Elfenbann
Gesicht, dass die Übersetzung mit Sicherheit
nicht dagegen angekommen wäre. Es klingelte zum Mittagessen, doch Tamani hörte es kaum.
»Du willst mich nur provozieren«, sagte David, aber das klang nicht überzeugt. Er zauderte. »Du willst nur, dass Laurel sauer auf mich ist. Damit sie Mitleid mit dir kriegt.« Immer mehr Schüler bildeten einen Kreis um die beiden und hofften, etwas geboten zu bekommen.
»Nicht doch«, sagte Tamani und legte David die Fingerspitzen einer Hand auf die Brust. »Du sollst kapieren, wer du bist, burraidh. « Er schubste ihn fest genug, dass David einen Schritt zurücktreten musste, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren.
Die Mischung aus Verwirrung und Wut hatte den gewünschten Effekt. David preschte wieder vor und schubste Tamani viel fester. Er hätte einfach stehenbleiben oder David mit runterziehen können. Stattdessen taumelte er erst mal rückwärts, um dann mit ausgestreckten Händen auf David loszugehen. Er zog eine richtige Show ab, legte jedoch keine Kraft in den Stoß. Trotzdem musste David diesmal zwei Schritte zurückgehen. Ehe er sich wieder gefangen hatte, war Tamani bei ihm und stieß kraftvoll zu. David knallte voll an die Schließfächer.
»Jetzt geht’s ab!«, rief ein Schüler. Die anderen freuten sich: »Schlägerei! Schlägerei! Schlägerei!«
Oh ja , dachte Tamani. Ein Tier, das in die Enge getrieben wird, kämpft immer.
Als David Tamani mit Wucht ins Gesicht schlug, musste der Elf zugeben, dass der Junge einen guten Schlag hatte. Doch Tamani steckte den Schmerz zufrieden weg. David hatte zuerst zugeschlagen. Jetzt war er Freiwild.
Zweiundzwanzig
L aurel fing Chelsea vor ihrem Klassenraum ab. »Du und Ryan, wollt ihr vielleicht mit uns draußen essen?«
»Klar, warum nicht?«, fragte Chelsea.
»Ich dachte nur, weil ihr manchmal für euch sein wollt«, erwiderte Laurel. Allerdings kam das in letzter Zeit seltener vor, zumal Chelsea sich standhaft weigerte, Ryan wegen Harvard zu fragen. Anscheinend blieb es doch nicht ohne Folgen, wenn sie über ein so wichtiges Thema nicht redeten. »Ich wollte mich nur vergewissern.« In Wirklichkeit wollte sie nicht mit David allein sein. Noch nicht. Sie war immer noch sauer, weil er morgens Tamani »aus Versehen« angerempelt hatte, und hatte keine Lust, sich mit den Ausrastern der beiden Typen zu beschäftigen.
Laurel hörte den Aufruhr, ehe sie etwas sah. Gerade als sie mit Chelsea um die Ecke bog, schlug David Tamani ins Gesicht. Im nächsten Augenblick packte Tamani David am Hemd und rammte ihm die Faust in den Bauch. Er krümmte sich und rang nach Luft, während Tamani bereits zum nächsten Schlag ausholte.
»Tamani!« Laurel lief auf die beiden zu und drängte sich durch die Zuschauer.
Als Laurel aus der Menge platzte, ließ Tamani David los, gab ihm jedoch noch einen letzten Schubs.
»Was zum Teufel soll das werden?« Laurel sah von einem zum anderen.
»Er hat angefangen!«, rief David, der schon wieder auf Tamani losgehen wollte.
»Er hat mich geschlagen«, sagte Tamani. Er trug Laurel seine Beschwerde in aller Ruhe vor, die Hände lässig in die Hüften gestützt. »Was sollte ich machen? Nichts?«
»Du hast mich provoziert, das weißt du ganz genau!« David stürzte sich auf ihn, doch Ryan packte ihn von hinten und hielt ihn zurück. David schüttelte Ryans Arm ab, aber er machte keinen weiteren Versuch, Tamani anzugreifen.
»Ich bitte dich«, sagte Tamani zu David. »Du hattest mich doch vom ersten Tag an auf dem Kieker. Gib es wenigstens zu.«
»Mit dem größten Vergnügen«, knurrte David.
»Schluss jetzt!«, schrie Laurel. »Ich fasse es nicht … was ihr … ach, vergesst es!«, sagte sie böse und hob die Hände, um allen Protest abzuwehren. »Ich soll mich entscheiden? Prima, dann mache ich das mal. Ich entscheide mich dafür, mit euch beiden nichts mehr zu tun zu haben! Wenn ihr euch so benehmt, könnt ihr mir gestohlen bleiben! Mir reicht’s.« Sie drehte sich auf dem Absatz um und drängte sich durch die Zuschauer zum Ausgang.
»Laurel!« Als sie hörte, wie verzweifelt David klang, drehte sie sich ein letztes Mal um.
»Nein«, sagte sie gelassen. »Ich fechte das nicht noch mal aus. Das war’s mit uns.« Dann lief sie weg. Sie hörte Schritte hinter sich, aber sie blieb nicht stehen, sie konnte und wollte es nicht.
»Mr Lawson! Was geht hier vor?« Diese Stimme würde sie überall wiedererkennen, das war Mr Roster, der stellvertretende Rektor. »Mr Collins! Kommen Sie
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