Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Elfenblut

Elfenblut

Titel: Elfenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
sollst?«, fiel ihm Pia ins Wort. Vielleicht waren diese Worte nicht besonders klug gewählt und ganz bestimmt alles andere als diplomatisch, aber sie drückten ganz genau das aus, was sie in diesem Moment empfand.
    Brack war bisher freundlich zu ihnen gewesen und für seine Verhältnisse vermutlich sogar außergewöhnlich großzügig … dennoch traute Pia ihm nicht völlig. Sie kannte Typen wie Brack. Er mochte es ehrlich meinen – in diesem Moment –, aber er war auch ein Schlitzohr – und musste es wohl sein, um in einer Welt wie dieser überleben zu können – und letzten Endes auf seinen persönlichen Vorteil bedacht. Eine interessante Kombination im Zusammenhang mit dem, was er gerade über die Menschen in seiner Stadt gesagt hatte.
    Und darüber hinaus ein ziemlich guter Schauspieler. Der Ausdruck von Verletztheit, mit dem er auf ihre Worte reagierte, hätte sie um ein Haar überzeugt.
    »Ihr könnt gehen, wohin immer ihr wollt«, erklärte er leicht verschnupft. »Das hier ist eine freie Stadt, in der jeder tun und lassen kann …«
    »… was er will, und hingehen oder bleiben, wo er will, und so weiter, ja, ich weiß«, unterbrach ihn Pia. »Aber es gefällt dir nicht, habe ich recht?«
    »Nein«, gestand Brack unumwunden. »Und ich dachte, du würdest das verstehen.«
    »Nimm einfach an, ich wäre ein bisschen begriffsstutzig«, antwortete Pia und fragte sich im Stillen, ob sie es vielleicht war. Alica maß sie aus spöttisch funkelnden Augen, griff nach ihrer Zigarettenschachtel und klappte sie auf und mit einem lautlosen, aber tiefen Seufzen wieder zu, als sie sah, dass sie nur noch fünf Zigaretten enthielt.
    »Du weißt, wofür die Menschen hier dich halten«, sagte Brack. »Ich weiß, dass dir das wahrscheinlich unrecht tut, aber es ist nun einmal so. Es könnte ein wenig … unangenehm für dich werden, wenn du dich draußen zeigst.«
    »Du meinst, die Leute würden mich anstarren«, vermutete Pia. Brack nickte, und sie fügte hinzu: »So wie gestern Abend?«
    »Da warst du immerhin hier, und ich konnte auf dich aufpassen«, antwortete er trocken. Dennoch spürte sie, dass es noch einen anderen Grund für ihn gab, Alica und sie nicht wegzulassen.
    »Du kannst uns ja begleiten«, fügte sie hinzu. Alica legte vielsagend die Stirn in Falten, sagte aber immer noch nichts, und nach einer kleinen Weile schüttelte Brack den Kopf.
    »Das ist vielleicht eine noch schlechtere Idee«, sagte er. »Auf der anderen Seite … möglicherweise solltest du tatsächlich anfangen, WeißWald ein wenig besser kennenzulernen. Immerhin werdet ihr bis zum Frühjahr bleiben, und das ist eine lange Zeit …« Er überlegte einen Moment angestrengt und kam dann zu einem Entschluss. »Ich gebe euch Lasar mit.«
    »Als Aufpasser?«
    »Um eure Fragen zu beantworten. Ihr werdet bestimmt eine Menge davon haben. Und um dafür zu sorgen, dass ihr nicht von jedem Händler auf dem Markt übers Ohr gehauen werdet. Das sind alles Banditen, müsst ihr wissen.«
    »Na, dann können wir ja von Glück sagen, dass wir an den einzigen ehrlichen Geschäftsmann der Stadt geraten sind«, erwiderte Pia – vorsichtshalber so leise, dass Brack die Worte nicht verstand. Oder vielleicht doch, denn er warf ihr einige schräge Blicke zu, bevor er den Kopf in den Nacken legte und brüllte, so laut er nur konnte: »Lasar, du nichtsnutziger, überflüssiger Fresser! Hör auf, dich irgendwo rumzudrücken und geh nach oben! Hol die Mäntel der Erhabenen und ihrer Freundin, und dann begleitest du sie auf den Markt! Und Kronn sei dir gnädig, wenn du dich wieder übervorteilen lässt oder gar etwas für dich abzweigst!«
    Lasar zeigte sich nicht, aber über ihren Köpfen polterten plötzlich Schritte, und Brack machte eine ernste Geste und ein dazu passendes noch ernsteres Gesicht. »Du solltest dein Haar besser bedecken, Pia. Und auch die Kleidung deiner Freundin ist … vielleicht nicht unbedingt in der Öffentlichkeit angemessen.«
    Alica sah sie fragend an, aber Pia zog es vor, auch das besser nicht zu übersetzen.
    »Ihr werdet Geld brauchen«, fuhr Brack fort, stand auf und kam einen Moment später mit einem Lederbeutel zurück, aus dem er eine Anzahl Münzen nahm, die er vor ihr auf den Tisch legte, sie einen Atemzug lang stirnrunzelnd ansah, um dann drei oder vier davon wieder wegzunehmen und in den Beutel zurückzuwerfen. »Das wird reichen, um Stoff für zwei Kleider zu kaufen. Lasar wird euch bei den Preisen behilflich sein. Ich strecke euch

Weitere Kostenlose Bücher