Elfen und Goetter (Die Saga von Edro und Mergun - Komplettausgabe)
machen wollen", erklärte Lakyr.
Imocs Mund zeigte die Andeutung eines Lächelns. Aber in den roten Augen, die schon so viele Dinge gesehen hatten, dass sie sich an die meisten gar nicht mehr erinnerten, brannte noch immer ein drohendes Feuer.
"Wo ist das Ziel Eurer Reise?", fragte der Uralte dann.
"Wir suchen nach einem fernen Land. Es heißt Elfénia", erklärte Edro.
"Ihr zieht nach Osten. Glaubt Ihr dort, dieses Land zu finden, mein Herr?"
"Nein."
"Warum zieht Ihr dann aber in den Osten?"
"Wir wollen zum Berg der Götter, dem Uytrirran", sagte nun Mergun.
"Und was wollt Ihr von den Göttern, meine Freunde?"
"Sie sind vollkommen und allwissend. Sie werden uns den Weg nach Elfénia zeigen", meinte Mergun.
"Sind die Götter wirklich vollkommen? Oder sind sie nicht vielmehr ein Spiegelbild des Menschen?"
"Ich weiß es nicht", bekannte Lakyr. Er tat es aber so leise, dass Imoc es nicht verstehen konnte.
"Ich weiß es besser als die Menschen: Die Götter kamen erst mit den Menschen auf diese Welt und sie werden auch so lange hierbleiben wie sie. Ein Gott hat immer soviel Macht und Weisheit, wie die Menschen, die ihn anbeten ihm geben", behauptete der uralte Imoc.
"Ihr wollt uns davon abhalten, zum Berg der Götter zu reisen, nicht wahr, Herr Imoc?", durchschaute Mergun die Absicht des Uralten.
"Ich will Euch in Eurem eigenen Interesse davon abhalten, diesen düsteren Wald zu durchqueren. Ihr würdet viel zerstören, lieber Freund."
"Warum?", schrie Mergun.
"Weil Ihr ein Mensch seid, mein Herr!"
"Das ist die Ursache?" Mergun war verblüfft. "Das will ich nicht glauben!"
"Ihr werdet es selbst sehen. Und was diese Reise zum Berg der Götter und jenes Land - Ihr nanntet es Elfénia - angeht, so muss ich folgendes sagen: Ich habe bereits von Elfénia gehört. Dieses Land hat noch viele andere und ebenso schöne Namen, und während den vielen Äonen meines langen Lebens habe ich viele Leute kennengelernt, die Elfénia suchten. Menschen und Elfen und andere Wesen. Sogar Götter waren unter ihnen. Götter, die früher einmal Menschen gewesen waren und sich nun wieder ihres Menschseins erinnerten. Geht ruhig zum Berg der Götter, den die Menschen des Ostens Uytrirran nennen, aber ich will eine Warnung abgeben: Ihr könntet eine Enttäuschung erleben, Ihr könntet diese weite Reise umsonst gemacht haben. Denn die Götter sind einfältig und oft noch dümmer als Kinder. Für Euch Menschen ist es schwer, die Wirrnis und das Chaos im Geist eines Gottes zu durchschauen. Ich an eurer Stelle, meine Freunde, würde nicht zu diesem Berg pilgern. Selbst wenn die Götter dazu in der Lage wären, Euch den Weg in dieses Land Eurer Träume zu weisen, so wäre es ein anderes Elfénia. Ein Elfénia für Götter - nicht für Menschen. Die Träume von Menschen würden dort nicht in Erfüllung gehen, sondern die düsteren Phantasien der Götter." Die Konturen des Baumes, der Imoc war, verschwommen wieder. Ein letztesmal blickte Edro in die roten Augen, diese blutroten Augen, die schon seit Äonen die Welt betrachteten.
"Ich bitte euch, meine Freunde! Geht nicht in diesen Wald, den die Menschen des Westens den Zauberwald nennen!", sagte der Mund Imocs, ehe er verschwand. Und dann war da wieder nur ein alter, verkrüppelter Baum, auf dem nur noch vereinzelt Laub hing.
"War alles nur ein Traum?", fragte Mergun.
"Nein, dass war es ganz sicher nicht", behauptete Kiria. Sie wandte sich an Edro.
"Wir sollten nicht durch diesen Wald gehen, Edro. Ich spüre die Gefahr förmlich! Ich möchte nicht im Netz einer Riesenspinne oder in den schwarzen Fängen eines Daranar enden!"
Edro antwortete nicht, sondern blickte zu Lakyr und Mergun.
"Wir müssen weiter. Es gibt keine andere Möglichkeit", meinte Lakyr und Edro nickte leicht.
"Ich glaube auch." Aber der Dakorier sagte dies langsam und bedächtig - gerade so, als kämen ihm die Worte nur schwer und unter Schmerzen über die Lippen.
"Dieser Imoc mag uns viel über die Natur der Götter erzählen und es mag auch vieles davon wahr sein, aber haben wir überhaupt eine andere Wahl?", fragte Mergun. Edro schüttelte den Kopf.
"Es sei denn, wir wollen wieder ziellos umherirren, wie wir es taten, bevor wir Dasiquol trafen", sagte der Dakorier und vermied es Kiria anzusehen. Lakyr schaute in die Düsternis des Waldes.
"Ich habe kein gutes Gefühl dabei, aber wir müssen gehen, dass dürfte feststehen", erklärte Edro und Lakyr nickte schweigend.
"Gehen wir also!", forderte
Weitere Kostenlose Bücher