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Elfenbann

Elfenbann

Titel: Elfenbann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aprilynne Pike
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sofort zurück, Tam Collins!«
    Laurel lief weiter, niemand befahl ihr stehen zu bleiben. Sie raste durch die Eingangstür, froh, dass sie am Morgen mit dem eigenen Auto zur Schule gefahren war, statt sich von David oder Tamani mitnehmen zu lassen. Wütend steckte sie den Schlüssel ins Schloss und schoss zum ersten Mal mit Karacho aus einer Parklücke. Auf dem Parkplatz liefen noch nicht so viele Schüler herum, sodass Laurel nicht einmal bremsen musste, ehe sie an dem ersten Stoppschild anhalten musste.
    Ihre Hände steuerten von selbst auf die 101, und erst, als sie die Strecke zur Hälfte hinter sich hatte, merkte Laurel, dass sie zu ihrem alten Haus fuhr. Es lag eine gewisse Ironie darin, dass sie seit ihrem Umzug vor allem nach Orick gefahren war, um Tamani zu besuchen. Jetzt lief sie vor ihm davon.
    Und vor David auch.
    Darüber wollte sie nicht nachdenken.
    Es nieselte, aber Laurel ließ die Fenster offen. Die Windschutzscheibe war verregnet und ihr Haar feucht, doch sie strich es sich nur aus dem Gesicht. Erst als sie in die nicht asphaltierte Einfahrt einbog, fing es richtig an zu regnen und die Tropfen prasselten ohrenbetäubend durch das Kronendach. Jetzt kurbelte Laurel die Fenster hoch, riss die Tür auf und brachte sich lieber in dem Häuschen in Schutz, als in den Wald zu laufen.
    Außerdem hätte ihr eine Predigt von Shar gerade noch
gefehlt. Es war nicht ausgeschlossen, dass er ihr ins Haus folgte, aber im Wald würde sie nicht um ihn herumkommen.
    In Gedanken versunken machte Laurel sich an dem Knoten der Schärpe zu schaffen, die ihre Blüte hielt. Ihre welkenden Blütenblätter sprangen nicht mehr frisch hervor, sondern hingen schlaff herunter. Während sie noch mit hochgezogenem T-Shirt auf das Häuschen zuging, legten sich die Blätter zur Blüte. Dann steckte sie den Schlüssel ins Schloss, der hakte, weil sie ihn so lange nicht benutzt hatte. Als sie die Hand auf die Klinke legte, hörte sie, wie ein anderes Auto auf der langen Einfahrt vorfuhr. Sie suchte bereits nach einer passenden Waffe, als ihr einfiel, dass die Wachposten für einen etwaigen Feind zuständig waren.
    Doch als Tamanis Cabrio um die Ecke bog, bekam sie es mit einer ganz anderen Angst zu tun.
    Das Verdeck war unten und er war klitschnass. »Laurel!«, rief er und sprang aus dem Wagen, bevor er zum Stehen kam.
    »Nein!«, schrie Laurel durch den Regen, der auf das Blechdach der schmalen Veranda trommelte. Sie stand mit dem Rücken zur Tür, ohne die Klinke loszulassen. »Ich bin hier, weil ich von dir weg wollte!«
    Tamani blieb kurz an dem niedrigen Holzzaun stehen, doch dann ging er entschlossen weiter.
    »Ich will dich nicht hier haben«, sagte Laurel, als er näher kam.
    »Ich bin aber schon da«, erwiderte er leise. Er stand dicht vor ihr, ohne sie zu berühren. Er versuchte es nicht
einmal. »Also stellt sich die Frage, ob du möchtest, dass ich wieder gehe.«
    »Ja, das will ich.« Tamani konnte Laurel im lauten Regen kaum verstehen.
    »Und warum?«
    »Du … wegen dir ist alles so verworren«, sagte sie. Wütend wischte sie die Tränen ab, die sie nun doch nicht mehr zurückhalten konnte.
    »Das Gleiche könnte ich von dir sagen«, meinte Tamani und sah sie bohrend an.
    »Und warum bist du dann hier?«
    Er hob die Hände und machte Anstalten, ihre Arme zu fassen, aber ehe er sie berührte, ließ er sie wieder fallen. Dann sagte er, als wäre das die einzige Erklärung, die sie benötigte: »Weil ich dich liebe.«
    »Komische Art, das zu zeigen.«
    Tamani seufzte schwer. »Gut, das war nicht gerade eine meiner Sternstunden. Ich war sauer, tut mir leid.«
    »Und was ist mit Yuki?«
    »Mit Yuki? Ich …« Tamani zog die Stirn kraus. Als ihm etwas dämmerte, machte er große Augen. »Oh, Laurel, du glaubst doch nicht etwa …«
    »Sie hat dich sehr gern.«
    »Und ich würde jede Minute, die ich mit ihr verbracht habe, sofort gegen eine Sekunde mit dir tauschen. Immer wenn ich mit Yuki zusammen bin, muss ich ihr etwas vorspielen. Das reine Theater. Ich muss herausfinden, was sie ist und was sie vorhat, damit du weiterhin in Sicherheit bist!«
    Laurel musste schlucken. Das hörte sich nach der
Wahrheit an. Einen Augenblick sinnierte sie, ob das als Erklärung nicht tatsächlich ausreichte. Doch sie riss sich zusammen, er hatte ihre Frage nur zum Teil beantwortet, und da er nicht Gedanken lesen konnte, musste sie ihn wohl oder übel fragen, wenn es ihr so wichtig war.
    »Was würde dich mehr verletzen: Wenn ich mit David

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