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Elfenbann

Elfenbann

Titel: Elfenbann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aprilynne Pike
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auf eine andere Art Beschränkungen auferlegte. Doch darüber dachte er nur ungern nach.
    Nachdem der Unterricht zur Hälfte vorbei war, schob Laurel ihm einen Zettel zu. Er warf einen flüchtigen Blick darauf: die Ergebnisse des Leuchtmitteltests mit seinem Pflanzensaft. Siebenunddreißig Minuten, genau in der Mitte zwischen Yuki und Laurel. Tamani musste zugeben, dass er keinen Schimmer hatte, was das bedeuten könnte – wenn es denn wichtig war. Er zückte einen Stift, um ihr zu antworten. Seinen ersten Versuch radierte er wieder aus und versuchte es noch einmal. Doch er fand nicht die richtigen Worte. Hatte er überhaupt noch Zugang zu ihr? Mit einem schweren Seufzer steckte er den Zettel mit all den ausradierten Antworten ein, ohne Laurel anzusehen – möglicherweise bemerkte sie es nicht einmal.
    Sie winkte ihm mit besorgter Miene zu, als sie in den Gang hinausging, aber auch das kam Tamani vor, als würde sie sich über ihn lustig machen. Er stand schwerfällig auf, packte die Bücher und das Schreibzeug, diese belanglosen Requisiten, ein und ging zu seinem nächsten Kurs.
    Danach hatte er endgültig genug. Er begleitete Yuki zu ihrem dritten Kurs, doch er selbst konnte keine weitere Unterrichtsstunde über sich ergehen lassen. Nachdem er eine Zeit lang ziellos auf dem Schulgelände hin und her gelaufen war, ging er zum Parkplatz und setzte sich ins Auto. Mit offenem Verdeck und aufgeknöpftem Hemd ließ er sich von der Sonne bescheinen, die durch die herbstlichen Wolken drang.
    Einige Minuten vor dem Klingeln zur Mittagspause
schleppte Tamani sich in die Schule zurück, weil er sich mal wieder ermahnt hatte, dass es sich lohnte – die Kopfschmerzen, die Wut und die Angst, dass es niemals besser würde. Denn hier konnte er ihr in die Augen sehen und sich in ihrem Lächeln sonnen – selbst wenn es gar nicht für ihn bestimmt war. Es war es wert, täglich diese Qualen zu erleiden.
    Aber schön musste er es deshalb noch lange nicht finden.
    In der Eingangshalle war niemand. In einigen Minuten wurden die Menschenmassen wieder losgelassen. Sie würden aus den Klassenräumen strömen und sich geradezu überschlagen, um etwas zu essen zu bekommen – diese gierigen Biester. Er drehte an seinem klebrigen Schließfachschloss – auch wenn es ihm ganz egal wäre, wenn jemand etwas daraus klauen würde – und riss es auf. Dann warf er seinen Rucksack hinein und überlegte, was er mit der Mittagspause anfangen sollte. Ob Yuki vielleicht Lust hatte, mit Laurel und ihren Freunden zu essen? Er wollte Laurel sehen, aber noch eine Begegnung mit David würde ihn definitiv überfordern. Das ging heute gar nicht.
    Tamani hörte Schritte und drehte sich um. Ausgerechnet David sah ihn vom anderen Ende des Gangs grimmig an. Gleichzeitig kamen auch einige andere Schüler aus seiner Klasse – offenbar hatten sie heute eher Schluss. Wie ging noch mal diese Redensart der Menschen – wenn man vom Teufel sprach?
    Tamani wusste, er sollte die dummen Blicke des Jungen und seine blöden Anstrengungen, ihm immer voraus
sein zu wollen, ignorieren. Er war zu schlau, um sich mit einem Menschen anzulegen. Er hatte eine Aufgabe zu erledigen.
    Trotzdem erwiderte er Davids zornigen Blick ohne Abstriche.
    David wurde langsamer und blieb dicht vor Tamani stehen. Die Atmosphäre kühlte sich deutlich ab.
    »Hast du ein Problem, Lawson?«, fragte Tamani.
    David wusste nicht genau, was er tun sollte. Er hätte nicht gedacht, dass es so weit kommen würde. Doch Tamani hatte in den letzten zwei Jahren gelernt, wie stur und hartnäckig dieser Menschenjunge sein konnte. Er würde keinen Rückzieher machen. »Du kennst mein Problem nur zu gut«, antwortete David.
    »Habe ich das richtig verstanden«, sagte Tamani und trat noch näher an seinen Gegner heran, »dass dein Problem etwas mit mir zu tun hat?«
    »Mit dir habe ich nur Probleme.« David ließ sich nicht lumpen und machte den letzten Schritt auf Tamani zu.
    Tamani spürte, wie sich alle Blicke auf sie richteten. »Jetzt sag mir, was du wirklich denkst«, sagte Tamani so leise, dass niemand mithören konnte.
    »Dafür reicht nicht mal mein Wortschatz aus.« David verschränkte die Arme vor der Brust.
    Das war keine Beleidigung, höchstens schlauer Quatsch, aber dem war schwer beizukommen, das musste Tamani zugeben. »Zum Glück«, sagte Tamani mit einem gemeinen Grinsen, »kenne ich viel mehr Wörter als du, òinseach. « Er schleuderte David das gälische Wort mit so viel Bosheit ins

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