Elfenbann
planen, oder Schlimmeres. Laurel hatte den Verdacht, dass ihre grässlichen Kopfschmerzen auf diese Ungewissheit zurückzuführen waren.
»Ist es schlimm heute?«, fragte David, streichelte ihre Schultern und beugte sich zu ihr hinab, um seine Stirn sanft an ihre zu legen.
Laurel nickte, aber nur ganz leicht, weil sie es schön fand, wenn ihre Gesichter so nah beieinander waren. »Ich muss nur mal kurz nach draußen«, sagte sie leise. »Raus aus diesen lichtlosen Gängen.«
»Hi, Laurel.«
Laurel hob den Blick und entdeckte Yuki. Sie lächelte.
Sie lächelte ihr zu.
Hinter Yuki entdeckte Laurel Tamani. »Hi«, gab Laurel nervös zurück.
»Du«, sagte Yuki, »ich wollte mich noch mal dafür bedanken, dass ihr mich neulich mitgenommen habt.«
»Oh.« Laurel war so überrascht, dass ihr dazu nichts einfiel. »Schön. Wir haben uns eben gedacht, dass es blöd sein muss, wenn man neu irgendwo hinkommt.«
»Manchmal schon. Und …« Sie warf Tamani einen raschen Blick zu und er lächelte sie aufmunternd an. »Ich war wirklich nicht sehr nett, aber ihr schon.«
»Na ja«, sagte Laurel, die sich mittlerweile echt komisch vorkam. »So großartig war es nun auch nicht.«
»Also, eigentlich wollte ich fragen, ob ihr was dagegen hättet, wenn Tamani und ich mit euch essen? Ihr geht immer nach draußen, oder?«
»Da ist es schöner«, antwortete Laurel ausweichend. »Äh, natürlich könnt ihr gerne mitkommen. Wenn ihr möchtet.« Darauf haben wir hingearbeitet , ermahnte sie sich.
Während Tamani und Yuki ihre Lunchpakete holten, ging Laurel zu ihrem Schließfach. Die Kopfschmerzen wurden immer schlimmer. Sie freute sich auf die Mittagspause. Normalerweise wurde es besser, wenn sie zwischendurch nach draußen konnte, und sei es auch nur für wenige Minuten.
»Kommst du klar?«, fragte David und schloss mit der Essensdose unter dem Arm sein Schließfach ab.
»Sie wird bemerken, was ich esse«, sagte Laurel. »Wieso
hat Tamani das nicht verhindert?« Doch sie wusste genau, warum. Es war das Risiko wert. Wahrscheinlich.
David gab keine Antwort, sondern legte einfach den Arm um sie und ging mit ihr nach draußen.
Chelsea und Ryan saßen mit einigen anderen bereits vor der Schule und holten ihr Mittagessen heraus, als Laurel mit David zu ihnen stieß, nur knapp vor Tamani und Yuki. Sie fielen gar nicht auf, weil immer neue Schüler dazukamen und andere wieder gingen. Yuki setzte sich so, dass sie zwischen Laurel und Tamani landete.
Total unauffällig, was? , dachte Laurel. Drei Highschool-Schüler nebeneinander, die nur Obst und Gemüse aßen. Perfekt. Als ob das nicht jedem sofort auffiele. Laurel wollte ihren Salat schon gar nicht mehr essen, aber immerhin hatte sie sich an diesem Morgen viel Zeit für die Zubereitung genommen. Ihr Salat sah nach einer richtigen Mahlzeit aus, im Gegensatz zu dem Blattspinat mit Erdbeeren oder einem Stück Obst und einer kleinen Tüte Möhren, die sie sonst dabeihatte. Laurel machte eine Show daraus, eine Dose Sprite zu öffnen und einen großen Schluck zu trinken.
Yuki packte ihr Mittagessen aus, ohne sich irgendwie anzustellen. Laurel war völlig fasziniert, als sie sah, dass die kleine Tupperdose einen bleichen länglichen Haufen in der Größe eines Sandwichs enthielt, der mit dunkelgrünen Streifen verschnürt war.
»Was ist das?« Hoffentlich hörte sie sich freundlich genug an.
Yuki sah sie an. »Eine Kohlrolle«, lautete ihre schlichte Antwort.
Laurel wusste, dass sie Ruhe geben sollte, aber sie fand das, wovon Yuki immer mal wieder abbiss, völlig exotisch. Vor Neugier ließ sie alle Vorsicht fahren. »Was ist denn darum herum gewickelt?«
Yuki sah sie überrascht an. »Nori . Äh, also Algen. Kennst du bestimmt von Sushi.«
Laurel konzentrierte sich wieder auf ihr eigenes Essen, ehe sie zu viel Aufmerksamkeit auf sie beide lenkte. Sie fühlte sich plötzlich einsam, als sie Yuki zusah, wie sie ihre Kohlrolle aß und kalten Grüntee trank. Wie wäre es, wenn sie eine Elfenfreundin in der Menschenwelt hätte? Ein Mädchen, mit dem sie Geheimnisse über Tarnung und Obstrezepte tauschen konnte? Ihr wurde jetzt erst klar, wie gut Yuki und sie miteinander auskommen könnten. Wüsste sie doch nur, dass Yuki keine Bedrohung darstellte – für sie oder Avalon!
»Isst du nichts?«, fragte Yuki.
Laurel hob den Blick, aber Yuki redete gar nicht mit ihr, sondern mit Tamani, der lässig auf dem Rasen lag. Er zuckte mit den Schultern. »Alles bestens. Normalerweise gehe
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