Elfenbann
Angreifer den Ellbogen ins Fleisch.
David stöhnte und fasste ihren Arm, um einen zweiten Schlag zu verhindern. »Ich bin’s!«, sagte er erstickt. »Ich konnte nicht zulassen, dass sie dich entdecken.«
»Tut mir leid!«, flüsterte Laurel und konzentrierte sich wieder auf den Qualm, der so dicht war, dass keine Bewegungen zu erkennen waren. Sie starrte in den Nebel – der Zaubertrank sollte endlich wirken!
Jemand taumelte aus der Rauchwolke, und Laurel schöpfte Hoffnung, doch es war nur Tamani. Er warf sich auf die Motorhaube, zog die Beine an und verpasste zwei Orks, die ihm gefolgt waren, Tritte. Als sie rückwärts umfielen, hatte er genug Zeit, zwei Messer zu ziehen und mit dem einen weit auszuholen. Das Blut spritzte nur so und der zweite Ork verschwand im Qualm. Tamani hielt Ausschau nach den anderen.
»Eigentlich dürften sie gar nicht mehr kämpfen können!« , rief Laurel von Panik erfüllt. Die Kugel enthielt ein Serum, das die Iris von Tieren angriff und sie zeitweise blendete. Auf Elfen hatte es dagegen keine Wirkung. »Sie müssten blind herumlaufen! David, ich muss etwas tun!« Sie wollte aufstehen, aber David hielt sie eisern fest.
»Was? Die bringen dich um!«, flüsterte David. »Glaub mir, das Beste, was du für ihn tun kannst, ist an Ort und Stelle zu bleiben.«
Er hatte recht, doch Laurel fühlte sich wie die letzte Verräterin, als sie wieder in die Hocke ging, sicher in Davids Arme geschmiegt, und Tamani zusah, der um sein Leben
kämpfte. Um ihrer aller Leben. Sie beobachtete, wie er herumwirbelte, sich drehte, antäuschte; sie hörte das Sirren der Messer in der Luft, das Stöhnen der Orks, wenn Tamanis Klingen ins Ziel fanden. Er war schnell, aber das musste er auch sein – ein, zwei Schläge von einem Ork, und es wäre vorbei gewesen. Der Kampf konnte nicht länger als dreißig Sekunden gedauert haben, doch es kam Laurel ewig vor, bis ein Ork schrill aufheulte und zusammenbrach. Die beiden anderen liefen fort, in den Wald hinein.
Laurel spähte um einen Autoreifen herum und wartete auf eine neue Angriffswelle, aber es war totenstill.
Sie lugte über die Wagentür ins Auto, wo Chelsea immer noch ihr T-Shirt auf Yukis Kopf drückte. Sie sah unverwandt auf Ryan, der reglos auf der Motorhaube lag. Tamani stand gebückt mit den Händen auf den Knien und hielt sich mühsam aufrecht. Er rang nach Luft.
»Tam!«, rief Laurel hilflos. Ihre Stimme brach, als sie aufstand.
Tamani warf ihr einen flüchtigen Blick zu, doch dann rief er: »David!« und hievte den toten Ork hoch. »Hilf mir! Schnell!«
David rannte zu ihm, nahm den anderen Arm des Orks und zerrte ihn mit Tamani an den Straßenrand, wo sie ihn hinter einem Zaun versteckten.
»Um den kümmere ich mich später«, sagte Tamani und lief zum Auto zurück. »Jetzt den hier.«
Zum ersten Mal konnte Laurel einen Blick auf das Hindernis werfen, mit dem sie zusammengestoßen waren. Es handelte sich eindeutig um eine Leiche. Die leblosen Augen, die dicke Nase und das dünne Haar mit kahlen Stellen
ließen sie erschauern. Das Wesen trug Lumpen und ähnelte mehr einem Tier als einem Menschen – wie Bess, der Ork, den Barnes wie einen Hund an der Kette gehalten hatte.
»Ein minderwertiger Ork«, sagte Tamani. »Ein Opfer. Sie haben in Kauf genommen, dass er sterben würde, und ihn einfach vors Auto geworfen. Hilf mir, David.« Er packte die Arme des zweiten Orks und David nahm die dicken kurzen Beine. Er wandte den Kopf ab, um nicht hinzusehen, vielleicht aber auch wegen des Gestanks.
Als sie zum Wagen zurückliefen, stöhnte Ryan auf und wollte sich umdrehen. »Er wacht auf«, sagte Laurel und klammerte sich an Davids Arm. »Er muss auf den Rücksitz, sonst merkt er noch was.«
David schlang die Arme um Ryan, zog ihn von der Motorhaube und schleppte ihn mit viel Mühe auf den Rücksitz des Cabrios.
»Was ist passiert?«, fragte Ryan und legte die Hand auf seinen schmerzenden Hinterkopf.
Es war körperlich zu spüren, wie alle die Luft anhielten. »Autounfall«, antwortete Laurel zaudernd. »Du hast dir den Kopf gestoßen.«
Ryan stöhnte wieder und sagte: »Dann habe ich morgen wohl eine Beule, was?« Er schloss die Augen, murmelte etwas und wurde anscheinend erneut bewusstlos.
Das brachte alle in die Gegenwart zurück. Tamani musterte Chelsea und Yuki prüfend von oben bis unten. »Geht’s?«, fragte er Yuki hastig.
»Einigermaßen«, antwortete Chelsea für sie. »Sie hat Klea angerufen. Aber sie ist ziemlich
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