Elfenbann
Moment nicht allen recht machen.«
»Hört sich an, als bräuchtest du dringend einen Freund«, murmelte David.
Laurel war überrascht, wie erleichtert sie war. Die Tränen liefen ihr über die Wangen. »Oh Mann«, sagte sie und versuchte, sie unauffällig abzuwischen. »Du hast recht, nichts brauche ich dringender!«
David machte einen Schritt auf sie zu und schloss sie in die Arme. Er zog sie an sich und hielt sie einfach nur fest, die Wange auf ihrem Kopf. Als sie seine Wärme in sich aufnahm und seinem stetigen Herzschlag lauschte, hatte Laurel das Gefühl, alle Sorgen würden von ihr abfallen. Es machte ihr Angst, dass sie diese kostbare Freundschaft beinahe verloren hätte. »Danke«, flüsterte sie.
»Eins muss ich aber noch loswerden«, sagte David. »Ich werde alles dafür tun, dass du wieder meine Freundin wirst.« Er ließ sie los und trat einen Schritt zurück. »Ich will ganz ehrlich zu dir sein.«
Laurel rollte mit den Augen und lachte.
»Aber bis dahin«, sagte er plötzlich ernst, »bin ich dein Freund und warte ab, was passiert.«
»Ich dachte schon, du würdest nie wieder mit mir reden.« Verwirrt sah sie zu, wie David rot anlief.
»Ich … brauchte einen Tritt. Tamani hat mich geschickt«, sagte er schließlich.
»Tamani?« Laurel dachte, sie hätte sich verhört.
»Wir haben uns heute wirklich richtig gut unterhalten, und er hat gesagt, er bleibt den ganzen Tag weg, damit ich mich bei dir entschuldigen kann.«
Das brachte Laurel ins Grübeln. »Warum tut er das?«
»Warum wohl? Um bei dir zu punkten!«
Laurel schüttelte den Kopf, aber sie musste ihm recht geben; es hatte funktioniert. »Ich habe dich neulich angerufen«, sagte sie.
»Das habe ich gesehen. Du hast nicht auf Band gesprochen.«
»Deine Ansage hat mich mal wieder wahnsinnig gemacht.«
David lachte.
»Die Prüfungsergebnisse sind angekommen.«
Er nickte knapp. Das war ihm fast genauso wichtig wie ihr. »Meine auch. Chelsea habe ich leider immer noch nicht eingeholt. Und wie ist es bei dir gelaufen?«
Laurel lächelte, als sie ihm erzählte, wie viel besser sie abgeschnitten hatte und welche Möglichkeiten sich damit für sie eröffneten. Für kurze Zeit war es wie früher. Das lag daran, fand Laurel, dass David schon immer in erster Linie ihr Freund gewesen war. Das war vielleicht der größte Unterschied zwischen ihm und Tamani. Bei David hatte es mit einer Freundschaft angefangen – bei Tamani war es von Anfang an Leidenschaft gewesen. Sie konnte sich nicht vorstellen, wie ihr Leben ohne diese beiden Extreme verlaufen sollte. Wenn sie einen von ihnen erwählte, musste sie dann für immer auf eins von beiden verzichten? Sie verdrängte diesen unangenehmen Gedanken und konzentrierte sich darauf, das Hier und Jetzt zu genießen.
»Möchtest du reinkommen?«
Siebenundzwanzig
T amani saß mucksmäuschenstill und suchte mit Blicken den Wald nach etwaigen Bewegungen ab, während die Sonne am Horizont unterging. Das war die beste Zeit, um Orks aufzuspüren, denn ihr »Tag« neigte sich dem Ende zu und in den langen Schatten ließ es sich wunderbar herumschleichen. Ihr Versteck musste in der Nähe sein – die Orks, die sie verwundet hatten, waren immer in diese Richtung geflüchtet. Doch sie hatten in diesen wenigen Quadratmeilen Wald, die sich zwischen zwei menschliche Vororte quetschten, bisher rein gar nichts gefunden. Tamani knirschte mit den Zähnen. Er hatte Aaron versprochen, es wiedergutzumachen, und beim Auge der Göttin, das würde er halten!
»Bitte, Tam, du kannst noch so gut gelernt haben, wie man sich versteckt. Wenn du weiter mit den Zähnen knirschst, kann das auch ein halbtoter Ork noch hören.« Die ausdruckslose, fast gelangweilt klingende Stimme kam von weiter unten in dem Nadelbaum, auf den Tamani für einen besseren Ausblick geklettert war.
Tamani seufzte.
»Du mutest dir zu viel zu«, fügte Shar besorgt hinzu. »Drei Nächte hintereinander. Ich mache mir Sorgen um dich.«
»Normalerweise mache ich das auch nicht«, erwiderte Tamani. »Ich will es nur ausnutzen, dass du hier bist. Sonst setze ich immer eine Nacht aus.«
»Dann schläfst du immer noch nur jede zweite Nacht.«
»Ich mache hin und wieder ein Nickerchen, wenn ich auf dem Posten bin.«
»Sekundenschlaf, oder was? Du weißt, dass es nicht deine Aufgabe ist, Orks zu fangen«, fuhr Shar so leise fort, dass Tamani ihn kaum verstehen konnte. Vor zwei Nächten hatte er das auch schon gesagt.
»Was wäre denn besser, um Laurel
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