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Elfenblut

Elfenblut

Titel: Elfenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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erinnerte, dass sie gerade einmal (sie lauschte in sich hinein und erschrak. Großer Gott!), gerade einmal vier Stunden geschlafen hatte. Und sie wunderte sich, dass sie kaum die Augen offen halten konnte?
    »Scheint ja gestern Abend ein voller Erfolg gewesen zu sein«, sagte Alica, als Pia Brack nicht den Gefallen tat, auf das Stichwort zu reagieren, das er ihr gegeben hatte, sondern ihn nur müde ansah.
    »Ach?«, murmelte sie.
    »Wenn ich deinen neuen Freund richtig verstanden habe«, fuhr Alica aufgeräumt fort, »dann sind die meisten nur deinetwegen gekommen. Wie es aussieht, hat der Weiße Eber eine neue Attraktion.«
    »Toll«, maulte Pia. »Davon habe ich immer geträumt, weißt du?«
    »Hätte schlimmer kommen können«, antwortete Alica leichthin. Sie nahm den unwiderruflich letzten Zug aus ihrer Zigarette, bei dem die Glut schon den Rand des Filters berührte, bedachte den Glimmstengel mit einem wehleidigen Blick und schnippte ihn dann zielsicher einen halben Meter neben den Kamin.
    »Denk daran, was dieser Istvan gesagt hat«, fuhr sie fort, während Brack ihr einen anklagenden Blick zuwarf und sich dann ächzend nach der Kippe bückte, um sie in die Flammen zu werfen. »Die Leute hier sehen es nicht gern, wenn man nichts tut. Wir brauchen einen Job.«
    Pia konnte sich nicht daran erinnern, dass Istvan das gesagt hatte, doch bevor sie antworten konnte, mischte sich Brack ein.
    »Was sagt deine Freundin von Istvan?«
    »Ich dachte, du verstehst unsere Sprache nicht?«
    »Den Namen habe ich verstanden«, antwortete Brack. »Und er ist ein gutes Stichwort. Ich habe heute Morgen mit Istvan gesprochen.«
    Heute Morgen? Pia warf dem Wirt einen missmutigen Blick zu. Heute Morgen? Schlafen die Leute hier eigentlich nie? Sie maß Brack mit neuer Aufmerksamkeit und stellte ohne große Überraschung fest, dass er genauso unverschämt wach und ausgeruht aussah wie Alica. Sie beschloss, das beiden persönlich übel zu nehmen.
    »Er war da«, bestätigte Brack. »Jemand hat ihm wohl zugetragen, dass du gestern hier im Weißen Eber gearbeitet hast.«
    »Ich habe ausgeholfen«, verbesserte ihn Pia betont. »Ausnahmsweise.«
    Brack ignorierte das. »Vermutlich ein neidischer Konkurrent«, fuhr er Grimassen schneidend fort. »Die Welt ist schlecht, und die Menschen hier sind viel großzügiger mit ihrem Neid als mit Freundlichkeiten. Aber ich nehme an, das ist dort, wo du herkommst, auch nicht anders.«
    Pia machte sich nicht einmal die Mühe, darauf zu antworten.
    »Ich konnte ihn überzeugen, vorerst nichts zu unternehmen«, fuhr Brack fort. »Wir müssen natürlich ein wenig an deinem … äh … Äußeren arbeiten.«
    An meinem Äußeren? Pia blickte an sich hinab und suchte vergeblich nach irgendeinem Argument, um ihm zu widersprechen. Das Kleid war nicht besser geworden, weil sie darin geschlafen hatte, und ihr fiel erst jetzt, im hellen Tageslicht, auf, wie schmutzig und abgetragen es wirklich aussah. Eigentlich kam es schon einem kleinen Wunder gleich, dass es ihr nicht bei der kleinsten Bewegung am Leib auseinanderfiel. Außerdem war es an einigen besonders prekären Stellen so verschlissen, dass es schon beinahe durchsichtig war.
    »Hm«, machte sie.
    »Gefällt unserem Wohltäter und Beschützer etwa dein Outfit nicht?«, stichelte Alica. Pia schenkte ihr einen bösen Blick.
    »Heute ist Markttag, wie es der Zufall will«, fuhr Brack fort. »Wenn ich eure Maße hätte, dann würde ich auf den Markt gehen und ein neues Kleid für dich und eines für deine Freundin kaufen.«
    Pia starrte ihn an und wartete darauf, dass er vorschlug, besagte Maße gleich persönlich abzunehmen, aber so lebensmüde war er anscheinend doch nicht.
    »Andererseits«, fuhr er fort, »dürfte es schwer sein, für jemanden eurer Größe ein Kleid auf dem Markt zu finden. Vielleicht sollten wir einfach Stoff kaufen, und ihr schneidert euch selbst etwas Passendes.«
    »Schneidern?«, wiederholte Pia fast entsetzt.
    Alica riss die Augen auf. »Was hat er gesagt?«
    Pia übersetze, und Alica machte ein noch ungläubigeres Gesicht. »Schneidern? Sehe ich aus wie eine sizilianische Gastarbeitermama?«
    Das übersetzte Pia vorsichtshalber nicht. »Das … wird sich zeigen«, sagte sie ausweichend. »Vielleicht sollten wir selbst auf den Markt gehen und Stoff kaufen«, schlug sie vor.
    »Stoff kaufen«, wiederholte Alica.
    Brack wirkte nicht begeistert. »Ich weiß nicht, ob …«, begann er.
    »… du uns allein auf die Straße lassen

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