Elenium-Triologie
Ihr es sagt.« Dann lächelte sie. Es war ein warmes, ein wenig schelmisches Lächeln, das ihn merkwürdigerweise an Flöte erinnerte. »Doch ein Rat: Wenn Ihr es mit Frauen zu tun habt, dürft Ihr nicht zu oft sagen, ich liebe dich .«
»Ich werde es mir merken. Gilt das auch für elenische Frauen?«
»Für alle Frauen, Sperber. Das Geschlecht ist viel ausschlaggebender als die Rasse.«
»Ich lasse mich gerne von Euch unterweisen, Sephrenia.«
»Habt Ihr etwa wieder Lyrik aus dem Mittelalter gelesen?«
»Ich?«
Sie ritten über den Marktplatz in den heruntergekommenen Stadtteil am Osttor. Er war vielleicht nicht ganz so trostlos wie die Elendsviertel von Cimmura, aber von der Pracht der Gegend um die Basilika war hier rein gar nichts mehr zu spüren. Die Farben auf den Straßen wirkten hier sogar noch bedrükkender. Die Kittel der ihrer Arbeit nachgehenden Bürger waren von eintönigem Graubraun, und selbst die Gewänder der wenigen Kaufleute in der Menge waren verschossen und verschlissen. Die Miene dieser Händler und Krämer allerdings war so selbstbewußt wie die ihrer Standesgenossen überall sonst.
Am Ende der Straße bemerkte Sperber einen gedrungenen Mann in einem Kittel aus grobgewebter, ungebleichter Wolle. »Styriker«, brummte er.
Sephrenia nickte. Sie zog die Kapuze ihres weißen Umhangs so über den Kopf, daß das Gesicht verdeckt war. Sperber richtete sich im Sattel auf und bemühte sich um jene hochnäsige, herablassende Miene, zu der Diener einer hochgestellten Persönlichkeit neigen.
Sie ritten an dem Styriker vorbei, der vorsichtshalber auswich, ohne sie sonderlich zu beachten.
Wie alle Angehörigen seiner Rasse hatte er dunkles, fast schwarzes Haar und bleiche Haut. Er war kleiner als die Elenier, die in dieser engen Straße dicht an ihm vorüberkamen, und die Knochen seines Gesichts stachen hervor, so daß es irgendwie unfertig wirkte.
»Zemocher?« erkundigte sich Sperber, nachdem sie an ihm vorbei waren.
»Das ist unmöglich zu sagen«, erwiderte Sephrenia.
»Verbirgt er seine Herkunft mit einem Zauber?«
Hilflos spreizte sie die Hände. »Das läßt sich nicht feststellen, Sperber. Entweder ist er ein styrischer Hinterwäldler, der an nichts anderes denkt als an die nächste Mahlzeit, oder aber ein sehr vorsichtiger Magier, der den Tölpel spielt, und von dem alle Versuche abprallen, ihn zu durchschauen.«
Sperber murmelte eine Verwünschung. »Das ist offenbar nicht so leicht, wie ich dachte. Reiten wir weiter und sehen wir, was wir herausfinden können.«
Das Haus, zu dem der Knecht den Weg gewiesen hatte, befand sich am Ende einer kurzen Sackgasse.
»Es wird sich kaum beobachten lassen, ohne daß es auffällt«, befürchtete Sperber, als sie am Eingang dieser Gasse vorbeiritten.
»Ist auch nicht nötig«, entgegnete Sephrenia und zügelte ihren Zelter. »Wir müssen mit dem Kaufmann dort an der Ecke sprechen.«
»Wollt Ihr etwas kaufen?«
»Nicht direkt kaufen, Sperber. Kommt mit, dann seht Ihr selbst.« Sie rutschte vom Sattel und band die Zügel ihres zierlichen Schimmels an den Pflock vor dem Laden, auf den sie gedeutet hatte. Kurz schaute sie sich um. »Wird Euer ungestümes Streitroß Diebe abhalten, die es auf meine sanfte kleine Ch'iel abgesehen haben?« fragte sie. Sie legte zärtlich die Hand auf den Nacken der Schimmelstute.
»Ich werde mit ihm reden.«
»Würdet Ihr das tun?«
»Faran«, wandte sich Sperber an den häßlichen Fuchs, »bleib
hier und paß gut auf Sephrenias Stute auf.«
Faran wieherte und spitzte eifrig die Ohren.
»Du alter Narr!« Sperber lachte.
Faran schnappte nach ihm und seine Zähne klickten nur wenige Zoll von Sperbers Ohr entfernt in der Luft zusammen.
»Benimm dich!«
Im Laden, einem Raum, in dem billige Möbel ausgestellt waren, benahm sich Sephrenia schmeichlerisch, ja fast duckmäuserisch. »Guter Meister Kaufmann«, sagte sie in ungewohntem Tonfall, »wir dienen einem hohen pelosischen Edelmann, der Chyrellos besucht, um in dieser Heiligen Stadt Trost für seine Seele zu suchen.«
»Ich verkaufe nicht an Styriker«, erklärte der Mann grob und starrte Sephrenia abweisend an. »Es treiben sich schon zu viele von euch dreckigen Heiden in Chyrellos herum.« Seine Miene verriet tiefen Abscheu, und er machte die ganze Zeit Gesten, die Magie abwehren sollten, im Ernstfall jedoch, wie Sperber erkannte, völlig wirkungslos gewesen wären.
»Hört mir gut zu, Trödler!« warnte ihn der breitschultrige Ritter beleidigend mit
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