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Elfenbann

Elfenbann

Titel: Elfenbann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aprilynne Pike
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näher. Und ich lasse mich nicht von Fremden mitnehmen.«
    »Ich bin kein Fremder«, erwiderte Tamani und sah ihr direkt in die zaghaft blickenden Augen. »Ich würde fast sagen, ich war der erste, den du in der Schule getroffen hast.« Er schmunzelte. »Außer Mr Robison, meine ich.«
    »Ich hätte nicht gedacht, dass du mich bemerkt hast«, sagte Yuki, die immer noch auf der Hut war.
    Tamani zuckte die Achseln. »Ich gebe zu, dass ich voll damit beschäftigt war, etwas zu verstehen. Die reden hier so komisch. Als hätten sie Wattebällchen im Mund.«
    Jetzt lachte sie laut heraus – die Gelegenheit für Tamani, sie genau zu mustern. Sie war wirklich ziemlich hübsch, wenn sie mal nicht auf den Boden guckte. Ihre schönen grünen Augen strahlten und sie hatte ein nettes Lächeln – davon hatte er auch noch nicht viel gesehen.
    »Ich bin übrigens Tam«, sagte er und streckte die Hand aus.

    »Yuki.« Sie sah seine Hand einen Augenblick lang prüfend an, ehe sie zögernd zugriff. Er hielt sie ein wenig länger als nötig fest, um ihr noch ein Lächeln zu entlocken.
    »Hast du nicht einen … hiesigen Schüler aus deiner Gastfamilie, der dich begleitet?«, fragte Tamani, als sie nun gemeinsam weitergingen. »So läuft das doch beim Austausch, oder?«
    »Äh …« Nervös strich sie sich die Haare hinter die Ohren. »Nein, bei mir nicht. Ich bin sozusagen … ein Spezialfall.«
    »Bei wem wohnst du denn dann?«
    »Ich wohne eigentlich die meiste Zeit allein. Also, nicht ganz allein «, verbesserte sie sich schnell. »Die Frau, bei der ich wohne, sie heißt Klea, meldet sich jeden Tag bei mir und kommt auch sonst dauernd vorbei. Sie muss nur beruflich viel verreisen. Aber das darf in der Schule keiner wissen.« Sie wirkte beinahe geschockt, weil sie es ihm erzählt hatte. »Sie gehen davon aus, dass Klea sich viel mehr um mich kümmert.«
    »Ich kann schweigen«, sagte Tamani unbekümmert. Er hatte ihr Häuschen beobachtet und wusste genau, dass Klea seit über einer Woche nicht dagewesen war. »Wie alt bist du denn?«
    »Sechzehn«, antwortete sie, ohne zu überlegen.
    Sie hat überhaupt nicht gezögert . Wenn sie log, war sie gut.
    »Bist du nicht einsam?«
    Jetzt dachte sie kurz nach und biss sich auf die Lippe. »Manchmal. Aber grundsätzlich finde ich es gut. Also, mir
sagt keiner, wann ich ins Bett gehen oder den Fernseher ausmachen soll. Das fänden die meisten Jugendlichen wahrscheinlich klasse.«
    »Ich zum Beispiel«, sagte Tamani. »Mein Onkel kann ganz schön streng sein.« Gelinde formuliert , dachte er noch. »Aber je älter ich werde, umso lockerer lässt er die Leine.«
    Ohne Ankündigung bog Yuki auf den Weg zu einem kleinen Haus ein. »Hier wohnst du?«, fragte Tamani.
    Die Frage war natürlich überflüssig. Tamani kannte das kleine Cottage zur Genüge. Efeu rankte daran empor, nach hinten raus lag ein kleines Schlafzimmer und nach vorne ein Wohnzimmer. Er wusste, dass ihre Tagesdecke lila war und dass sie Poster von Popstars aus Musikmagazinen herausgerissen und an die Wand geklebt hatte. Darüber hinaus bezweifelte er, dass sie so gern allein war, wie sie behauptete, weil sie oft lange auf dem Rücken auf dem Bett lag und an die Decke starrte.
    Sie dagegen wusste nicht, dass sie nie mehr allein zu Hause sein würde, solange sie sich in Crescent City aufhielt.
    »Äh … ja«, antwortete sie rasch, als wäre sie überrascht, wie weit sie schon gegangen waren.
    »Dann lasse ich dich jetzt in Ruhe«, sagte Tamani, der es am ersten Tag nicht gleich übertreiben wollte. Er zeigte mit dem Daumen auf den Weg, auf dem sie gekommen waren. »Mein Wagen steht noch da hinten.«
    Als sie wider Erwarten lächelte, wurde Tamani vom Anblick ihres kleinen Grübchens überrumpelt. Grübchen gab es zwar auch bei Elfen, aber angesichts der üblichen
Symmetrie war es ziemlich ungewöhnlich, nur eins zu haben. Dennoch musste er zurücklächeln. Er fand sie richtig nett. Hoffentlich tat sie nicht nur so.
    »Und?«, fragte er, als er langsam rückwärts ging. »Sagst du auch Hi zu mir, wenn ich morgen Hi zu dir sage?«
    Er wäre fast gestolpert, als sie keine Antwort gab.
    »Warum tust du das, Tam?«, fragte sie schließlich nach einer langen Pause.
    »Was?« Jetzt blieb er stehen.
    »Das.« Sie wedelte ein wenig zwischen ihnen hin und her.
    Er musste sich richtig Mühe geben, um auszustrahlen, dass ihn die Frage in Verlegenheit brachte, er aber trotzdem weiterflirten wollte. »Ich habe gelogen«, sagte er

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