen ihn sind, bleiben auf unserer Seite; und die Neutralen haben sich auch jetzt nicht entschieden.«
»Dann war es also nur Zeitvergeudung?«
»Nicht ganz, glaube ich. Nach der heutigen Sitzung dürfte es Annias schwerfallen, weitere Stimmen zu gewinnen.«
»Ich wollte, du würdest dir selbst darüber klarwerden, was du meinst, Sperber.« Kalten musterte seinen Freund. »Deine Laune ist auch nicht gerade rosig. Was ist wirklich passiert?«
»Cluvonus war dort.«
»Das ist eine Überraschung. Wie sah er aus?«
»Erschreckend.«
»Er ist immerhin fünfundachtzig, Sperber. Da konntest du doch nicht erwarten, daß er wie das blühende Leben aussieht. Auch Menschen verschleißen, weißt du?«
»Sein Verstand hat gelitten, Kalten«, erklärte Sperber traurig. »Er ist vollkommen kindisch. Dolmant glaubt nicht, daß er es noch lange machen wird.«
»Ist es so schlimm?«
Sperber nickte.
»Das bedeutet, daß wir nach Borrata eilen und möglichst rasch wieder zurückkommen müssen, nicht wahr?«
»Ja. Eile tut not«, bestätigte Sperber.
»Meinst du, wir sollten schon mal losreiten und die Ritter der anderen Orden nachkommen lassen?«
»Ich wollte, wir könnten es. Es gefällt mir gar nicht, daß Ehlana allein in ihrem Thronsaal ist. Aber ich fürchte, wir können es nicht wagen. Komier hat recht, daß es wichtig ist, unsere Einigkeit zu demonstrieren. Die anderen Orden können manchmal ein wenig empfindlich sein. Wir wollen sie doch nicht von vornherein vor den Kopf stoßen.«
»Habt ihr mit jemandem über Arissa gesprochen?«
Sperber nickte. »Der Patriarch von Vardenais nimmt die Sache in die Hand.«
»Dann war die Zeit doch nicht völlig vergeudet.«
Sperber brummte. »Ich will raus aus diesem Panzer!« Er klopfte mit den Fingerknöcheln auf die Brustplatte.
»Soll ich Faran den Sattel abnehmen?«
»Nein, danke, ich werde noch einmal ausreiten. Wo ist Sephrenia?«
»In ihrem Gemach, glaube ich.«
»Laß bitte ihr Pferd satteln.«
»Reitet sie auch aus?«
»Wahrscheinlich.« Sperber stieg die Treppe hoch und betrat das Ordenshaus.
Etwa eine Viertelstunde später klopfte er an Sephrenias Tür. Er hatte seinen schweren Panzer abgelegt und trug nun ein Kettenhemd unter einem unauffälligen grauen Umhang ohne Rangabzeichen und Ordenswappen. »Ich bin es, Sephrenia«, sagte er durch die Tür.
»Kommt herein, Sperber«, forderte sie ihn auf.
Er öffnete die Tür und trat ein.
Sephrenia saß in einem weichen Sessel und hatte Flöte auf dem Schoß. Das Kind schlief mit einem zufriedenen Lächeln. »Ging alles gut in der Basilika?« fragte die Styrikerin.
»Das ist schwer zu sagen«, antwortete er. »Kirchenleute verstehen sich darauf, ihre Gefühle zu verbergen. Habt Ihr und Kalten gestern irgend etwas über die Flut von Styrikern hier in Chyrellos herausgefunden.«
Sephrenia nickte. »Sie halten sich alle in dem Viertel beim Osttor auf. Sie haben irgendwo dort ein Haus, das offenbar eine Art Hauptquartier ist. Wir konnten jedoch nicht herausfinden, wo genau dieses Haus sich befindet.«
»Wie wär's, wenn wir es suchen?« schlug Sperber vor. »Ich muß etwas tun. Ich bin kribbelig.«
»Kribbelig? Ihr, Sperber? Der Mann aus Stein?«
»Ungeduld, nehme ich an. Ich kann es nicht erwarten, nach Borrata weiterzureiten.«
Sephrenia nickte. Sie hob Flöte auf die Arme, stand auf und trug das Kind zum Bett. Behutsam wickelte sie die Kleine in eine graue Wolldecke.
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