Elfen-Jagd
Visionen«, meinte die Sirene und pflückte einen Bausch von einem Bauschbusch, um damit das Gesicht des Mädchens abzuwischen. »Das macht die Sache noch komplizierter.«
»Vielleicht bekommen wir ja dieselbe Vision, wenn wir gemeinsam hineingehen«, meinte Krach.
»Aber der Kürbis hat doch bloß ein einziges Guckloch!«
Krach piekste mit dem kleinsten seiner Wurstfinger in die Kürbisschale. »Jetzt hat er zwei.«
»Ihr Oger habt wirklich Sinn für das Praktische!«
Sie hielten Tandy den Kürbis vors Auge, und sie blickte sofort durch das erste Guckloch. Dann kauerte Krach sich nieder, um durch das andere Loch zu spähen.
Er fand sich im Brunnen wieder. Der Stein stürzte gerade auf seinen Kopf zu. Hastig hob er eine Faust, weil er keine Kopfschmerzen bekommen wollte. Der Stein zerschmetterte auf der Faust und fiel als Geröll um ihn herum zu Boden. So, das war erledigt. Wenn der Dämon jetzt noch ein paar Steine auf ihn schleudern würde, wäre der Brunnen bald mit Geröll aufgefüllt, so daß Krach hinausklettern konnte.
Doch der Dämon erschien nicht wieder. Schade. Krach blickte sich im Dunkeln um. Tandy war auch nicht da. Er befand sich in derselben Vision, die er kurz zuvor verlassen hatte, und setzte sie an der Bruchstelle fort. Dabei schien es auch keine Rolle zu spielen, daß er diesmal ein anderes Guckloch verwendete. Wahrscheinlich war auch Tandy wieder in ihrer ursprünglichen Vision und setzte sie am selben Punkt fort, an dem sie sie abgebrochen hatte; dann wurde sie wohl gerade von dem erschreckt, was sie zuvor schon erschreckt hatte. Anscheinend programmierte der Kürbis alle Visionen getrennt voneinander.
Doch es war und blieb ein und derselbe Kürbis, also mußte Tandy hier irgendwo sein, und er hatte vor, sie zu finden, sie von ihrem Grauen zu erretten und dieses Grauen zu bibberndem Brei zu schlagen, damit es ihr nichts mehr antun konnte. Alles, was er dazu tun mußte, war, ausgiebig nach Tandy zu suchen.
Er packte einen Mauerstein und riß ihn heraus. Drei andere Steine purzelten in die Tiefe. Dann packte er einen weiteren Stein, und diesmal fielen gleich fünf weitere Steine aus der Mauer. Dieser alte Brunnen war aber alles andere als stabil gewesen! Er stellte sich auf die Steine und riß weitere aus der Mauer, bis sich der Brunnen nach und nach auffüllte und er kurz darauf wieder oben angelangt war. Von dem Dämon, der den ersten Stein auf ihn herabgeschleudert hatte, war keine Spur zu sehen. Das war auch ganz gut so, denn sonst wäre Krach möglicherweise ein wenig ungnädig mit ihm umgesprungen, indem er vielleicht seinen Schwanz wie ein Gummiband in die Länge gezogen und das Wesen auf einen Flug zum Mond geschickt hätte. Schließlich hätte der Dämon wenigstens den Anstand haben können, noch ein wenig zu bleiben, um ein paar weitere nützliche Felsbrocken in den Brunnen zu werfen…
Nun stand er in einer Kammer, die von Türen umgeben war. Er hörte einen leisen, verzweifelten Schrei. Tandy!
Er trat zur nächstgelegenen Tür und ergriff den Knauf. Der versetzte ihm einen Schock, so daß er die Tür aus ihrem Rahmen riß und fortwarf. Dahinter lag ein kahler Raum: eine falsche Spur also. Er versuchte es mit der nächsten Tür, bekam wieder einen gewischt und riß auch diese aus der Fassung. Wieder eine kahle Kammer. Dann trat er an die dritte Tür. Die verpaßte ihm keinen Schock. Aha, die Türen lernten anscheinend dazu! Diesmal öffnete er sie sanft, doch dahinter lag wieder nur eine kahle Kammer.
Schließlich öffnete er eine Tür, die einen Gang freigab, den er sofort entlangeilte. Dabei wich er einer Steinfliese aus, die er als abgedeckte Fallgrube erkannte. Davon verstanden die Oger natürlich etwas, da sie jahrhundertelang Erfahrungen mit Fallgruben gesammelt hatten, die irgendwelche närrischen Menschen für sie gegraben hatten. Nun gelangte er an einen winddurchwehten Friedhof.
Überall lagen und standen angeschlagene Grabsteine herum und zeigten eingefallene Gräber an. Manche von ihnen neigten sich gefährlich weit vor, als wollten sie in ihre eigenen Erdlöcher hineinblicken. Krach überlegte sich, daß die beerdigten Körper wahrscheinlich hinausgeklettert und woanders hingegangen waren, was sowohl die eingesackten Gräber als auch das Mißtrauen der Grabsteine erklären würde. Doch das ging ihn nichts an.
Hier draußen war der Aasgeruch noch stärker. Vielleicht waren einige der Leichen nicht tief genug vergraben worden. Ein Windstoß kam auf und wehte mit
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