Elfen und Goetter (Die Saga von Edro und Mergun - Komplettausgabe)
dann bestimmt. Aber er war sich selbst nicht ganz sicher. Meinten sie vielleicht die wenigen Dinge, die er aus der alten Taverne mitgenommen hatte? Oder aber verwechselten ihn die Sadunesen mit Grimmon, dem Unsichtbaren?
Der andere antwortete ihm mit einem heiseren, kranken Lachen.
"Du bist also unschuldig, ja?", lachte er.
"Sage mir, wann und wo ich euch bestohlen habe!" Wieder lachte der Häuptling der Sadunesen.
"Es ist schon so oft vorgekommen, dass man es kaum noch aufzuzählen vermag. Du vermochtest dich auf geheimnisvolle Weise unsichtbar zu machen, Fremder, aber nun haben wir dich!"
"Du verwechselst mich mit..."
"Ach was! Du bist der einzige Fremde, der sich zur Zeit in Saduna aufhält, du und deine Dämonenkatze!"
Der Häuptling erhob sich und zog von dannen.
Das Feuer...
Lakyr ahnte plötzlich, warum man es entfacht hatte... Wütend zog er an seinen Fesseln, aber es gelang ihm nicht, sie zu lösen. Der, der ihn festgebunden hatte, war ein Meister seines Faches gewesen und der, der die Lederschnüre hergestellt hatte, ebenfalls.
Der Tanz der Sadunesen wurde immer wilder und aus ihren Bewegungen sprach der Wahnsinn, den ein sterbendes Volk packt, bevor es untergeht und im Nichts des Vergessens verschwindet.
Gellende Schreie drangen durch den Nebel und mussten jedem, der sie hörte Schauder über den Rücken jagen. Lakyr kam es so vor, als würde eine kalte Hand sich auf seine Schulter legen und ihn frösteln lassen.
Drohend loderten die Flammen auf und sandten schwarzen Rauch in den blauen Himmel.
Eine düstere, mit einer monströsen Axt bewaffnete Gestalt trat auf den Pfahl zu, an dem Lakyr angebunden war.
Kurz vor ihm blieb sie stehen und wechselte einige Worte mit dem Wachposten, die zu undeutlich gesprochen waren, als das Lakyr sie hätte verstehen können. Der Posten nickte und trat auch herbei. Die beiden Sadunesen lösten Lakyrs Fesseln und nahmen ihn in ihre Mitte.
Man führte ihn vor das lodernde Feuer, dessen Flammen bis zum Himmel hinaufzuzüngeln schienen.
Nein, nun gab es keinen Zweifel mehr! Man wollte ihn verbrennen! Erneut wurden ihm jetzt Fesseln angelegt und zwar so gründlich, dass er nicht einmal mehr die geringste Bewegung hätte machen können.
Die vermummten Gestalten hatten inzwischen aufgehört zu tanzen. Stumm und in der Erwartung des Kommenden standen sie da und starrte Lakyr mit ihren von Wahnsinn zeugenden Augen an.
Der Mann aus Thorkyr spürte da plötzlich die harten Griffe seiner Bewacher, die offensichtlich vorhatten, ihn in die Flammen zu werfen.
Doch da gellte ein Todesschrei durch den Nebel.
Lakyr erblickte einen der Vermummten am Boden liegend -
offenbar tot. Aus seinem zerbissenen Hals strömte Blut und auf seiner Brust saß ein kleines, bepelztes Tier!
Die Zweiköpfige!
Ihre zwei Paar Augen funkelten gefährlich und ihre Muskeln waren angespannt. Jederzeit war sie bereit, ein neues Opfer anzufallen.
Von dem einen ihrer Mäuler troff noch das Blut, aber das schien sie nur wenig zu stören. Drohend fauchte sie ihren Hass den vermummten Gestalten entgegen. Ein Gemurmel entstand, von dem Lakyr nur wenige Wortbrocken auffangen konnte. Aber das wenige, was er hörte genügte schon, um zu wissen, dass die Vermummten Angst hatten.
Jemand schoss einen Pfeil auf die Zweiköpfige, aber er prallte wirkungslos an ihrem samtweichen und doch stahlharten Fell ab.
Bedächtig stieg sie von der Brust des Toten hinunter und bewegt sich auf Lakyr und die ihn umgebenden Wachen zu. Sie beeilte sich in keiner Weise und blieb manchmal auch stehen, um drohend um sich zu fauchen. Angsterfüllt machten sich die Sadunesen dann aus dem Staub.
Sie ließen alles stehen und liegen und wichen mit stummen Entsetzen davon.
Jemand durchschnitt plötzlich Lakyrs Fesseln, aber wohin der Mann aus Thorkyr auch blickte, er konnte niemanden sehen.
"Habt keine Angst! Ich bin es, Grimmon!", sagte eine Stimme.
"Ich danke Euch, Grimmon."
"Es war doch meine Pflicht! Schließlich wollte man Euch wegen Verbrechen umbringen, die Ihr gar nicht begangen habt!"
"So hat man mich mit Euch verwechselt", stellte Lakyr mit Genugtuung fest.
"Genau so ist es."
Und in diesem Augenblick wurde Grimmon wieder sichtbar. Er lächelte verschmitzt und geheimnisvoll.
Lakyr nahm unterdessen seine Katze auf den Arm und liebkoste sie zärtlich. Und nur schwer vermochte er sich vorstellen, dass seine kleine bepelzte Freundin eine perfekte Mörderin war!
Er wandte sich dem schon halb zu Staub zerfallenen
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