Elfen wie Stahl
nicht vergisst, während â¦Â«
»Können Sie lesen, Soldat?«, fiel Konowa ihm ins Wort.
»Aber ja, Sir, Major. Sehen Sie her, mein Soldbuch.« Er klappte seinen Tschako hoch und zog ein kleines rotes Buch heraus, das er auf der ersten Seite aufschlug. »Hier steht ganz oben âºSoldat Yimt Arkhornâ¹.«
Konowa betrachtete das Buch. Er bemerkte sofort die Vielzahl von Markierungen und Bemerkungen über VerstöÃe gegen militärische Vorschriften und Gesetze, von denen die meisten unter die berüchtigte Rubrik »RHDS« fielen: »Rauferei, Hurerei, Dieberei, Sauferei«. Der Dienstgrad war ganz offensichtlich mehrmals gelöscht und neu eingetragen worden. »Mir scheint«, sagte er, »dass dort einmal stand âºSergeant Arkhorn, Yimt, Kaiserliche Ingenieureâ¹. Von da bis zum Babysitter für Wagenkolonnen ist es ein weiter Weg.«
Soldat Arkhorn hüstelte. »Alles nur Missverständnisse und ungeschminkte Eifersucht, Sir. Einige Leute sind nicht so scharf darauf, Ihrer Majestät zu dienen wie andere, verstehen Sie, und sie entwickeln einen Widerwillen gegen Soldaten wie Sie und mich, die sich hervortun, wenn Sie verstehen, was ich meine. Man kann keinen Zauber wirken, ohne ein paar Kristallkugeln zu zerbrechen, wie meine GroÃmutter immer zu sagen pflegte. Leider hält sich nicht jeder an diese Philosophie.«
»Unverschämte kleine Ratte«, knurrte Lorian und trat einen Schritt näher. »Er ist häufiger in den Kerker gewandert, als ich warme Abendessen zu mir genommen habe, Major.«
Konowa blätterte das Soldbuch durch und stellte staunend fest, dass die Stempel der Zahlmeister dreiÃig Jahre zurückreichten und so ziemlich jeder wichtige Feldzug und jede bedeutende Schlacht vertreten waren, welche die Imperiale
Armee geschlagen hatte. Er gab dem Zwerg das Soldbuch zurück und hob die Hand. »Und er hat auch mehr Kämpfe erlebt. Aber das hat nichts mit unserem Problem zu tun. Wenn Sie lesen können, Soldat, dann wissen Sie, dass dieser Aufruf Zwerge ausschlieÃt.«
»Verzeihung, Herr Major, aber das stimmt nicht«, widersprach er. Um sein Argument zu beweisen, hob er erneut die Spitze seines Tschakos, zog eines der Flugblätter heraus und deutete auf die Stelle, in der von den Zwergen die Rede war. »Sehen Sie hier? Hier steht in schwarzer Tinte, dass Zwerge sich nicht zu bewerben brauchen. Die Sache ist doch so deutlich zu erkennen wie die Warze einer Hurentitte. Es bedeutet, dass Zwerge automatisch akzeptiert werden; wir brauchen uns nicht zu bewerben!«
Konowa wandte kurz sein Gesicht ab, um sein Lächeln zu verbergen. Lorian jedoch war das Lachen vergangen.
»Das ist absurd, Sir«, mischte sich der Regimentssergeant ein. »Der Zwerg macht sich über diesen Aufruf lustig. Das Regiment der Stählernen Elfen â¦Â«
»⦠besteht jetzt aus Menschen«, unterbrach Konowa den Sergeanten gelassen und sah ihn an. »Also erscheint es mir nicht übermäÃig problematisch, wenn wir auch einen Zwerg aufnehmen.«
»Aber seine Zähne, Sir! Sehen Sie sie an! Er ist einer dieser Felsfresser!«
»Felsfresser?«, brüllte der Zwerg. »Für was für einen Schwachkopf halten Sie mich, Verzeihung, Sir? Man isst sie nicht, sondern man kaut sie!«
Konowa waren bereits die zinnfarbenen Zähne im Mund des Zwergs aufgefallen.
»Sie sind in den Minen aufgewachsen, stimmtâs, in den Urilian-Bergen?«, fragte Konowa.
Der Zwerg nickte. »Das stimmt, Sir. Hab mein erstes Crute gekaut, bevor ich entwöhnt wurde. Hab meine liebe alte Mutter ziemlich fest gebissen. Aber kein Grund zur Sorge, ich entzünde keine Pulverladung, es sei denn, ich benutze den Kleinen Locher hier«. Er klopfte liebevoll auf die Armbrust. »Ihre Reichweite ist zwar ein bisschen kürzer als die einer Muskete, aber dafür gleicht sie es mit ihrer gröÃeren Durchschlagskraft aus. Sie ist schon seit Jahren im Besitz meiner Familie. Sie gehörte meiner Tante, müssen Sie wissen.« Er lächelte, und seine mit Metall verstärkten Zähne schimmerten wie frisch geprägte Münzen.
Konowa wandte sich an Lorian. »Er könnte vermutlich jede Pulverkartusche von hier bis nach Calahr mit seiner Silberzunge entzünden, also brauchen wir uns wohl kaum Sorgen um seine Zähne zu machen. Aber wir brauchen jeden fähigen Soldaten, den wir bekommen
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