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Elfenblick

Elfenblick

Titel: Elfenblick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Lankers
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einer Wand stand?
    Unsinn! Warum sollte ein alter Stollen einen magischen Einstieg haben? Und kleine leuchtende Steinchen in den Wänden?
    Noch während Mageli tief in ihre Grübeleien versunken war, begann der Gang sich zu weiten. Unmerklich zunächst, sodass sie weitertrottete, ohne der Veränderung Beachtung zu schenken. Dann öffnete er sich zu einer Höhle mit enormen Ausmaßen.
    Die Wände waren so hoch wie die einer Kathedrale und darüber wölbte sich eine weite Decke aus schimmernder Erde. Mageli legte staunend den Kopf in den Nacken. Die Höhlendecke war durchsetzt von großen, bunten Steinen, die ebenfalls leuchteten. Das Ganze wirkte wie ein riesiges Glasmosaik, durch das die Sonne fiel.
    Den Kopf weit im Nacken, drehte Mageli sich um ihre eigene Achse, um jedes Detail des wunderbaren Farbenspiels zu erfassen. Ohne auf ihre Schritte zu achten, bewegte sie sich immer weiter auf die Mitte der Höhle zu – da riss plötzlich der Boden vor ihren Füßen auf.
    Es geschah ohne Vorwarnung: Ein ohrenbetäubendes Dröhnen erfüllte die Luft, und da, wo zuvor feste Erde gewesen war, klaffte plötzlich eine Spalte. Sie war mindestens zehn Meter breit und befand sich genau an der Stelle, an die Mageli ihren Fuß hatte setzen wollen. Taumelnd gelang es ihr gerade noch, das Gleichgewicht zu behalten. Fast wäre sie in den Abgrund gestürzt.
    Ihr Herz raste. Ungläubig starrte sie auf den Riss, der die Höhle von einer Seite zur anderen in zwei Teile gespalten hatte. Auf der gegenüberliegenden Seite erkannte sie scharfe Steinkanten, die aus der Erde herausragten, der Abgrund selbst versank in Schwärze. Ängstlich wich sie einige Schritte zurück, weil sie fürchtete, die Kante könnte brüchig sein.
    Und nun? Vorsichtig bewegte sich Mageli am Rand der Schlucht entlang. Erst lief sie zur einen, dann zur anderen Wand, doch auch hier wurde sie enttäuscht: Wo Boden und Wände sich trafen, klaffte der Spalt auf beiden Seiten genauso weit auseinander wie in der Mitte der Höhle. Das wunderte Mageli, denn die Seitenwände waren intakt, nichts deutete darauf hin, dass auch durch sie ein Riss ging.
    Entmutigt ging Mageli zurück zu ihrem Ausgangspunkt, setzte sich und starrte auf die andere Seite. Was war bloß passiert? War ein Erdbeben die Ursache für diesen riesigen Riss? Aber dann hätte sie eine starke Erschütterung spüren müssen. Mageli hatte einmal ein Erdbeben erlebt. Sie war nachts davon aufgewacht, dass ihr Bett schwankte und ihre Schranktüren immer auf und zu flogen. Aber ein solches Beben hatte sie eben bestimmt nicht gespürt. Ansonsten fiel ihr keine logische Erklärung ein. Allerdings war einiges von dem, was sie in den vergangenen Stunden erlebt hatte, nicht mit ihren bisherigen Erfahrungen zu erklären.
    Der Spalt war viel zu breit, um einfach darüberzuspringen. Und dieser schwarze Abgrund, von dem Mageli nicht wusste, wie tief er war, machte ihr Angst. Hineinklettern kam deshalb für sie auch nicht infrage. Was, wenn sie abrutschte und in die Tiefe stürzte? Nein! Es musste eine dritte Möglichkeit geben. Nur fiel ihr keine ein.
    Mutlosigkeit erfasste sie. Sollte es das jetzt gewesen sein? Nachdem sie den Eingang gefunden und geöffnet hatte und anschließend viele Stunden unter der Erde herumgewandert war? Musste sie jetzt aufgeben? Dann konnte sie Erin nicht helfen. Vermutlich würde sie ihn niemals wiedersehen.
    Mageli schluckte, um die aufsteigenden Tränen hinunterzuwürgen. Der Kloß im Hals blieb.
    Da half nur essen! Das half meistens, wenn sie frustriert war. Mageli holte den letzten Schokoriegel aus dem Rucksack, wickelte ihn aus und biss ein großes Stück ab. Den Rest des Riegels stopfte sie sich komplett in den Mund.
    Mist! Das miese Gefühl war noch immer nicht verschwunden. Resigniert knüllte Mageli die Plastikverpackung zusammen und warf sie aus dem Handgelenk in Richtung des Abgrunds. Sofort packte sie das schlechte Gewissen. Sie konnte noch so schlecht drauf sein, das war noch lange kein Grund, ihren Müll einfach durch die Gegend zu schmeißen. Doch sie hatte ihr Ziel ohnehin verfehlt, die Plastikhülle lag genau am Rand des Abgrunds. So miserabel hatte Mageli noch nie im Leben geworfen!
    Mürrisch erhob sich Mageli, um den Abfall einzusammeln – und blieb wie angewurzelt stehen. Das konnte doch nicht wahr sein! Sie blinzelte und ging einen Schritt näher. Die Verpackung lag nicht, wie Mageli angenommen hatte, kurz vor dem klaffenden Abgrund. Sie lag darauf, sodass es aussah, als

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