Elfen und Goetter (Die Saga von Edro und Mergun - Komplettausgabe)
rief Grimmon. Er griff nach einer Fackel und ging voran. Auch Edro besorgte sich eine Fackel. Er wollte Grimmon folgen, da bemerkte er Kiria, wie sie versteinert da stand und immer nur auf den kleinen Kasten auf dem Knochenthron schaute. Für sie war ein Weltbild zusammengebrochen.
"Es fällt mir schwer, das zu glauben, was ich sah", erklärte sie, als sie den Dakorier erblickte. Edro nickte.
"In Eurem bisherigen Leben habt Ihr immer nur Retned geglaubt -
und nie dem, was Ihr saht und hörtet und was doch so offensichtlich war. Diese Welt stirbt - und mit ihr ihre Götter."
"Vielleicht habt Ihr recht. Alles scheint irgendwann zu sterben -
selbst die Götter. Auch Welten scheinen zu sterben - genauso wie ein gewöhnlicher Mensch."
"Sind Leben und Tod nicht lediglich zwei Aspekte ein und desselben? Ist das Leben nicht die Voraussetzung für den Tod und der Tod nicht die Voraussetzung für eine Wiedergeburt?" Sie schwieg und starrte auf den Ort, wo ihr Gott gethront hatte. Aber der war jetzt tot.
Er war tot - aber vielleicht nur, um wiedergeboren zu werden? Wurden auch ganze Welten wiedergeboren? Da nahm Edro Kiria bei der Hand und zog sie mit sich.
*
Der lange Gang war düster und gespenstisch. Manchmal war aus der Ferne ein seltsames Geräusch zu hören und dann hielt die Gruppe jedesmal den Atem an. Es war eine Art Kratzen oder Scharren.
Vielleicht war es aber auch etwas anderes. Der leise Gang eines Feindes, so glaubte Grimmon. Nein, Retned hätte eine so wertvolle Maschine, die sogar dazu in der Lage war, den Abgrund zwischen den Welten zu überbrücken, niemals unbewacht gelassen! Das Kratzen wurde lauter und kam näher. Unruhig rutschte Lakyrs Katze hin und her. Sie fauchte. Da tauchten gespenstisch und flackernd zwei riesige Facettenaugen aus dem Dunkel auf. Ein riesengroßer Käfer näherte sich ihnen. Er hatte mindestens die Größe eines Pferdes. Seine schrecklichen Zangen holten aus und schnappten nach Grimmon, der aber geschickt auszuweichen verstand. Ein leises Summen ging jetzt von dem titanenhaften Insekt aus. Man hörte, wie die Schwerter aus den Scheiden gezogen wurden. Aber Edro sah sofort, dass es wenig Sinn haben würde, auf den harten Chithinpanzer des Untieres einzuschlagen. An ihm würden ihre Waffen wirkungslos abprallen.
Sie mussten auf den kleinen Kopf des Insekts einschlagen, aber dieser wurde gut von den riesigen, grauenhaften Zangen geschützt.
Da stolperte Grimmon plötzlich und die messerscharfen, mörderischen Zangen wollten sich ihr Opfer nehmen. Aber Sorin, der direkt hinter dem Unsichtbaren gestanden hatte, trat schützend vor den am Boden liegenden Dieb und wehrte den Angriff der tödlichen Zangen ab. Blitzschnell hatte sich Grimmon wieder aufgerappelt, aber für Sorin war es trotz allem zu spät. Schaurig hallte sein Schrei in dem alten Gewölbe unter der Erde, als ihn eine der Zangen packte und sofort tötete. Nun eilten Edro und Krasi dem arg bedrängten Grimmon zu Hilfe. Langsam stapfte der titanenhafte Käfer näher und seine Zangen schnappten nach den Eindringlingen. Die Chance, den Kopf zu erreichen, ohne den schrecklichen Mordzangen zum Opfer zu fallen, war denkbar gering. Aber die Anzahl seiner Gegner schien den Käfer etwas zu verwirren. Da war Grimmon plötzlich verschwunden. Er hatte sich unsichtbar gemacht. Zwar nützte es nicht besonders viel, da man in dem düsteren Gewölbe ohnehin nicht viel sehen konnte und der Käfer sich wahrscheinlich mehr auf seinen Tastsinn verließ, aber es schien das Untier dennoch ein wenig zu verunsichern. Wild und unbeholfen schlug es jetzt mit den Zangen um sich - blind vor Wut und Ratlosigkeit. Edro hob seine Fackel und wandte sich zu Grimmon.
„Vielleicht können wir ihm mit Feuer beikommen!", meinte er.
Aber der Dieb schüttelte den Kopf.
"Seine Zangen bestehen aus einem hornartigen Material - sie werden nicht brennen", meinte er. Inzwischen setzte das Untier seine wilden und unsystematischen Angriffe fort und die Gruppe musste sich einige Meter zurückziehen. Da nahm sich Edro ein Herz, unterlief die schlagenden Zangen und stieß sein Schwert in den Kopf des Insekts.
Das Tier bäumte sich auf und als Edro seine Waffe wieder aus dem Körper seines Feindes gezogen hatte, hatte er Mühe, den unkontrolliert schlagenden Mordwerkzeugen auszuweichen. Einmal wurde er von ihnen zu Boden gestoßen. Aber blitzschnell rollte er davon. Eine schleimige Flüssigkeit entströmte der Wunde, die der Dakorier dem Tier geschlagen
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