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Elfenbann

Elfenbann

Titel: Elfenbann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aprilynne Pike
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Schritt auf sie zu.
    Alle Beschlüsse und Versprechungen lösten sich in Wohlgefallen auf, als sie sich an ihn schmiegte. Sie klammerte sich an ihn, und als er sich ganz behutsam von ihr lösen wollte, hielt sie ihn nur noch umso fester. Noch eine Sekunde, dann wollte sie ihn loslassen.
    Noch eine.
    Oder zwei.
    Endlich zwang sie sich, die Arme hängen zu lassen und ihn nicht mehr anzusehen. Wenn sie das tat, würde sie ihn auch küssen, und wenn es erst so weit war, konnte sie einpacken. Dann würde sie für den Rest des Nachmittags nichts anderes mehr wollen außer ihn.
    »Und?«, fragte Laurel, die sich sicherheitshalber auf ihrem Schreibtischstuhl niederließ, wo er nicht neben ihr sitzen konnte, »wie war das Gespräch mit Mr Roster?«
    »Lächerlich. Überflüssig.« Tamani verdrehte die Augen. Er setzte sich auf ihr Bett und stützte sich auf den Ellbogen. Sie musste sich an den Armlehnen festklammern, um nicht zu ihm zu gehen – so sehr sehnte sie sich nach ihm. Sie wollte sich an seine Brust kuscheln und den Kopf unter sein Kinn stecken, damit sie die Vibrationen seiner Kehle spürte, wenn er sprach …
    Konzentration!
    »Welche Strafe haben sie dir aufgebrummt?«, fragte Laurel, weil sie nicht zugeben wollte, dass sie sich den
diesbezüglichen Tratsch in der Schule angehört und bereits eine recht genaue Vorstellung davon hatte.
    »Drei Tage Suspendierung in der Schule. David « – er sprach seinen Namen wie ein schmutziges Wort aus – »soll mir Nachhilfe geben, damit meine Noten besser werden.«
    »Ist das dein Ernst?«, fragte Laurel, lauter als beabsichtigt. Keine ihrer Quellen hatte verraten, dass die beiden zusammen lernen sollten. Das war schlecht.
    Tamani machte ein höhnisches Geräusch.
    »Tja.« Laurel schwieg kurz. »Er ist wirklich sehr gut in Nachhilfe.« Sie wusste, dass Tamani es nicht leiden konnte, wenn sie David lobte, aber so war es nun mal. Nach den vielen Jahren, in denen ihre Mutter sie zu Hause unterrichtet hatte, hätte sie ohne Davids Hilfe erhebliche Probleme in der Schule bekommen.
    »Das bezweifle ich ja gar nicht. Aber diese ganze Notenvergabe ist eine Beleidigung. Ich habe noch nie ein so willkürliches, ungerechtes System erlebt. Die Art und Weise, wie Menschen ihre Unterschiede messen, ist …«
    »Schlimmer als in Avalon?«
    Tamani verzog den Mund. »Egal, jedenfalls bin ich froh, dass ich nicht wirklich Schüler an eurer Schule bin. Sonst wäre ich zu drastischen Maßnahmen gezwungen. Keine Ahnung, was ich drei Tage lang mit David anfangen soll.«
    »Du könntest zur Abwechslung nett zu ihm sein.«
    »Es ist jemand dabei, Laurel.«
    »Ich meine es ernst. Schluss mit dem Angeben, Ärgern und all dem. Sei nett.«

    »Ich werde ihn nicht ärgern, versprochen.«
    Laurel nickte erfreut, aber sie wusste nicht, was sie noch sagen sollte. Schließlich wechselte sie das Thema. »Und Shar ist jetzt hier in der Gegend?«
    Tamani schüttelte den Kopf. »Nur für ein paar Tage. Er wird auf dem Grundstück gebraucht.«
    »Wie ist er denn hierhergekommen? Hat er auch ein Auto?« Bei der Vorstellung, dass überall Elfen in Autos herumfuhren, musste Laurel lachen.
    Tamani dagegen verzog beleidigt das Gesicht. »Tamani de Rhoslyn, Wächter, Fear-gleidhidh und Chauffeur, zu Diensten.«
    »Wann denn bitte? Ich dachte, du hättest mich rund um die Uhr im Blick.«
    »Nicht, wenn ich weiß, dass du zu Hause bist. Und wenn du im Bett liegst. Mein Handy nicht zu vergessen«, fügte er grinsend hinzu. »Aaron kann mich jederzeit anrufen, falls etwas schiefläuft.« Als er sich vorbeugte, freute Laurel sich über sein teilweise aufgeknöpftes Hemd. »Und dann eile ich dir zu Hilfe!«
    Laurel ignorierte die Schwindel erregende Wärme, die sich in ihren Gliedern auszubreiten drohte. »Das ist gut«, sagte sie. Als ihr dann die Idee kam, dass ihr vielleicht – vielleicht – weniger eng um die Brust wäre, wenn die Schärpe ihre Rippen nicht so zusammendrücken würde, löste sie den Knoten und ließ ihre schlaffen Blütenblätter frei. Viel war ohnehin nicht mehr übrig. Sie fielen schon den ganzen Tag über aus. Am nächsten Tag konnte sie mit dem Versteckspiel aufhören, das konnte sie kaum erwarten.

    Laurel erstarrte kurz, als ihr klar wurde, dass sie ihre Blüte heute vielleicht zum letzten Mal hatte verbergen müssen. In Avalon wäre das nicht nötig. Wenn sie dagegen aufs College ging, müsste sie die Blätter noch mindestens vier Jahre lang mit der Schärpe verbinden. Die

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