Elfen und Goetter (Die Saga von Edro und Mergun - Komplettausgabe)
die wütenden Trommelschläge der Sadunesen noch lange. Allerdings schien es ausgeschlossen, dass man ihnen gefolgt war. Immer wieder trafen sie bei ihrer Wanderung auf verlassene Gehöfte und kleinere Dörfer.
Nirgendwo gab es noch Leben. Schließlich erreichten sie Bedin, die große Kuppelstadt am Ufer des NebelFluss. Die Kuppel war gigantischer, als Lakyr sie sich je vorgestellt hatte. Nicht einmal die großen Paläste der ghormallischen Adeligen konnten mit einem Bauwerk wie diesem mithalten! Es war einfach gigantisch. Sie traten zum großen Stahltor und Grimmon öffnete es mit seinem Schlüssel.
Nur er und Retned besaßen einen solchen Schlüssel, hatte der Dieb Lakyr stolz erzählt. Aber als sich das riesenhafte Stahltor selbsttätig hinter ihnen schloss, wurde ihm unheimlich. Vielleicht würde er diese Kuppelstadt nie wieder verlassen...
*
"Ist diese Welt denn so schlecht, dass Ihr sie wieder verlassen müsst, Herr Edro?", fragte Kiria, als Edro sich gesetzt hatte. Edro zuckte mit den Schultern.
"Ich weiß nicht, ob sie schlechter ist, als die meinige, Kiria. Aber sie stirbt, versteht Ihr?" Kiria nickte. Sie hatte Edro und Mergun bei sich aufgenommen, denn sie besaß ein großes Haus und war alleinstehend. Ihre Eltern und Geschwister waren schon seit langem den Nebelkrankheiten zum Opfer gefallen. Und da sie selbst nicht das ganze Haus bewohnen konnte, hatte sie einen Teil Mergun und Edro überlassen. Außerdem war sie erpicht darauf, sich mit den beiden zu unterhalten, denn es kamen nur äußerst selten Fremde nach Bedin. Ihre blauen Augen gruben sich in die Edros.
"Ich verstehe Euch sehr gut, Herr Edro. Ihr wollt nicht mit dieser Welt in den Tod gehen, nicht war? Das ist der Grund, warum Ihr und Mergun diese Welt wieder verlassen wollt, nicht wahr?"
"Ja, aber das ist nicht der einzige Grund, Kiria."
"Nein?" Sie strich sich die braunen Haare aus dem Gesicht.
"Nein. Es gibt da noch einen anderen Grund, der uns dazu veranlasst, von hier fort zu gehen, sofern es uns möglich ist." Er seufzte und lehnte sich zurück. Seine traurigen, grünen Augen musterten sie seltsam. "Wisst Ihr, wir suchen ein Land,in dem die Träume in Erfüllung gehen."
"Ach ja?", fragte Kiria. "Wie heißt es denn? Ich habe noch nichts von einem solchen Land gehört."
"Sein Name ist Elfénia, aber ich habe gehört, dass es auch andere Name tragen soll."
"Dieses Land liegt nicht in dieser Welt, nicht wahr?"
"Nein. Nein,ich glaube nicht." Kiria blickte nachdenklich auf den Tisch. Dabei fielen ihr ihre rostbraunen Haare wieder ins Gesicht.
"Könnte es nicht sein, Edro, dass Bedin lediglich ein anderer Name für Elfénia ist?", fragte sie dann, ohne ihn anzublicken.
"Nein. Bedin stirbt - so wie diese Welt stirbt. Und gehen hier Träume in Erfüllung?" Als sich ihre Blicke dann wieder trafen, waren die ihren funkelnd, ja fast fanatisch.
"Bedin wird nicht sterben! Diese Welt mag vergehen, aber nicht Bedin! Retned wird diese Stadt beschützen! Er ist der Herr des Universums und er würde es nie zulassen, dass die blauen Nebelschwaden sich durch die Kuppel von Bedin fressen!"
"Retned kann sich nicht gegen die Geschicke des Kosmos stellen.
Er ist nicht der Herr dieses Universums, Kiria."
"Er ist ein Gott, Edro. Ein Gott, versteht Ihr?"
"Ich verstehe. Aber auch Götter können diese Welt nicht mehr retten! Die Menschen selbst haben ihr den Todesstoß versetzt. Und mit den Menschen sterben auch die Götter." Als Edro die Bestürzung in Kirias Zügen las, schwieg er und stand auf. Er ging zum Fenster und blickte hinaus. Aber nirgends war eine Sonne zu sehen – nicht einmal blauer Nebel. Der Himmel war aus grauem Stein gemacht - und das bedrückte den Dakorier schwer. Wie sehnte er sich nach dem gesunden, blauen Himmel von Dakor, der Stadt auf der Nordinsel.
Plötzlich erstarrte er! Ein Mann mit einer schwarzen, zweiköpfigen Katze auf dem Arm marschierte über die Straße! Nein, sollte es wirklich wahr sein? Aber nein, es gab keinen Zweifel! Dieser Mann war Lakyr von der zweiköpfigen Katze! Ohne ein Wort zu Kiria zu sagen, riss Edro die Tür auf und stürmte hinaus auf die Straße. Mit weiten Sätzen folgte er Lakyr und holte ihn schließlich ein.
Verwundert starrte ihn der Thorkyraner an. "So ein Zufall", stellte Lakyr fest und grinste. Seine Katze gab ein leises Miauen von sich, gerade so, als wollte sie sagen, dass sie mit Lakyr übereinstimme.
"Wie seid Ihr hier herein gekommen?", fragte Edro dann.
"Ich erzähle es Euch ein
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