Elfenbann
Schuld. Ich hasse es, ihn zu enttäuschen. Er ist mein Freund.«
»Freund«, wiederholte Chelsea trocken. »Und deshalb verwandelt David sich auch jedes Mal in einen feuerspuckenden Drachen, wenn die beiden in einem Raum sind.«
»Tut er doch gar nicht.«
»In deiner Gegenwart gibt er sich Mühe, weil er kein eifersüchtiger Freund sein will. Aber du kannst mir glauben, er ist total entnervt, sobald Tamani auch nur in seine Nähe kommt.«
»Echt?« Laurel hatte schon wieder ein schlechtes Gewissen.
»Ja. Glaubst du etwa, er wäre letzte Woche nur zufällig ausgerastet? Es ging schon am ersten Schultag los und er steigert sich immer mehr hinein. Redet ihr zwei etwa nicht über solche Dinge?«
»Warum ist es meine Schuld, dass Tamani in mich verliebt ist?«, fragte Laurel, lauter als gewollt. »Ich habe überhaupt nichts gemacht!«
»Ach, Laurel«, sagte Chelsea behutsam. »Ich kapiere ja, dass Tamani in dich verknallt ist, aber ehrlich gesagt, ist das ziemlich egal. Die Hälfte der Jungen in unserer Klasse steht auf dich. Du siehst einfach fantastisch aus, ich habe gesehen, wie sie dich anglotzen. Das macht David nichts aus, im Gegenteil, ich glaube, es macht ihn glücklich . Er ist mit dem heißesten Mädchen der ganzen Schule zusammen und jeder weiß es.«
»Ich bin nicht das heißeste Mädchen in der Schule«, sagte Laurel verknöchert, als sie vor Chelseas Haus vorfuhr. Sie war hübsch, aber es gab viele schöne Mädchen an der Del-Norte. Chelsea gehörte auch dazu.
»Du bist das heißeste Mädchen in der Schule«, wiederholte Chelsea, »Und Captain Science ist dein Lover. Du hast David vor der Highschool nicht gekannt, deshalb will ich es dir erklären: In dem Augenblick, als du ihn wahrgenommen hast, hast du sein Leben verändert. Er würde alles für dich tun. Und er neigt normalerweise nicht zur Eifersucht.«
»So langsam habe ich das Gefühl, dass alle Typen zur Eifersucht neigen«, murrte Laurel.
»Ich will damit sagen, dass David nicht etwa sauer auf Tamani ist, weil Tamani eifersüchtig ist. David ist sauer auf ihn, weil du eifersüchtig bist.«
Laurel legte ertappt den Kopf aufs Lenkrad.
»Liebt er dich denn wirklich?«, fragte Chelsea nach einem langen stillen Augenblick.
»Ja«, gestand Laurel und sah zu Chelsea hoch, ohne den Kopf zu heben.
Chelsea zog die Augenbrauen hoch. »Na, dann viel Glück.«
Sechzehn
I ch weiß wirklich nicht, warum das Ding mich dies Jahr so ärgern muss«, sagte Laurel und versteckte sich hinter Davids breitem Rücken. Sie musste schon wieder die Schärpe neu um ihre Blüte binden.
»Vielleicht, weil du sie Samstag nicht freilassen konntest«, meinte David, »so wie Muskeln, wenn man ihnen keine Pause gönnt.«
»Kann sein«, meinte Laurel, »und an diesem Wochenende wird es auch nicht besser.«
»Möchtest du lieber nicht tanzen gehen?«, fragte David mit einem kleinen Lächeln. »Ich reiße mich ohnehin nicht darum.« Er war nicht gerade begeistert von der Idee, mit Tamani dorthin zu gehen, obwohl seine Laune – minimal – besser geworden war, als er hörte, dass Yuki Tamani gefragt hatte.
»Das war klar«, antwortete Laurel. »Aber Chelsea freut sich und sie braucht das, erst recht nach der letzten Woche. Sie und Ryan müssen mal wieder etwas Schönes machen.«
»Warum darf ich Ryan nicht einfach eine reinhauen?«, knurrte David. Interessant, wie sehr er sich für Chelsea ins Zeug warf. Laurel wusste, dass sie seit vielen Jahren befreundet waren, aber als sie David die Sache mit Ryans
Collegebewerbungen erzählt hatte, hätte sie eigentlich erwartet, dass er ihn verteidigen würde – schließlich waren David und Ryan auch Freunde, und Chelsea weigerte sich immer noch standhaft, Ryan auf die Sache anzusprechen.
»Es wird überhaupt nicht gehauen, David«, tadelte sie ihn. »Niemand wird gehauen.«
»Ja, Mama.« David rollte mit den Augen.
»Oh, und Tamani möchte uns alle vor dem Tanz noch treffen – Chelsea, dich und mich.« Das hatte er Laurel im Politik-Kurs gesagt, ohne seine Bitte näher zu erläutern. »Es geht um unsere Strategie, glaube ich. Er hat gesagt, es wäre wichtig.« Laurel rieb sich die Schläfen. Die Geschichte mit Yuki stresste sie fast mehr als lauernde Orks. Bei Orks wusste man wenigstens, mit wem man es zu tun hatte. Orks hatten nur Reichtum und Rache im Sinn und sie rissen gerne Leute in Stücke. Soweit Laurel wusste, waren Yuki und Klea wertvolle Verbündete – andererseits könnten sie genauso gut ihren Tod
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