Elfen und Goetter (Die Saga von Edro und Mergun - Komplettausgabe)
hasste.
„Wie wollt Ihr mir helfen, Lord Andur?“, fragte sie dann etwas spöttisch.
„Ich weiß, was Ihr wollt, Lady! Ich vermag es, in Eure Seele zu schauen, Gria.“
„So?“
„Ja. Euer Ziel ist es Merguns Aufstand im Keim zu ersticken!
Habe ich recht?“
„Ja, aber...“
„Also braucht Ihr einen Bundesgenossen. Mich braucht Ihr. Mich und meine Macht!“
„So? Meint Ihr wirklich, Lord Andur?“, fragte sie. In ihrer Stimme schwang offene Verachtung mit.
Aber Andur schien dies nicht zu stören.
„Jawohl, Gria, das meine ich.“ Sein Blick schien sie zu durchbohren. „Und Ihr wisst genau, dass ich recht habe!“ Gria ging etwas auf und ab.
„Sagt mit, Lord Andur, auf welcher Seite Ihr steht?“
„Auf welcher Seite?“
„Seid Ihr für die barbarische Revolution oder seid Ihr für die rechtmäßige Herrschaft der Götter?“
„Ich stehe auf meiner eigenen Seite, Gria.“
„Auf Eurer eigenen Seite?“
„Ja.“
„Ihr werdet Merguns Machenschaften also nicht unterstützen?“ Der Lord zuckte vielsagend mit den Schultern.
„Die Zukunft ist ungewiss und düster, meine Liebe...“
„Ihr redet wie Xilef es getan hat!“
„Ist nicht immer alles so eingetreten, wie der alte Echsenkopf es vorausgesagt hat?“
Ein Schauder erfasste Gria. Aber sie verjagte ihn rasch wieder. Sie betrachtete Andur abschätzend.
„Wenn Ihr mir nun helft, Lord Andur...“
„Ja? Was ist dann?“
„Werdet Ihr mich dann auf dieselbe Art und Weise hereinlegen, wie Ihr dies mit Shaykaliin getan habt, dem Ihr Hoffnungen machtet, Herr über die Götter zu werden, den Ihr verraten habt, so dass wir Götter ihn - als Verräter - ans Kreuz schlugen?“
„Nein, nicht auf dieselbe...“
„Aber Ihr werdet mich 'reinlegen!“
„Das Leben ist ein Spiel, meine Liebe. Versteht Ihr? Ein Spiel.“
„Das ist eine Sache des philosophischen Standpunkts“, erklärte Gria kühl. „Aber Ihr weicht meiner Frage aus! Werdet Ihr ehrlich zu mir sein?“
„Das könnt Ihr von mir nicht erwarten. Ich bin schon immer unehrlich gewesen und werde es immer bleiben. Die Unehrlichkeit macht einen Teil meiner Existenz aus...“
„Was habe ich dann von Euch zu erwarten?“
Der seltsame Lord zuckte nur mit den Schultern. „Wer weiß? Die Zukunft ist für mich ebenso grau und verborgen, wie für Euch! Ich werde Euch nicht loyal zu Füßen liegen, wie dies Eure Dämonen tun.
So etwas wie Loyalität kenne ich nicht und das wisst Ihr auch. Aber ich kann Euch trotz allem sehr nützlich sein. Nutzt diesen Augenblick, Lady, und nehmt mein Angebot an! Wer weiß, ob ich Euch morgen oder übermorgen noch so wohlgesonnen bin!“
Gria sah das listige Gesicht ihres Gegenübers und es ekelte sie an.
Aber vielleicht war es gar nicht so übel, was er ihr anbot! Unter Umständen konnte Andur ihr tatsächlich nützen...
„Und was fordert Ihr als Preis für Eure Hilfe?“ Gria wusste, dass man von Lord Andur nicht umsonst bekommen konnte.
„Ich verlange nicht viel, werte Göttin!“
„Was?“
„Merguns Leben! Ihr dürft Mergun auf keinen Fall töten, versteht Ihr? Er muss am Leben bleiben.“
Gria runzelte die Stirn.
„Aber gefangen setzen darf ich ihn?“, fragte sie.
„Nein, auch das nicht. Er muss frei bleiben.“ Die Göttin schüttelte verständnislos den Kopf. „Was sind das für unsinnige Forderungen?“
„Für Euch mögen sie unsinnig sein! Für mich haben sie durchaus ihren Sinn.“
„Sagt mir diesen Sinn!“
„Ich spiele...“, sagte Andur, wobei er hässlich kicherte.
„Und?“
„Mehr kann ich Euch nicht sagen. Sind wir uns also einig?“ Grias Gedanken wogten hin und her. Was sollte sie tun?
Die Revolution muss bekämpft werden! Wenn sie nicht jetzt schon im Keim erstickt wird, so mag es vielleicht zu spät sein!
durchfuhr es sie heiß.
„Ja“, sagte sie also. „Kommt, Andur, lasst uns an einen ruhigen Ort gehen, wo wir unsere magischen Energien vereinigen können!“ Lord Andur lächelte kalt. Er kicherte leise vor sich hin.
Er spielt ein Spiel - ein tödliches Spiel. Aber Gria spielte nicht.
Für sie war alles bitterer Ernst. Für sie stand viel auf dem Spiel!
Ein Weltbild war in Gefahr!
Irgendwo dämmerte der Morgen. Blutrot ging die Sonne auf, aber die beiden düsteren Gestalten auf der Nebelburg vermochten dies nicht zu sehen - der die Burg umgebende Nebel verhinderte die Sicht.
„Gut, Lady, gehen wir!“, forderte Lord Andur. Er drehte sich um und eilte fort - eine
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