Elfenbann
Pärchen hatten den Abend in Laurels Küche eingeläutet, wo sie sich über die Vorspeisen hergemacht hatten, die Laurels Mutter selbst zubereitet hatte. Es war interessant, Yuki aus dem Augenwinkel zu beobachten. Sie hatte die Häppchen vorsichtig an die Nase geführt, um etwas über die Inhaltsstoffe herauszufinden, ehe sie einen Bissen probierte. Eigentlich war sie echt nett, ein wenig schüchtern zwar, doch Laurel spürte, dass die Oberfläche trog. Es war lustig mit ihr, jedenfalls so lange Laurel nicht darüber nachdachte, dass Yuki nur als Date von Tamani hier war.
Nach dem kleinen Essen quetschten sich alle in das Cabrio – das war Tamanis Idee, weil er sie alle im Auge haben wollte. Es gab zwar nicht genug Gurte, aber wer vorne in der Mitte saß – Yuki zwischen Tamani und Laurel – musste einfach eine Jacke auf den Schoß legen, dann sah man es nicht. Doch ein Menschenpolizist hätte Tamani sowieso kein Knöllchen geben können.
Laurel ließ gedankenlos Wasser über ihre Fingerspitzen laufen, als sie hörte, dass einer ihrer Lieblingssongs gespielt wurde. Mit neuem Schwung kehrte sie auf die Tanzfläche zurück und suchte David. Verspielt knurrend sprang sie ihn von hinten an. Er nahm ihre Arme, beugte sich vor und hob sie hoch, bis sie kreischte. Dann wirbelte er sie herum und zog sie an die Brust, seine Nase an ihrer. »Tanzen?«, flüsterte er.
Sie lächelte und nickte.
David nahm ihre Hand und zog sie mitten auf die Tanzfläche. Laurel schmiegte sich an seine Brust und er hielt sie eng an sich gedrückt, die Arme auf ihrem Rücken, eine Hand auf ihrer Blüte, die andere darunter.
Als der Song verklang, grinste David und Laurel drehte sich einmal um sich selbst. Sie lachte und freute sich an den Lichtern oben an der Decke, die sich mit ihr zu drehen schienen. Sie wirbelte weiter, bis Tamani in ihr Blickfeld geriet. Er und Yuki hatten fast den ganzen Abend nur vorsichtig getanzt – eigentlich typisch bei einer ersten Verabredung – und schon gar nicht eng. Doch jetzt hatte Yuki ihre Schläfe an seine Wange gelegt. Tamani hielt locker die Arme um ihren Rücken geschlungen und runzelte die Stirn. Er tat jedoch nichts, um sie wegzuschieben oder den Abstand zu vergrößern. Laurel musste zusehen, wie er seufzend den Kopf an Yukis schmiegte.
Das Elfenpaar drehte sich langsam zur Melodie, doch plötzlich sah Tamani Laurel direkt in die Augen. Sie erwartete, dass er einen Anflug von schlechtem Gewissen zeigen, Yuki zurückstoßen und ihre Umarmung beenden würde, aber er tat nichts dergleichen. Sein Blick war ruhig und gelassen, er gab seine Gefühle nicht preis. Dann schloss er mit voller Absicht die Augen und legte die Wange wieder an Yukis Stirn. Laurel erstarrte innerlich.
Doch plötzlich war David wieder da und wirbelte sie zu sich herum. Als sie zu ihm aufsah, lächelte er sie liebevoll an. Er hatte von diesem Augenblick – diesem fürchterlichen herzzerreißenden Augenblick – nichts mitbekommen. Sie rang sich zu den letzten Tönen ein Lächeln
ab. David verflocht seine Finger mit ihren und sie gingen an den Rand der Tanzfläche. Laurel widerstand der Versuchung, sich umzusehen. Als sie stehenblieben und sie einen Blick wagen konnte, ohne dass David Verdacht schöpfte, suchte sie den Raum nach Tamani ab, bis sie ihn endlich an der entgegengesetzten Seite der Turnhalle entdeckte. Er lachte über etwas, das Yuki gesagt hatte.
»Hey, David«, sagte Laurel, die einen solchen Kloß im Hals hatte, dass sie kaum noch lächeln konnte. »In einer Viertelstunde ist hier sowieso Schluss, können wir nicht vielleicht jetzt schon fahren?«
Er sah besorgt auf sie hinab. »Geht es dir nicht gut?«
»Doch«, sagte Laurel immer noch lächelnd. »Ich habe nur Kopfschmerzen, schon den ganzen Abend.« Sie lachte trocken. »Ich bin allergisch gegen diese Schule, wetten? Die laute Musik macht es auch nicht besser.«
»Verstehe.« David zog sie wieder an sich und flüsterte ihr ins Ohr: »Nach dem letzten Tanz kann es sowieso nicht mehr besser werden. Ich hole Tam. « Er musste lachen. »Er und Yuki wollen bestimmt auch lieber gehen, ob sie es nun zugeben oder nicht.« Er wollte sich umdrehen, aber Laurel nahm seine Hand und hielt ihn zurück.
»Können wir nicht einfach laufen?«, fragte sie. »Es ist nur eine halbe Meile bis nach Hause. Früher sind wir immer gelaufen, bevor wir beide ein Auto bekommen haben.«
David lächelte nicht mehr. »Ist das dein Ernst? Ich dachte, wir sollten unbedingt
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