Elentaria Saga - Teil 1
sein mussten, anders wäre es gar nicht vorstellbar.
Ach, wir waren ja in einem Märchen! Theoretisch…
Kaum waren wir ein paar Meter gegangen, begann eine Art Dschungel, wie ich ihn nie gesehen hatte. Jacob meinte, dies wäre der Lichtwald. Das genau Gegenteil des dunklen Waldes, und was für mich hieß, hier war kein Horror.
Ich staunte andauernd, sah mich immer wieder um, verrenkte regelrecht meinen Hals um alles sehen zu können. Die Bäume waren größer und mächtiger als ein jeder Mammutbaum aus meiner Welt. Sie waren grüner und farbenfroher, mit orangen, roten und rosa Blättern, nicht nur mit grünen, sondern auch mal mit blauen, und riesigen Wurzeln, so groß wie ein Einfamilienhaus. Wir gingen ständig unter den Wurzeln entlang, weil sie zu riesigen Torbögen gewachsen waren, dazwischen wuchs dann das Moos in purpurnen Farben. Alle Blumen waren größer als ich selbst. Auf Baumstämmen sah ich Vögel sitzen, die ebenfalls größer waren als Vögel, die ich sonst kannte. Alles kam mir in dem Moment so unwirklich vor, als würde ich Halluzinieren.
Zudem schwebten durch den Wald tausende eigenartiger Lichter, eines kleiner, eines größer. Weiße Lichter, die wie Blasen aussahen und sich bewegten.
>>Was sind das für Dinger?<<, fragte ich.
>>Irrlichter.<<
>>Wozu sind sie da? Haben sie einen Sinn?<<, fragte ich.
>>Sinn nicht direkt, Klee, aber … sie sind die Seelen der Verstorbenen in dieser Welt.<<, erklärte Jacob.
Mir blieb beinahe mein Herz stehen. Ich konnte es nicht glauben. Um uns herum schwebten Seelen? Und jedes von ihnen hatte ein Leben gehabt, eine Familie, und war nun nicht mehr? Das fühlte sich komisch an.
>>Endet jeder mal so?<<, fragte ich.
>>Schon, aber das ist kein Ende.<<
>>Was dann?<<
>>Der Anfang.<<
>>Von was?<<
Ich musterte Jacob, der die Lichter eher weniger beachtete, als wären sie gar nicht da. Dabei waren sie kaum nicht zu beachten, so schön und einzigartig.
>>Der Anfang eines neuen Lebens. Sie fliegen allesamt zum träumenden Baum und werden dort für ein neues Leben bereit gemacht.<<
>>Das heißt, du hast vielleicht auch schon einmal gelebt? Das ist ja der reine Wahnsinn!<<, kreischte ich wie ein Kind vor Begeisterung.
>>Kann sein, ja. Alles hat ihren Rhythmus.<<
>>Und wer bestimmt diesen Rhythmus?<<, fragte ich. Ich sah den Lichtern hinterher, die mehr und mehr fort flogen. Ich hätte sie gerne einmal berührt.
>>Bei uns bestimmt ihn Luella.<<
>>Ach, eine der Göttinnen?<<
Jacob nickte.
>>Genau.<<
Eines der Lichter, was ich beobachtete, prallte gegen einen Baum und wurde auseinander gerissen. Die zwei Hälften flogen wie verwirrt umher. Ich erschrak.
>>Oh nein, was machen wir jetzt?<<
Jacob sah in die Richtung wo ich hinschaute.
>>Ach, das macht nichts. Manche der Seelen sprengen auseinander. Aber bisher haben sich immer alle hälften wieder gefunden.<<, beruhigte er mich.
Dennoch war ich erst wieder beruhigt, als ich sah wie die beiden Hälften tatsächlich wieder zueinander fanden, so wie es Jacob zuvor sagte.
Ich sah mich weiter um. Es gab so viel zu entdecken, dass ich kaum noch wusste wo ich hinschauen sollte. Wir gingen sogar über eine gewaltige Baumwurzel, die mit Moos und Blumen bedeckt war, und einen See überragte, der das Ende eines gewaltigen Wasserfalls - der über drei Stockwerke aus Stein und Felsen verlief - darstellte. Überall hingen Ranken und wuchsen kleine Bäumchen mit rosaroten Blüten. Was wirklich wunderschön war. Dann auf der anderen Seite sah ich plötzlich eigenartige Wesen an uns vorbei laufen. Sie waren knapp fünfzehn bis dreißig Zentimeter groß, sie waren weiß und an ihren steinähnlichen Körper befanden sich witzige grüne Farbspritzer. Ihre Hände und Füße waren Stumpfe, trotzdem liefen sie auf zack. Sie hatten keine Augen, Nasen oder Münder, und bewegten den Kopf ziemlich eigenartig hin und her. Sie waren niedlich.
Jacob schenkte ihnen keinen Blick.
>>Das sind ja eigenartige Dinger.<<, sagte ich.
>>Sie passen auf den Wald auf.<<, gab Jacob zurück.
>>Und wie? Sind sie nicht etwas zu klein um den Wald zu beschützen?<<, fragte ich spöttisch und beobachtete die süßen Viecher weiterhin, die uns nachliefen.
Jacob grinste.
>>Unterschätze sie lieber nicht.<<
>>Okay … äh ich meine Inordnung, und wie heißen die Dinger?<<, fragte ich.
>>Sie haben keinen Namen.<<, überraschte Jacob mich.
>>Warum nicht?<<, fragte ich neugierig weiter.
>>Muss denn alles einen Namen haben?<<, fragte er im Gegenzug.
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